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Berichte im Corona-LockdownWas drei Kölner Großeltern am meisten vermissen

Lesezeit 7 Minuten
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Drei Großelternpaare aus Köln über ihre Wünsche

Köln – Für Großeltern und Enkel war 2020 ein schweres Jahr. Treffen gingen nur mit großem Abstand. Wir haben drei Omas und Opas aus Köln gefragt, was sie am schwersten vermissen und worauf sie sich 2021 am meisten freuen.

Wir wollen wieder campen mit der Enkelin im Allgäu

Ursula (72) und Klaus (77) Stallmann über die Familie, den Chor und das Leben im Ausland

Wir sind zuversichtlich, dass alles besser wird. Dass wir zum Beispiel wieder alles machen können, womit wir angefangen haben, als wir vor elf Jahren nach Köln kamen. Wir wollten hier sesshaft werden und Wurzeln schlagen. Also haben wir uns ehrenamtlich engagiert. Wir arbeiten zum Beispiel seit Jahren schon für „Kölsch Hätz“, das heißt, wir vermitteln dauerhafte Nachbarschaftshilfen. Dafür gehen wir normalerweise in Wohnungen, vermitteln Ehrenamtliche an Nachbarn, lernen neue Menschen kennen und treffen uns regelmäßig mit dem Team. Das fällt leider im Moment weg. Wir koordinieren gerade nur noch im Hintergrund.

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Ursula (72) und Klaus (77) Stallmann

Wir können derzeit auch nicht in den Chor, auch das Altstadtorchester muss warten. Das Vorleseprojekt in den Schulen können wir natürlich auch erstmal nicht weiter verfolgen. Was wir tatsächlich vermissen, ist also nicht die große Reise. Es ist der Alltag, die kleinen spontanen Unternehmungen und die Treffen mit Freunden im Café, die Begegnungen mit Kindern. Uns fehlt die Abwechslung. Aber wir sind sicher, dass das alles wieder möglich sein wird.

Bevor wir hierher zogen, lebten wir lange Zeit im Ausland. Wir haben immer noch Freunde in Afrika, in Polen, Österreich und Italien. Einige von ihnen würden wir sehr gerne wieder besuchen. Bis es soweit ist, sagen wir uns immer wieder, dass es uns gut geht. Wir haben uns und wir bekommen Rente, egal, was wir tun. Außerdem sind ja noch Dinge möglich. Wir haben uns zum Beispiel für ein Projekt in unserer Gemeinde gemeldet und bereiten Essen vor, das dort verteilt wird. Unsere Devise ist, von einem auf den anderen Tag zu leben und nicht so weit in die Zukunft zu sehen. Die Frage ist doch, was wir hier und jetzt machen können? Unser Rat: Einfach mal den Hörer in die Hand nehmen, Freunde und Bekannte anrufen und nicht darauf warten, dass sich die anderen melden.

Es kommen wieder bessere Zeiten. Und wenn es so weit ist, freuen wir uns wohl am meisten darauf, unsere Enkeltochter wiederzusehen. Sie ist jetzt zehn Jahre alt und wohnt in München. Wir haben ein sehr enges Verhältnis und reden häufiger über Facetime mit ihr. Immerhin. Aber irgendwann möchten wir sehr gerne noch mal mit ihr ins Allgäu. Wir wünschen uns, dass wir alle gemeinsam auf dem Bauernhof campen. So wie wir es schon einmal gemacht haben.

Berlin ist seit der Pandemie sehr weit weg

Brigitte (79) und Hans (78) Dohmen über den Corona-Alltag, Videokonferenzen und Zuversicht

Einfach mal mit den Enkeln in den Zoo gehen oder an den Rhein fahren und Steinchen schmeißen? Das geht gerade leider nicht. Alle diese kleinen Ausflüge können wir momentan nicht machen. Und wenn man sich doch trifft, dann immer mit dem bedrückenden Wissen, ein Risiko einzugehen.

Ich finde es schon hart, die Enkelkinder praktisch wegstoßen zu müssen, wenn sie auf uns zustürmen. Mein Mann hat schon Sorge, dass sie später keine schönen Erinnerungen mehr mit uns verbinden. Meine größte Angst ist ständig, dass man sich entfremdet. Deshalb freuen wir uns vor allem darauf, wenn diese Alltäglichkeiten wieder möglich werden.

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Brigitte (79) und Hans (78) Dohmen

Nun sind wir schon froh, unsere Enkelkinder in Köln wenigstens hin und wieder zu Gesicht zu bekommen. Aber die anderen beiden in Berlin sind weit weg. Für uns ist es sehr schmerzlich, sie nicht sehen zu können. Vielleicht empfinden sie selbst das ein wenig anders; sie sind ja schon Teenager. Mein Mann, früher Lehrer für Geschichte, findet es so toll, dass sich sein Enkelsohn auch für das Fach interessiert. Er träumt davon, sich mit ihm mal ernsthaft darüber auszutauschen. Persönlich. Nicht per Skype.

