Köln – Als Feier der „bleibenden Nähe Gottes in seinem Sohn Jesus Christus“, hat Kardinal Rainer Woelki das Fronleichnamsfest bezeichnet, als er am Donnerstag vor dem Dom ein Pontifikalamt zelebrierte. „Lange Wochen des Wartens“ hätten die Gläubigen ohne die Möglichkeit auskommen müssen, Gottesdienste zu besuchen und „den Herrn im Sakrament der Eucharistie zu empfangen“, weil die Corona-Pandemie körperliche und soziale Distanzierung nötig gemacht habe, sagte der Kölner Erzbischof.
Das Gebot, Abstand zu halten, betreffe aber keinesfalls die Beziehung zu Gott. Fronleichnam stehe für das genaue Gegenteil; die Nähe des Herrn sei leibhaftig: In der heiligen Kommunion gebe sich Christus „als Speise des ewigen Lebens“, er biete sich dar als „das Brot für das Leben der Welt“. An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi“, feiern die Katholiken, dass der Heiland nach ihrem Verständnis durch die Wandlung von Brot und Wein im Sakrament der Eucharistie real gegenwärtig wird.
Fronleichnam: Freiluft-Gottesdienst auf dem Kölner Roncalliplatz
In diesem Jahr wurde der traditionelle Freiluft-Gottesdienst auf dem Roncalliplatz unter besonderen Bedingungen gefeiert, die dem Gesundheitsschutz dienten. Teilnehmen konnte nur, wer zuvor eine der rund 300 Zugangskarten erworben hatte. An den Einlass-Stellen mussten sich die Besucher die Hände desinfizieren, und auf dem Platz, wo die Stühle in zwei Metern Abstand voneinander aufgestellt waren, hatten sie während der Feier einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
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Abnehmen durften sie ihn nur, als sie die Kommunion empfingen, die der Kardinal und Domkapitulare austeilten, indem sie die Reihen abschritten. In der jahrhundertelangen Geschichte von Fronleichnam sei die neue Form, Fronleichnam zu feiern, etwas „Einmaliges, Außerordentliches, etwas, das die Kirche von Köln und die Stadt so noch nicht erlebt haben", sagte Woelki, „und wir wollen hoffen, dass es das einzige Mal bleibt.“
Die Corona-Krise, die „unser aller Leben mit einer zuvor nicht für möglich gehaltenen Heftigkeit verändert“ habe, bestimmte weite Teile seiner Predigt. Im gekreuzigten Christus „begegnen wir auch den Menschen unserer Tage mit geschundenen Leibern uns verzweifelten Gesichtern“, all jenen, die unter der Pandemie besonders zu leiden haben. Von den „Millionen Menschen weltweit“, die ihre Arbeit verloren hätten, über die Kinder, Jugendlichen und Frauen, deren Leiden unter häuslicher Gewalt sich verschärft habe, bis zu den Niedriglöhnern.
Von den „weltweit mehr als 400.000 im Zusammenhang mit Covid-19 verstorbenen Menschen“ bis zu „all denen, die schwer erkrankt auf den Intensivstationen der Welt um ihr Leben kämpfen und dabei unter Einsamkeit und dem Besuchsverbot ihrer Liebsten leiden. Wie viele Menschen gestorben sind, ohne dass ihnen jemand die Hand gehalten oder ihnen die Tröstung der letzten Wegzehrung gereicht hat, das weiß Gott allein“.
Kardinal Woelki thematisiert die Armen in Köln
Wolki lenkte den Blick auch auf die Armen in der Stadt, besonders auf die Obdachlosen, und erinnerte an das Jesuswort: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Wenn es an Fronleichnam darum gehe, „das Brot des Lebens an die Menschen auszuteilen“, so gelte dies auch „ganz, alltäglich, ganz konkret“. Der Kardinal danke den jungen Leuten, die in den zurückliegenden Wochen im Erzbischöflichen Priesterseminar „zeitweise täglich bis zu 150 wohnungs- und obdachlosen Menschen eine warme Mahlzeit serviert haben“.
Mitgeholfen hätten Theologiestudenten, Seminaristen, Auszubildende, Malteser, Berufstätige, die sich eigens Urlaub für diesen Dienst genommen hätten, und auch die so genannten Ultras des 1. FC Köln, „die mit einer großen Gruppe von Leuten Tag für Tag mit großer Zuverlässigkeit da waren“. Sie alle seien „Botschafterinnen und Botschafter von Fronleichnam“ geworden und hätten einen „sakramentalen Christusdienst" geleistet. Abschließend sagte Woelki, Fonleichnam sei „ein Tag zum Niederknien. Zum Niederknien zur Anbetung Gottes, zum Niederknien vor dem Allerheiligsten, aber auch zum Niederknien für die Würde eines jeden Menschen gleich welcher Hautfarbe".
Nach dem Pontifikalamt zog eine kleine, geschlossene Sakramentsprozession, an der Vertreter von Kirche und Stadt, darunter Oberbürgermeisterin Henriette Reker, teilnahmen, mit einer Monstranz zur Minoritenkirche. Wegen der Ausnahmesituation konnten sich weitere Gläubige nicht anschließen und sich auch nicht am Wegesrand versammeln. Die Prozession endete im Dom mit einem öffentlichen Gottesdienst, für den wiederum Zugangskarten erforderlich waren. Die Schiffsprozession „Mülheimer Gottestracht“ fiel in diesem Jahr aus.