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Kölner OB vor OrtIst die Oper Ihre größte Niederlage, Frau Reker?

Lesezeit 4 Minuten
Reker Oper

Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf der Opernbaustelle

Köln – Das Debakel um die endlose Sanierung der Oper hat Köln international unrühmliche Schlagzeilen eingebracht. Inzwischen wird immerhin wieder gearbeitet, das ist nicht zu überhören – auch im Bühnenraum, wo das Gespräch mit der OB stattfindet, wird es immer wieder laut.

Frau Reker, wir stehen hier in der Baustelle des Opernhauses. Die Eröffnung war ursprünglich für 2015 geplant, jetzt hoffen wir auf 2024. Ist das Operndebakel die größte Niederlage ihrer Amtszeit?

Henriette Reker: Sicher nicht. Ich hoffe, es wird der größte Erfolg meiner Amtszeit – wenn ich die Oper eröffne. Aber natürlich ist es ein tiefer Stachel. Als ich das Amt übernommen habe, waren ja schon 200 Millionen ausgegeben. Ich hatte aber immer die Hoffnung, dass das Geld nicht verloren sein würde, wenn das Projekt richtig aufgesetzt wird.

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Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie selbst gedacht, dass man die Oper eigentlich anderswo neu bauen müsste?

Ich habe manchmal schon überlegt, ob wir jetzt gutes Geld dem schlechten hinterherwerfen sollen. Aber das Opernquartier war schließlich nach dem Krieg ein wichtiges Signal der Rückkehr der Kultur in die Innenstadt. Und auch ein Neubau anderswo wäre kompliziert geworden: Man hätte einen Platz finden müssen, man hätte es politisch beschließen müssen, man hätte komplett neu planen müssen und bauen – am Ende wäre das auch nicht schneller und wahrscheinlich auch nicht günstiger gegangen.

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Aber es wäre eben ein kompletter Neubau gewesen, keine Sanierung eines Hauses aus den 1950er Jahren.

Unsere Oper wird zwar nicht glitzern wie die Elbphilharmonie. Aber die alte Dame im neuen Gewand wird strahlen. Und wir reden ja nicht nur über eine Oper, sondern mit Kindeoroper und Schauspielhaus über ein Kulturquartier im Herzen der Stadt. Natürlich wird es ganz wichtig sein, das Haus jetzt auch mit kulturellem Leben zu füllen. Die Kunst muss ebenfalls strahlen.

Wie groß ist denn Ihr Einfluss auf ein solch komplexes Projekt wie die Opernsanierung?

Ich habe immerhin so viel Einfluss genommen, dass mit Bernd Streitberger ein technischer Betriebsleiter für die Sanierung eingesetzt worden ist. Es musste ja nicht nur technisch neu aufgesetzt werden, sondern auch in der Kommunikation, damit das Projekt nachvollziehbar ist für alle.

Und es bleibt dabei: Sie werden die Oper in Ihrer Amtszeit eröffnen?

Es gibt natürlich wie überall einen Verzug durch Corona. Aber ich hoffe nicht, dass uns das soweit zurückwirft, dass wir die geplante Schlüsselübergabe 2024 nochmal verschieben müssen.

Fast alle anderen Museumsbauten der Stadt sind auch in Verzug und werden teurer. Verzweifeln Sie nicht manchmal daran, dass kein Projekt glatt und reibungslos funktioniert?Das neue Stadtarchiv ist pünktlich fertig geworden und im Kostenrahmen geblieben. Und bei den anderen Projekten gibt es verschiedene Gründe. Einmal ist es der Fluch der ersten Zahl, die immer in der Welt bleibt, denn das sind ja Kosten, die meistens gar nicht auf genauen Planungen beruhen. Und dann ist es natürlich die lange Bauzeit, die für erhebliche Baukostensteigerungen sorgt. Es muss uns einfach gelingen, hier schneller zu werden. Es ist leider einfach häufig so, dass nicht gründlich genug geplant worden ist.

Gerade private Bauherrn verzweifeln an der städtischen Bürokratie. Wenn sie weniger als ein Jahr auf eine Baugenehmigung warten müssen, grenzt das schon an ein Wunder. Wird das jemals besser werden?Ja. Wir brauchen das vollständige digitale Baugenehmigungsverfahren. Und wir fangen damit beim Wohnungsbau an, schon ab Anfang Mai. Außerdem denken wir über eine qualifizierte Bauberatung im Vorfeld nach, mit der viele zeitraubende Probleme ausgeräumt werden könnten.

Legen Sie sich fest, dass das bis zum Ende Ihrer Amtszeit besser funktioniert als jetzt?

Besser auf jeden Fall. Auf jeden Fall funktioniert es digital.

Gemessen am Bedarf werden in Köln seit Jahren viel zu wenige Wohnungen gebaut. Wie wollen Sie das ändern?

Wir bauen ja. Etwa im Deutzer Hafen, in der Parkstadt Süd, in Mülheim Süd, demnächst auch in Kreuzfeld, da sprechen wir ja von vielen tausenden Wohneinheiten.

Muss man auch mehr in die Höhe bauen?

Ja, das muss man. Schon deswegen, weil dann weniger Fläche verbraucht wird. Wir arbeiten deswegen ja gerade an einem neuen Höhenkonzept für die Innenstadt.

Das dauert alles immer sehr lange, zum Leidwesen derer, die hier bauen wollen und auch Wohnraum schaffen wollen. Kann das nicht schneller gehen?

Selbstverständlich könnte das schneller gehen. Aber wir leiden natürlich auch darunter, dass wir kaum Personal bekommen.