Köln – Die Umgestaltung der Ehrenstraße, die seit kurzem Fußgängerzone ist, schreitet voran. Am Mittwoch wurden in ehemaligen Parkbuchten sogenannte „Stadt-Terrassen“ aufgebaut. Die mit Pflanzkübeln eingerahmten Sitzmöglichkeiten wurden von Passanten auch sofort genutzt. Doch ansonsten ist die Situation auf der Einkaufsstraße problematisch.
Immer noch fahren Autos trotz des Verbots durch die Straße. Und Fußgänger und Radfahrer – die weiterhin die Fahrbahn nutzen dürfen – kommen sich oft in die Quere. Es scheint fast so, als hätte sich für die Fußgänger nichts geändert: Sie müssen wie zuvor auf den engen Gehsteigen bleiben, um nicht in Gefahr zu geraten.
Annett Polster, Geschäftsführerin von Stadtmarketing, übt Kritik: „Straßen vom Autoverkehr zu befreien, ist sicherlich ein möglicher Weg, Innenstädte attraktiver zu gestalten. Allerdings teilen sich auf der Ehrenstraße noch immer Fußgänger und Radfahrer den gleichen Straßenraum. Das ist teils lebensgefährlich, denn die Radfahrer sind teilweise mit hoher Geschwindigkeit und großer Rücksichtslosigkeit unterwegs. Unfälle nehmen stetig zu und oft sind die Radfahrer weg, bevor sich der Fußgänger vom Schock erholt hat.“ Sie findet: Die Bereiche für Fußgänger und Radfahrer müssen getrennt werden.
Auf Ehrenstraße waren Konflikte erwartbar
Ähnlich kritisch beurteilt Christoph Schmidt, Vorsitzender des ADFC Köln, die Situation: „Wir freuen uns, dass die Ehrenstraße nun autofrei ist. Aber wir haben schon vorher gewarnt, dass bei diesem Modell Konflikte erwartbar sind.“ Die Ehrenstraße sei eine der Haupt-Radverkehrsachsen in Köln und so auch im Verkehrsplan der Stadt festgelegt. Radfahrer könne man also nicht einfach ausschließen.
Allerdings könne das Miteinander von Radfahrern und Fußgängern nur funktionieren, wenn die Fußwege sehr breit sind und die Radler in der Mitte fahren. So sei es auch am verkehrsberuhigten Eigelstein, der offiziell eine Fahrradstraße ist, geregelt worden. Dort wurden die ehemaligen Bürgersteige und die Fahrbahn auf eine Ebene gebracht.
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Natürlich müssten sich auch bei dieser Lösung beide Nutzer an die Regeln halten: Bei einer Fahrradstraße dürfen die Fußgänger nicht einfach im Mittelbereich laufen, der für die Radler vorgesehen ist. „Und die Radler müssen sich auch tempomäßig anpassen“, sagt Schmidt. Also nicht einfach durchrasen – wie sie es vielfach auch auf der Ehrenstraße noch tun.
Terrassen bleiben bis Juni auf Ehrenstraße
Die neuen Terrassen-Möbel sollen erst einmal bis Anfang Juni auf der Ehrenstraße stehen – sie sind nur geliehen. Parallel arbeite die Verwaltung an einer eigenen Stadtmöblierung, die anschließend für die Zeit bis zur „baulichen Umgestaltung“ der Ehrenstraße zum Einsatz kommen wird. Nach Auskunft einer Stadtsprecherin ist eine durchgehende Gestaltung ohne Bordsteine geplant. Mit dem Baubeginn sei 2024 zu rechnen.