- Nach dem Ende der Amtszeit von Dompropst Gerd Bachner startet ein erster Anlauf zur Wahl des Nachfolgers.
- Verschiedene Nachfolger sind denkbar. Auch der künftige Kurs der katholischen Kirche in Köln dürfte von der Nachfolge geprägt werden.
- Wir stellen die Kandidaten vor.
Köln – Er ist nur selten Bischof und war noch niemals Kardinal, ist aber dennoch fast so bedeutend, zumindest im Erzbistum Köln: der Dompropst. Als Vorsitzender des Domkapitels und Hausherr des Kölner Wahrzeichens ist er, wie es Ex-Amtsinhaber Norbert Feldhoff einmal gesagt hat, „das Gesicht des Doms“.
An diesem Dienstag tritt das Kapitel zusammen, um über die Wahl des Nachfolgers von Prälat Gerd Bachner zu beraten, der im April die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht hat. Das Ende seiner fünfjährigen Amtszeit war absehbar. Dennoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass die elf geistlichen Herren auseinandergehen werden, ohne sich auf einen neuen Chef verständigt zu haben. Chancen hätte theoretisch jeder von ihnen – aber eben nur theoretisch.
Kölner Domprobst: Eine schwierige Wahl
Die Wahl gilt als schwierig. Zum ersten treffen im Domkapitel verschiedene kirchenpolitische Ausrichtungen aufeinander: Eher liberal Gesinnte wie Stadtdechant Robert Kleine oder der Kölner Innenstadtpfarrer Dominik Meiering sind in dem Gremium ebenso vertreten wie konservative Köpfe, von denen Schwaderlapp und Hofmann an erster Stelle zu nennen sind. Weil sich in Köln die Augen und Ohren vieler nicht nur auf den Kardinal, sondern eben auch den Dompropst richten und weil dieser „von Amts wegen“ auch ein Stück als Gegenüber zum jeweiligen Erzbischof fungieren kann, ist die Personalie von strategischer Bedeutung.
Zum zweiten steht der Mann, mit dem sich beide Flügel hätten arrangieren können, nicht zur Verfügung. Zwar wurde Hans-Josef Radermacher, der Regens (Leiter) des Priesterseminars, verschiedentlich schon als sicherer Kandidat gehandelt, zumal er Ende August aus seinem derzeitigen Amt scheidet. Doch nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat der 64-Jährige in vertraulichen Sondierungsgesprächen aus persönlichen Gründen abgewinkt.
Zum dritten steht die Frage nach dem künftigen Profil des Propstes im Raum. Bachner hat viel dafür getan, in seiner Rolle nach innen und außen als Schwergewicht, Gestalt- und Taktgeber wahrgenommen zu werden. Spektakuläre Aktionen wie die Licht- und Klanginstallationen „Silent Mod“ (zur Gamescom 2017) und „Dona nobis pacem“ (zum Weltkriegsgedenken 2018) gehen auf sein Konto.
Wählbar sind viele Kölner Priester
Die Dompropstei, der auch die Dombauhütte mit ihren 100 Mitarbeitern zugeordnet ist, wurde mitsamt einer ausgebauten Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit zu einer kleinen eigenen Schaltzentrale nahe der Kathedrale.Das hat nicht jedem gefallen. Es muss aber auch dem Amtsinhaber behagen, sich im Zusammenwirken mit der Stadtspitze und Vertretern des kulturellen Lebens in Szene zu setzen. Das geht bis hin zum Karneval. So ist der jeweilige Dompropst traditionell auch Regimentspfarrer der Ehrengarde.
Mitglieder des Kapitels wie Kleine, Meiering oder auch Vize-Generalvikar Markus Bosbach hätten wohl das Zeug dazu und auch die Ambition. Doch da kommt – zum vierten und letzten – die Altersstruktur des Kapitels ins Spiel. Alle drei zuletzt Genannten sind erst Anfang 50 und hätten damit das Amt des Propstes für fast ein Vierteljahrhundert inne. Solch eine lange Amtsperiode, bei der ein Zuwachs an Erfahrung auch mit einem Zugewinn an Macht einhergeht, ist dem Vernehmen nach vom Kapitel nicht gewünscht.
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Was bleibt in dieser Gemengelage? Vielleicht ein Blick in die Statuten und über den Kapitelsaal hinaus. Der nächste Propst muss nämlich keineswegs aus den eigenen Reihen kommen. Wählbar ist jeder Kölner Priester, der sich „durch Rechtgläubigkeit und einen unbescholtenen Lebenswandel auszeichnet und seinen Dienst in lobenswerter Weise ausübt“. So einer, sollte man meinen, muss im Erzbistum doch wohl zu finden sein.
Die Kandidaten im Überblick
- Gerd Bachner wollte als Dompropst schnell aus dem Schatten seines Vorgängers Norbert Feldhoff treten. Er verfolgte einen Kurs der Offenheit: Der Dom gehöre nicht (nur) der Kirche. Die Einführung der Domschweizerinnen geht auf ihn zurück.
- Robert Kleine war als Domdechant Bachners Stellvertreter. Er ist zugleich Kölner Stadtdechant und hat sich in beiden Aufgaben einen guten (liberalen) Namen gemacht. Die „Orga“, heißt es, sei nicht seine größte Stärke.
- Dominik Meiering kam 2015 als Generalvikar ins Domkapitel. Als Kölner City-Pfarrer hat er in neuer Aufgabe wieder zu alter Form gefunden. Dompropst stünde ihm gut, was seine Chancen aber nicht unbedingt erhöht.
- Markus Bosbach ist für Seelsorge und Verwaltung in den Gemeinden verantwortlich. Er hat ein Faible für Kunst und Liturgie. Würde er sein Herz öffnen, wäre der Wunsch, Dompropst zu werden, vermutlich dort zu finden.
- Markus Hofmann könnte zu seinem Job als Generalvikar (Verwaltungschef) nicht auch noch die Aufgaben des Dompropstes stemmen. Im Domkapitel ist er ein mächtiger Vertreter der konservativen Linie.
- Dominikus Schwaderlapp ist als Weihbischof ebenfalls ausgelastet. Nach anfänglichem Fremdeln ist er inzwischen sehr eng mit Kardinal Woelki und, wie ein Insider sagt, derzeit „voll in seinem katholischen Element“.
- Günter Assenmacher leitet die Kölner Kirchengerichtsbarkeit. Wegen seiner Zuständigkeit in Personalfragen könnte er in den Fokus der unveröffentlichten Studie zum Umgang mit sexuellem Missbrauch geraten.
- Hans-Josef Radermacher ist im Umkreis des Doms für viele der Wunschkandidat. Der Regens des Priesterseminars gilt als verbindlich und ausgleichend. Publicity liegt ihm weniger. Und: Er hat intern bereits abgewinkt.