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Problemzone Kölner Ringe„Es ist einfach sehr schwulenfeindlich geworden“

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Eine Flagge an der Schaafenstraße

Köln – „Wir müssen Angst haben“, sagt Hugo Winkels, Sprecher des Kölner Lesben- und Schwulentags, zum tödlichen Angriff auf einen 25-jährigen Transmann am Rande des CSD in Münster. Der 20 Jahre alte Tatverdächtige soll am 27. August mehrere Frauen homophob beschimpft und bedroht haben. Den Ergebnissen der Ermittlungen zufolge bat der 25-Jährige ihn, die Beleidigungen zu unterlassen; darauf schlug der Jüngere mindestens einmal mit der Faust zu.

Das Opfer fiel hin, prallte mit dem Kopf auf den Asphalt und starb, ins künstliche Koma versetzt, im Krankenhaus. „Queerfeindliche Gewalt ist kein Geheimnis“, sagt Winkels. In Städten wie Münster oder Köln würde man eine solche Tat kaum erwarten, allerdings könne er aus eigener Erfahrung sagen: „Es ist schlimmer geworden.“ In den 90er Jahren habe er mit seinem damaligen Lebensgefährten „Hand in Hand durch die Stadt gehen“ können, ohne behelligt zu werden.

Queerfeindliche Attacken in Köln

Heutzutage sei dies etwa auf den Ringen unmöglich: „Es ist einfach sehr schwulenfeindlich geworden.“ Was sich in jüngerer Zeit auch in der Schaafenstraße gezeigt habe, einem beliebten Treffpunkt der Szene. Im Juli 2021 fuhr ein Autofahrer nach homophoben Beleidigungen einen 34-jährigen Mann vorsätzlich an. Und in diesem Juni attackierte dort eine Gruppe von fünf Männern drei lesbische Frauen. Ein Täter haben sie gepackt, an den Haaren gezogen und hat mit mehreren Faustschlägen auf mich eingeschlagen“, erzählte eine von ihnen. „Ich war dann zwei Minuten bewusstlos.“

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Hugo Winkels

Mit Blick auf den Fall in Münster sagt Winkels, er habe Sorge, das künftig Menschen aus der queeren Community „keine Zivilcourage mehr zeigen“, wenn andere angepöbelt werden, und lieber vorbeigehen würden. Prinzipiell fordert er, endlich das Vorhaben der Ampel-Koalition umzusetzen, den Gleichbehandlungsartikel des Grundgesetzes sowohl um die sexuelle als auch die geschlechtliche Identität zu erweitern.

Das gäbe anti-queerer Kriminalität ein größeres juristisches Gewicht. Für die Verfassungsänderung ist im Bundestag eine Zweidrittelmehrheit nötig. Dass die Union, ohne deren Stimmen sie nicht zu erreichen ist, sich noch „sträube“, sei ein Unding, denn: „Es geht um Menschenleben.“

„anway“-Leiter Jürgen Piger: „Anfeindungen haben zugenommen“

Auch Jürgen Piger, der seit zwölf Jahren das queere Jugendzentrum „anyway“ leitet, spricht davon, die Stimmung in der Stadt sei nach seiner Beobachtung aggressiver geworden. Früher sei es relativ ruhig zugegangen, doch in den letzten vier, fünf Jahren hätten die Anfeindungen zugenommen, „gerade auf den Ringen“.

Er erklärt sich den Stimmungswechsel mit der größeren „Sichtbarkeit“ queerer Menschen; umso heftiger falle die „Gegenreaktion“ aus. Nach den Anliegen der Frauen- sowie der Schwulen- und Lesbenbewegung sei nun das Thema Transgender nach vorne gerückt. Davon fühlten sich viele Menschen verunsichert und auch provoziert, denn nichts Geringeres als das „binäre System“ der Geschlechtszuordnung stehe infrage. „Das Thema ist komplexer geworden.“

„Gewalt wird endlich wahrgenommen“

„Queerfeindliche Gewalt hat es immer gegeben, und aktuell wird das endlich auch wahrgenommen“, sagt Meike Nienhaus, Geschäftsführerin der Einrichtung „Rubicon“, zu deren Aufgaben es gehört, Opfer solcher Gewalt zu beraten. Sie komme im öffentlichen Raum ebenso vor wie in Wohngemeinschaften und Familien.

Aktuell hätten viele Menschen Angst. Besonders erschreckend sei der Angriff in Münster, weil er ausgerechnet beim CSD, einer eigentlich friedlichen Feier, passiert sei. Nienhaus: „Da schützt eine Person eine andere und bezahlt dafür mit ihrem Leben.“ Die Dunkelziffer der Gewaltfälle sei hoch. Um diese Fälle zu erfassen, erarbeite das Queere Netzwerk NRW, das seinen Sitz in Köln hat und dem das „Rubicon“ angehört, zurzeit im Auftrag der Landesregierung ein Konzept für eine zentrale Meldestelle.

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Prävention durch Aufklärung sei dringend nötig, besonders bei jungen Menschen, betont Nienhaus. Als krasses Beispiel für homophobe Gewalt in dieser Altersgruppe führt sie einen Fall aus Herne an: Ende März dieses Jahres wurde dort ein 15-jähriges Transmädchen von drei Jungen angegriffen und lag hinterher mehrere Tage im Koma.