Köln-Innenstadt – Mit einer öffentlichen Präsentation des Entwurfs für ein NSU-Mahnmal im Museum Ludwig hat die Debatte um seinen Standort noch einmal an Schärfe zugenommen. Die städtische Kultureinrichtung hatte sich öffentlichkeitswirksam auf die Seite derer geschlagen, für die nur die Ecke Keupstraße/Schanzenstraße als Standort infrage kommt. Doch dieses Grundstücke gehört einer privaten Eigentümergemeinschaft, die diese exponierte Stelle nicht hergeben will.
Innerhalb der Stadtverwaltung findet das Vorgehen des Museums nicht überall Verständnis. Mit der Positionierung verbindet sich nicht nur Kritik an den Grundstückseigentümern sondern auch an den Verantwortlichen im OB-Büro, der Kulturverwaltung und der Stadtplanung, weil ein entsprechender Ratsbeschluss seit Jahren nichts umgesetzt wird. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte dafür geworben, über einen alternativen Standort nachzudenken – eine Position, die beim Präsentationstermin im Museum mit deutlichen Worten von allen Anwesenden abgelehnt wurde.
„In der Stadtverwaltung macht jeder, was er will“, kommentiert der Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD) die Lage. Als erster Politiker mit einem wichtigen Mandat äußert er öffentlich Verständnis für die Grundstückseigentümer, die für das platzgreifende Mahnmal keine Abstriche bei ihren Bebauungsplänen machen wollen.
„Das Dilemma war absehbar“, so Fuchs. Der Standort, den der Künstler, die Kulturverwaltung und die Interessenvertreter der Anwohner wollen, habe nie zur Verfügung gestanden. „Jeder hat gewusst, dass die Stadt auf das Grundstück keinen Zugriff hat – von Anfang an.“ Der Bezirksbürgermeister wirbt für eine pragmatische Lösung und will die Beteiligten noch einmal an den Tisch bringen. „Wenn sich aber keiner bewegt, wird es mit dem Mahnmal nichts werden.“
Im Kreise der Grundstückseigentümer gibt es Bewegung – aber in eine ganz andere Richtung, als es die Mahnmal-Befürworter wünschen. Das Grundstück gehört mehreren Eigentümern aus dem Umfeld der Firma Brainpool. Dort gibt es allerdings zur Zeit viel Streit, was Beobachter an der Handlungsfähigkeit der Eigentümergemeinschaft zweifeln lässt.
Ihr Sprecher Bernd Odenthal bestätigt, dass man zur Zeit prüfe, ob man das Grundstück überhaupt selbst bebauen will und kann. Würde man verkaufen oder sich mit einem Investor zusammen tun, begännen alle Debatten wieder bei Null. Auch Odenthals Gesprächsbereitschaft und sein vorsichtiges Angebot, über einen alternativen Standort auf dem Gelände nachzudenken, wäre dann nicht mehr viel wert. Es würden weitere Jahre verstreichen.
So spricht nun vieles dafür, sich auf die Suche nach einem neuen Ort für das Mahnmal zu machen und sich von der Abhängigkeit von den Eigentümern des Eckgrundstücks zu befreien. Vorschläge für Alternativen gab es. Doch die sind mit Hinweis auf die Ablehnung der Anwohner von der Kulturverwaltung den Ratspolitikern gar nicht mehr zur Abstimmung vorgeschlagen worden. Der Künstler Ulf Amide lehnt es ab, über einen anderen Standort zu diskutieren. Auch die Sprecher der Anwohner sind bislang nicht bereit, den Plan aufzugeben, das Mahnmal genau auf die Ecke Keupstraße/Schanzenstraße zu bauen.
Der Dialog wird zudem dadurch erschwert, dass es neben der IG Keupstraße noch andere Akteure gibt, die sich im Streit um den Standort für das Denkmal wenig kompromissbereit zeigen.