Am Flughafen Köln/Bonn streiken seit Freitagmorgen (17. März) die Gewerkschaftsmitglieder für mehr Lohn.
Menschenleere Hallen statt Trubel100 Flüge fallen aus – So läuft der Warnstreik am Flughafen Köln/Bonn
Der Flug vom Flughafen Köln/Bonn nach Venedig ist einer der wenigen, die nicht ausfallen, sondern umgeleitet werden. Mit dieser Information vom Check-In-Schalter begeben sich am Freitagvormittag Karen und Christian Schütten mit ihrem Reisegepäck durch die weitgehend menschenleeren Hallen an Terminal 1 des Flughafens zum Schalter ihrer Airline.
Normalerweise herrscht hier zum Beginn des Wochenendflugverkehrs reges Treiben und dichtes Gedränge in den Gängen.
Ihr Weg führt das Paar aus Lohmar vorbei am Verdi-Streikposten, an dem sich seit sechs Uhr morgens die Mitglieder der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft versammeln, um ihre Forderungen nach zehneinhalb Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr Lohn, monatlich zu bekräftigen. „Wir wussten von dem Streik und haben auch Verständnis für das Anliegen“, sagt Karen Schütten. „Trotzdem hofft man ja immer, dass man selbst nicht davon betroffen ist“, räumt sie ein. Wann und über welche Route die beiden ihre Italien-Reise beginnen werden, ist völlig ungewiss, das Paar bleibt optimistisch. Allerdings sind von den regulär 148 Passagierflügen auf dem Flugplan des Airports am Freitag bereits vorab 60 Starts sowie 40 Landungen in Köln/Bonn gestrichen worden.
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Flughafen Köln/Bonn: Streik bis Samstagmorgen geplant
Die etwa 100 Beschäftigten im öffentlichen Dienst am Flughafen sowie rund 250 Menschen aus dem Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle tätig sind, haben den Aufruf zu einem ganztägigen Warnstreik umgesetzt. Aufgrund von Schichtdiensten lag der Beginn des Ausstands in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Enden soll die Aktion in den frühen Morgenstunden am Samstag, bis dahin kann es zu starken Einschränkungen bei der Frachtkontrolle am Flughafen kommen.
Auch die knapp 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Tagesschicht der Flughafenfeuerwehr zeigen sich solidarisch mit den Streikenden und reduzieren ihre Arbeit „auf Notfälle und dem Berufsethos entsprechend, falls nötig, auf die Rettung von Menschenleben“, wie ein Feuerwehrmann vor Ort erläutert. „Der gemeinsame Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber ist nötig, weil in den bisherigen Verhandlungen weder im öffentlichen Dienst noch im Luftsicherheitsbereich ein akzeptables Angebot unterbreitet wurde“, betont Gewerkschaftssekretär Frank Michael Munkler am Streikposten.
Verdi-Geschäftsführer zum Streik: „Mieten müssen bezahlt und der Kühlschrank gefüllt werden“
„Die Beschäftigten brauchen mehr Geld, die hohen Energie- und Lebensmittelpreise lösen existenzielle Ängste bei Beschäftigten aus. Mieten müssen bezahlt und der Kühlschrank gefüllt werden“, so Munkler weiter. Die nach Angaben von Verdi angebotenen Verhandlungen mit dem Flughafen Köln/Bonn zu einer Notdienstvereinbarung seien zuvor gescheitert, aus Gewerkschaftssicht war der Flughafen nicht gewillt, grundlegende Rechte der Gewerkschaft im Rahmen der Vereinbarung anzuerkennen und habe unbedingt den Normalbetrieb im Frachtbereich aufrechterhalten wollen.
„Wir halten den Schutz von Leib und Leben für ebenso wichtig wie das Streikrecht“, teilt Verdi-Bezirksgeschäftsführer Daniel Kolle mit. Die Gewerkschaft habe daraufhin einseitig eine Erklärung zu Notdiensten abgegeben, um grundlegende Funktionen zum Schutz von Menschen zu sichern. Diese Notdienste dienen ausschließlich zur Sicherstellung von Einsätzen der am Flughafen Köln/Bonn stationierten Rettungshubschrauber, von Einsätzen bei Notlandungen sowie zur Gewährleistung medizinisch zwingend erforderlicher Ambulanz- und medizinischer Transportflüge.
Flughafen Köln/Bonn: Passagiere sollen sich vorab informieren
Humanitäre Hilfs- und Versorgungsflüge in Katastrophengebiete mit oberster Priorität sowie die Gefahrenabwehr und die Sicherung von Gebäuden und Anlagen am Flughafen Köln/Bonn sind demnach ebenfalls gewährleistet. Ob über die 100 sicher betroffenen Passagierflüge hinaus am Freitag infolge der Streiks noch weitere Flugstreichungen oder Umleitungen vorgenommen werden müssten, kann nach Angaben des Flughafens über den gesamten Tag gesehen nicht ausgeschlossen werden.
Passagiere werden dringend gebeten, sich vor der Anreise zum Airport bei ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter nach dem Status ihres Fluges zu erkundigen. Weitere Informationen zu den erheblichen Beeinträchtigungen des Flugbetriebs sowie aktuelle Angaben zum Flugplan sind auf den Seiten des Flughafens Köln/Bonn im Internet abrufbar.