Das Videotelefonieren übers Handy ist ja nur ein kläglicher Ersatz fürs Zusammensein, das Bild ist klein, man sieht sich nicht richtig, muss sich ständig anders hinsetzen und dann wissen die Kinder nicht, was sie sagen sollen. Ich höre meine Söhne sagen, dass wir 2021 ordentlich auf die Pauke hauen und alles nachholen. Aber weiß man das? Ich muss leider sagen, dass das Alter hier doch eine ziemlich hässliche Rolle spielt. Natürlich schreiben wir die Hoffnung groß.

Und ich will und möchte Zuversicht verbreiten. Allein schon, um meine Schwester zu ermutigen. Sie ist ein Jahr jünger als ich und lebt allein in Bergamo. Das ganze sichtbare Leid um Corona hat sie sehr niedergeschlagen. Sie möchte ich wieder besuchen. Der Plan steht, dass wir uns irgendwann im Schwarzwald treffen, wie früher. Oder ich zu ihr fliege. Wir werden sehen.

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Ich freue mich auch sehr darauf, meine Freundinnen im Kränzchen wiederzusehen oder darauf, im Ort auf ein Schwätzchen stehen zu bleiben. Ohne Abstand. Ohne Maske. Einfach so. Ich will nicht klagen. Wir sind ja zu zweit, das sagen wir uns täglich. Wir reden miteinander, machen es uns gemütlich, zünden uns ein Kerzchen an und betonen, dass wir nicht jammern dürfen. Wir sind ja Kriegs- und Flüchtlingskinder. Wir haben ganz andere Zeiten überstanden. Wenn alles wieder möglich ist, dann fahren wir nach Berlin, das steht fest. Meine Enkelin hat Ende März Geburtstag. Sie geht so gerne shoppen. Ich eigentlich nicht, aber selbst das würde ich jetzt liebend gerne mit ihr machen.

Mit dem Sohn endlich wieder ins Stadion

​Sieglinde (67) und Hans-Joachim (73) Koßmann über Kanada, den Stadion-Besuch beim 1. FC Köln und ein Klüngelköpp-Konzert

Es ist ja im Moment so: Wir können nicht einfach die Enkelkinder abholen und mit ihnen auf den Spielplatz gehen. Es ist auch nicht drin, mal eben bei den erwachsenen Kindern auf einen Kaffee vorbeizukommen. Das ist schade und es ist im Übrigen nicht so, dass Männer weniger unter der Isolation leiden würden als Frauen. Wir beide, Oma und Opa, haben gleich lautende Wünsche: Wir beide vermissen Kinder und Enkelkinder. Gerade das kleinste Enkelkind hat in seinem ersten Jahr so große Entwicklungssprünge gemacht, die wir nun leider verpasst haben.

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Sieglinde (67) und Hans-Joachim (73) Koßmann

Dieses Videotelefonieren ist ja ganz schön, aber letztlich auch nichts Halbes und nicht Ganzes. Sich mal eben zwischendurch drücken zu können, fehlt uns doch sehr. Wir sagen uns aber, das ist jetzt eben so und es wird auch wieder besser. Ganz bestimmt. Wir haben schließlich keinen wirklichen Grund, Trübsal zu blasen und gehören eher zu denen, die zuversichtlich sind und das Beste aus der Situation machen. Wir gehen jeden Tag mit dem Hund raus, das allein tut gut. Wir haben uns und es gibt viele schöne Erinnerungen, von denen wir zehren. Die Urlaube mit unseren eigenen Kindern, auch wenn die schon länger her sind, gehören dazu. Die letzte Tour mit ihnen durch Kanada zum Beispiel, ist das Schönste, das wir je erlebt haben.

Und wer weiß, vielleicht schaffen wir es, noch mal mit ihnen und den Enkelkindern in den Urlaub zufahren. Es gibt auch kleine Dinge, auf die wir uns sehr freuen. Wir haben zum Beispiel mit Wassergymnastik angefangen. Da wieder mitzumachen, wäre toll für uns. Als Kölner hat man außerdem noch zwei ganz besondere Wünsche: dass man endlich wieder mit dem eigenen Sohn ins Stadion gehen kann und dass der FC in der Bundesliga bleibt. So seltsam das klingt, aber an solchen Hoffnungen kann man sich prima hochziehen. Wenn man die sich ausmalt, hat man nicht immer dieses Schreckgespenst Corona vor Augen.

Ach, und wie schön es wäre, einfach mal wieder ins Eiscafé oder ins Konzert zu gehen. Vielleicht können wir das Konzert der Klüngelköpp nachholen, das ausfallen musste. Und wieder mit Freunden oder den Mitgliedern des Bürger- und Heimatvereins Buchheim oder der Geschichtswerkstatt Buchheim zusammen kommen, einfach so auf ein Gläschen Bier. Das wünschen wir uns, aber wir wollen nichts Großes planen. Ganz hinten, da ist ein helles Lichtchen. Und wir hoffen einfach, dass es größer wird.