Ende 2025 soll die Umstellung auf die elektronische Steuerung von bis zu 1300 Zügen täglich im Bahnknoten Köln abgeschlossen sein. Bis dahin wird es mehrere Vollsperrungen geben.
Bis MontagmorgenKölner Hauptbahnhof wegen Bauarbeiten für zwölf Stunden gesperrt
Der Kölner Hauptbahnhof wird am Sonntag, 5. November, ab 17 Uhr zum zweiten Mal in diesem Jahr für den Fern- und Regionalverkehr gesperrt. Das betrifft die Gleise 1 bis 9. Nur die S-Bahnen und die Regionalbahn 25 (Köln-Gummersbach-Lüdenscheid) fahren wie gewohnt. Die Sperrung soll am Montagmorgen, 5 Uhr, rechtzeitig vor dem Berufsverkehr aufgehoben werden. In der Sperrzeit wird der Fernverkehr zum Großteil über Köln-Messe/Deutz umgeleitet.
Zugausfälle wegen Personalmangel, Verspätungen wegen zahlloser Baustellen in Nordrhein-Westfalen – und jetzt schon wieder der Kölner Hauptbahnhof dicht. Mutet die Bahn ihren Kunden nicht zu viel zu?
Aus deren Sicht schon. Doch mehr als 1300 Zugfahrten täglich lassen sich auf Dauer nicht mit einer mehr als 50 Jahre alten Stellwerkstechnik steuern, die noch auf Relaisschaltung beruht. In der Maybachstraße wurde deshalb bereits ein modernes Zentralstellwerk gebaut, in dem Fahrdienstleiter den Zugbetrieb im Bahnknoten Köln von mehreren Bedienplätzen aus steuern können. Das war aber nur der erste Teil des Ausbaus.
Was fehlt denn noch?
Im zweiten Teil muss die Bahn insgesamt 200 neue Signale aufstellen und zehn neue Signalbrücken bauen. Das geht nur, wenn die Oberleitungen abgeschaltet sind. Überdies wird die Bahn rund 150 Kilometer Kabel verlegen und in den Zufahrten zum Hauptbahnhof fünf zusätzliche Weichen einbauen, damit die Züge künftig flexibler gesteuert werden können. Das lässt sich während des laufenden Betriebs nicht alles machen.
Wie weit sind die Arbeiten fortgeschritten?
Die S-Bahn auf den Gleisen 10 und 11 fährt schon mit der neuen elektronischen Leittechnik. Der Fern- und Regionalverkehr auf den Gleisen 1 bis 9 soll Ende 2025 auf das neue Stellwerk umgeschaltet werden.
Ab dann wird alles besser?
Zumindest weniger störanfällig, sagt die Bahn. Überdies könne man mit der neuen Technik bei Gleissperrungen zum Beispiel im Fall von Bauarbeiten flexibler reagieren.
Mehr nicht?
Doch. Die neue Technik ist eine Voraussetzung für den automatisierten digitalen Zugverkehr mit dem European Train Control System (ETCS), das es in ferner Zukunft ermöglichen soll, Züge ohne Signale auch durch einen großen Bahnknoten wie Köln zu schleusen. Die Systemtechniken kommunizieren dann direkt miteinander. Dann könnten ohne Ausbau der Infrastruktur 30 Prozent mehr Züge durch den Bahnhof geschleust werden.
Auch bei der S-Bahn?
Nein. Dort wird es jeweils einen zusätzlichen Bahnsteig mit zwei Gleisen im Hauptbahnhof und im Bahnhof Köln-Messe/Deutz geben, damit pro Richtung zwei S-Bahnen parallel einfahren können. Das Ein- und Aussteigen dauert einfach zu lange, um die Züge ohne Erweiterung in kürzerem Abstand fahren zu lassen.
Auch Zulaufstrecken rund um Köln müssen modernisiert werden
Wird es weitere Vollsperrungen des Hauptbahnhofs geben?
Ja. DB-Projektleiter Dieter Baier geht aber davon aus, dass die Arbeiten in 90 Prozent der Fälle nachts erledigt werden. Den großen Aufschlag wird es im Herbst 2025 geben, bevor der Fern- und Regionalverkehr nach der S-Bahn ebenfalls auf das neue elektronische Stellwerk an der Maybachstraße umgeschaltet wird. „Das geht nicht ohne umfangreiche Testfahrten und Abnahmen“, sagt Baier. Bei der S-Bahn sei dieser Prozess im Jahr 2021 völlig geräuschlos abgelaufen.
Gibt es im Bahnknoten Köln weitere Baustellen, die für die bevorstehende Digitalisierung der Schiene in Deutschland erforderlich sind?
Ja. Es macht schließlich keinen Sinn, den Kölner Hauptbahnhof umzurüsten, wenn es auf den Zulaufstrecken bei der veralteten Technik mit elektromechanischen Stellwerken bliebe. Deshalb investiert die DB Netz AG seit 2020 auch in die Modernisierung rund um Köln. Das neue elektronische Stellwerk „Linker Rhein“ wird nach seiner Inbetriebnahme, die Ende 2024 geplant ist, die an den Hauptbahnhof angrenzenden Streckenabschnitte im linksrheinischen Stadtgebiet auf den aktuellen Stand der Technik bringen. Das betrifft die Stellwerkstechnik für die Bahnhöfe Köln-West, Köln-Süd und Hürth-Kalscheuren.
Was heißt das für die Pendler?
Sie müssen an den Wochenenden ganztägig und innerhalb der Woche während der Nachtstunden mit Umleitungen und Zugausfällen im Fern- und Nahverkehr leben. Die Arbeiten haben vor zwei Wochen begonnen. Dabei werden 42 neue Signale und vier Signalbrücken errichtet, 200 Kilometer Kabel verlegt und die Weichenheizungen zwischen Köln-Nippes und Hürth-Kalscheuren erneuert. Die Arbeiten dauern noch bis zum 10. November, ab 3. November sollen die Züge teilweise wieder auf den gewohnten Strecken fahren.