- Der Stadtrat hat beschlossen, dass die Stadt zwei mobile Räume zum Drogenkonsum an den Neumarkt bringen soll.
- Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ arbeitet die Verwaltung jedoch an einer neuen Lösung.
- Diese sieht einen Schutzraum aus Containern direkt neben der Stadtbibliothek vor. Die Stadt hat diese Version nun bestätigt.
Köln-Innenstadt – Um die Lage auf dem Neumarkt zu entspannen, wollte die Stadt zwei Drogenmobile anschaffen, die ab Oktober im Einsatz sind. Die beiden Fahrzeuge – in einem wird sich ein Drogenkonsumraum mit vier Plätzen, im anderen ein Raum für Beratung befinden – sollen solange eingesetzt werden, bis es einen festen Standort in Neumarktnähe gibt.
So hat es der Stadtrat in großer Einmütigkeit beschlossen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ arbeitet die Stadtverwaltung zurzeit an einer neuen Lösung, die für Diskussionen sorgen wird – nicht nur, weil sie vom Ratsbeschluss abweicht.
So sollen die beiden mobilen Einrichtungen, die wahrscheinlich auf dem Platz zwischen dem Museum Schnütgen und der Kirche St. Peter an der Jabachstraße stehen werden, nur kurze Zeit benutzt werden. Ziel der Verwaltung ist der Aufbau einer Einrichtung in Containerbauweise in unmittelbarer Nähe der Stadtbibliothek sein. Diese Informationen bestätigte die Stadt am Freitagabend in einer Mitteilung. Die Container werden kommen.
Dieses deutlich größere Provisorium soll dann solange genutzt werden, bis eine feste Einrichtung in der Lungengasse möglich wird. Offiziell sagt die Stadt noch nichts. Zunächst soll im Juli der Gesundheitsausschuss informiert werden, dann sind Veranstaltung mit Anwohnern und Vertretern der Kultureinrichtungen am Neumarkt geplant.
Gute Erfahrungen in Berlin
Sozialdezernent Harald Rau war nie ein Freund der mobilen Konsumräume. Sie seien zu klein, und deshalb sei ihre Wirkung beschränkt. Zu einem solchen Angebot für Süchtige gehörten sanitäre Einrichtungen und ein Aufenthaltsraum, damit man die Menschen von der Straße bekomme.
Die Politik folgte dieser Argumentation nicht. Die mobilen Stationen seien als Übergangslösung ausreichend. Die Vorreiter in Berlin würden gute Erfahrungen machen. Außerdem wird die Wirkung eines Aufenthaltsraum bestritten. Die Junkies würden sich auch bei größeren Räumen weiter im Freien treffen wollen.
Egal, welcher Argumentation man folgen möchte: Der Ratsbeschluss ist eindeutig. Die Politik wollte die mobilen Einrichtungen und keine neues Containergebäude in der Innenstadt. Rau, der seinen Vorschlag offenbar mit der Kultur- und Bauverwaltung abgestimmt hat, wird Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Die mobilen Einrichtungen sind bereits recht teuer. Für ihre Anschaffung sind 206 000 Euro veranschlagt worden, hinzu kommen 800 000 Euro für Betreuer und den Betrieb des Beratungsangebots. Für die nun diskutierte doppelte Übergangslösung müsste der Stadtrat noch einmal eine zusätzliche, nennenswerte Summe locker machen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Den größten Ärger aber wird wohl der Standortvorschlag für den Containerbau verursachen: Die direkte Nachbarschaft zur Stadtbücherei, in der täglich Hunderte, an manchen Tagen gar Tausende Kinder und Jugendliche ein und aus gehen, ist nicht ohne Brisanz. Die Container sollen wohl hinter der Bibliothek stehen, also nicht direkt in der Nähe des Eingangs. Doch das kann sich ändern, wenn im nächsten Jahr die Generalsanierung der Zentrale der Stadtbücherei beginnt. Der Umbau, der 50 bis 60 Millionen Euro kostet, erfolgt bei laufendem Betrieb.
Therapie-Bahandlung mit Heroin
Für weniger Diskussionen dürfte der Vorschlag sorgen, im letzten Schritt die Substitutionsambulanz des Gesundheitsamtes in der Lungengasse zum Drogenkonsumraum umzubauen. Für diese Einrichtung, wo unter anderem Methadon ausgegeben wird aber auch Therapie-Behandlungen mit Heroin angeboten werden, müsste jedoch ein neuer Ort gesucht werden, was für neue Schwierigkeiten sorgt.
Für die Stadt und Drogenhilfe-Einrichtungen ist die Suche nach Standorten für ihre Angebote schwierig. Die meisten Menschen möchten sie nicht in der Nachbarschaft haben. So platze der Plan, in ein geeignetes Ladenlokal in der Thieboldsgasse zu ziehen, nachdem der Eigentümer einen Vorvertrag gekündigt hatte. Anwohner hatten massiv gegen die Einrichtung des Drogenkonsumraums protestiert.