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Problem für DrachMithäftling dealte 88 Kilo Heroin und verpfiff schon Drogen-Barone

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Reemtsma-Entführer Thomas Drach wird von einem ehemaligen Mithäftling aus der JVA Köln schwer belastet.

Köln – Drogengeschäfte riesigen Ausmaßes wirft die Staatsanwaltschaft einem Mann aus Kleve vor, dem vor dem dortigen Landgericht bis zu 15 Jahren Haft drohen. Nachdem er aufgeflogen war, legte der 40-Jährige ein umfassendes Geständnis ab. Er verriet Hintermänner und kam in ein Zeugenschutzprogramm. Zuletzt soll er sogar seinen eigenen Bruder belastet haben. In der JVA Köln traf der gelernte Schweißer auf Reemtsma-Entführer Thomas Drach – der hat nun ein großes Problem.

Drach soll laut Zeuge weitere Entführung geplant haben

Als Schwätzer und Wichtigtuer hatte Drachs Verteidiger Andreas Kerkhof den brisanten Zeugen abgetan, der im Juni zum ersten Mal beim laufenden Prozess im Landgericht Köln ausgesagt hatte. Der 40-Jährige berichtete, im Hobbyraum der JVA auf Thomas Drach getroffen zu sein, man habe Billard gespielt und zusammen gekocht. Drach habe bei diesen Gelegenheiten geplaudert und drei ihm zur Last gelegte Raubüberfälle auf Geldtransporter zugegeben.

Schockiert habe es ihn, so der ehemalige Mitgefangene, dass Drach auch nicht davor zurückgeschreckt wäre, bei seinen Überfällen auf Frauen und Kinder zu schießen. Das habe der Reemtsma-Entführer ihm gegenüber geäußert. Auch habe Drach gesagt, dass er und seine Komplizen bereits eine weitere spektakuläre Entführung geplant hätten. Ziel sei diesmal „die reichste oder zweitreichste Frau Europas“ gewesen. Man habe 30 Millionen Euro erpressen wollen.

Brisante Gespräche im Hobbyraum der JVA?

Warum er gegen Drach aussagte, hatte der Mann mit seinem Zeugenschutzprogramm erklärt. „Ich muss die Wahrheit sagen“, erklärte der Mann, auch solle er Straftaten melden. Das habe er so unterschrieben. Als Drachs zweiter Verteidiger Dirk Kruse dies anhand des Original-Schriftstücks widerlegte, erklärte der Zeuge, er habe es so verstanden. Davon abgesehen: „Auch wenn ich es anders verstanden hätte, ich hätte das Herrn Drach nicht durchgehen lassen“, so der Zeuge.

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Kruse versuchte danach, die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu erschüttern und präsentierte Listen aus der JVA Köln. Demnach habe sich der 40-Jährige im Zeitraum Februar bis April 2022 nie allein mit Drach im Hobbyraum aufgehalten. Zu den geschilderten Vier-Augen-Gesprächen habe es also zumindest hier nicht kommen können. Der Mithäftling widersprach. Es gebe zwei Räume, er habe mit Drach allein Billard gespielt, andere hätten sich nebenan bei der Tischtennisplatte aufgehalten.

Kronzeuge hat nicht nur Thomas Drach verpfiffen

Da es bisher keine objektiven Beweise gibt, könnten die Aussagen des ehemaligen Mithäftlings zum großen Problem für Drach werden, dessen Verteidiger einen Freispruch erreichen wollen. Der Zeuge hatte schließlich schon mehrere Männer verpfiffen. Ein Zollfahnder bestätigte in Kleve, dass auf der Grundlage der Aussagen mehrere Festnahmen erfolgen konnten. Der 40-Jährige soll unter anderem am Schmuggel von 88 Kilogramm Heroin in einem Lastwagen nach Irland beteiligt gewesen sein.

Thomas Drach werden insgesamt vier Raubüberfälle mit einer Beute von etwa 230.000 Euro vorgeworfen. Die Tatorte sind zweimal Köln, Limburg an der Lahn und Frankfurt am Main. Laut des Zeugen habe Drach ihm gegenüber lediglich den Raub in Frankfurt abgestritten. Da bei den Überfällen zwei Geldboten angeschossen wurden, droht Drach wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe, dazu die Sicherungsverwahrung.