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Seniorin drehte den Spieß umKölner Trickbetrüger tappen selbst in die Falle – jetzt steht das Urteil fest

Lesezeit 2 Minuten
Die Angeklagten mit Verteidiger Markus Haupt und einer Dolmetscherin beim Prozessaauftakt im Landgericht Köln

Die Angeklagten mit Verteidiger Markus Haupt und einer Dolmetscherin beim Prozessaauftakt im Landgericht Köln

Zwei Angeklagte wollten eine Kölner Seniorin um ihr Erspartes bringen.

Sie hofften auf ein argloses Opfer, doch die Enkelbetrüger gerieten an eine resolute Seniorin und tappten selbst in die Falle. Die Kölnerin hatte am Telefon den Spieß herumgedreht und die Täter so lange hingehalten, bis die Polizei kam. Nun müssen die Angeklagten ins Gefängnis, für dreieinhalb und vier Jahre. Das Landgericht übertraf mit dem Urteil sogar die Anträge der Staatsanwaltschaft.

Köln: Verteidiger hat bereits Revision eingelegt

Nur jeweils zweieinhalb Jahre Haft hatte die Anklagebehörde gefordert, die Verteidiger Markus Haupt und Bernhard Scholz nach umfassenden Geständnissen der Mandanten milde und bewährungsfähige Strafe. Aufgrund der perfiden Vorgehensweise der Bande mit Fokus auf Senioren und den Vorstrafen der Angeklagten sah das Gericht aber keinen Raum für noch mildere Strafen.

Während der 41-jährige Angeklagte schon mehrere Jahre in Haft saß, muss sein 20 Jahre älterer Komplize zum ersten Mal in seinem Leben hinter Gitter, zuvor hatte er eine Bewährungsstrafe erhalten. Verteidiger Scholz spricht von einer unangemessen hohen Bestrafung und hat bereits Revision eingelegt. „Wir sprechen hier lediglich von einer einzigen Tat, die auch noch im Versuchsstadium stecken geblieben ist“, sagt Scholz.

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Köln: Im Heimatland von den Hinterleuten engagiert

Die Angeklagten hatten angegeben, in ihrem Heimatland Polen von den Drahtziehern des geplanten Enkelbetrugs angesprochen worden zu sein. Gegen jeweils 1000 Euro Entlohnung, die sie von einer etwaigen Beute hätten behalten dürfen, reisten die beiden Männer nach Deutschland. Sie quartierten sich in einem Hotel ein und warteten auf Anweisungen der Hinterleute per Handy.

Der versuchte Betrug begann mit einem Telefonanruf bei der Kölner Seniorin in Neuehrenfeld. Eine Frau gab sich als deren Enkelin aus, sie habe einen Unfall verursacht. Ein Kind sei dabei getötet worden. Ein „Polizist“ übernahm, sprach von einer nötigen Kaution von 81.000 Euro, ansonsten müsse die Enkelin in Untersuchungshaft. Doch die 87-Jährige erkannte das Schauspiel sofort.

Kölner Polizei nimmt Täter auf frischer Tat fest

Nachdem sie in der Vergangenheit schon einmal Trickbetrüger entlarvt hatte, ging die Seniorin wieder zum Schein auf die Forderung der Täter ein, sie habe immerhin 40.000 Euro Bargeld im Haus. Währenddessen alarmierte der Ehemann die gemeinsame Tochter und die wiederum die Polizei. Als der 41-jährige Angeklagte dann als „Abholer“ des Geldes auftauchte, wurde er festgenommen.

Der 61-jährige Komplize hatte in der Nähe des Tatorts in einem VW Passat gewartet, auch er konnte sofort festgenommen werden. Beim Prozessauftakt hatten die Angeklagten über die Anwälte erklärt, zwar nicht von Anfang an in die konkreten Pläne eingeweiht gewesen zu sein. Doch sei den Männern klar gewesen, dass es sich um eine Straftat handeln würde, in die sie verwickelt worden seien.