Der Rückbau der alten Leverkusener Rheinbrücke soll zwölf Monate dauern. Beide Bauwerke, die Strom- und die Vorlandbrücke in Merkenich, müssen Stück für Stück abgetragen werden.
Rückbau nach zehn Jahren Sperrung10.000 Tonnen Stahl der alten Leverkusener Brücke werden abgerissen
Auch wenn es erst die halbe Miete ist: Die Eröffnung des ersten Teils der neuen Leverkusener Rheinbrücke am Sonntag, 4. Februar, wird wohl nicht ohne Feierstunde und das obligatorische Durchschneiden eines Flatterbandes vonstattengehen. Der Termin ist im Kalender des Bundesverkehrsministers Volker Wissing (FDP) schon vermerkt.
Seit Juni 2014 ist das alte Bauwerk für schwere Lkw gesperrt und das Verkehrschaos rund auf dem Kölner Ring zum Alltag geworden. Knapp zehn Jahre später dürfte sich die Lage im kommenden Jahr spürbar entspannen. Doch wie geht es weiter? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wann beginnt der Abbruch der alten Brücke?
Am 5. Februar. Voraussetzung ist, dass der Zeitplan zur Freigabe des ersten Teilbauwerks der neuen Rheinbrücke nicht durch Witterungseinflüsse gefährdet wird. Die neue Brücke soll am Sonntag, 4. Februar, für den Verkehr einschließlich freigegeben werden. Das hat die Autobahn GmbH Rheinland am Dienstagabend bei einer Infoveranstaltung angekündigt.
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Wie geht es danach weiter?
Bei der Demontage des alten Bauwerks werden zwei Unternehmen parallel arbeiten. Hochtief übernimmt den Abbruch der 370 Meter langen Vorlandbrücke im Ortsteil Merkenich auf der Kölner Seite, die aus Beton besteht. Der Rückbau der Strombrücke verantwortet das Stahlbau-Unternehmen SEH Engineering. Beide Firmen sind auch Teil des Konsortiums, das die beiden neuen Brücken errichtet. Bevor der eigentliche Abbruch beginnt, werden zunächst die restlichen Schrankenanlagen auf der alten Trasse entfernt, sämtliche Verkehrszeichen abgebaut und die Asphaltschicht auf der Fahrbahn abgefräst.
Wie lange dauern die Abbrucharbeiten?
Insgesamt rund zwölf Monate. Gearbeitet wird montags bis samstags zwischen sieben und 20 Uhr. Längere Bauzeiten sind aus Lärmschutzgründen und wegen möglicher Erschütterungen nicht erlaubt. An Sonn- und Feiertagen ruht der Betrieb. Anfang 2025 könnte also mit dem Neubau der zweiten Brücke begonnen werden, die Ende 2027 fertig sein soll.
Warum geht das nicht schneller?
Weil die Strombrücke aus Stahl besteht und deshalb nicht gesprengt werden kann. Sie muss Stück für Stück mit Schweißbrennern zerkleinert und einschließlich der Pylone in Einzelteilen ausgehoben werden. „Wir werden die Stahlbrücke auf der Mitte zwischen den beiden Strompfeilern mit einem Trennschnitt in zwei Hälften teilen und dann Stück für Stück zurückbauen“, sagt Maximilian Kicherer, Projektleiter bei SEH Engineering. Das sind rund 280 Meter. Auf beiden Seiten, in Köln und Leverkusen, schließen sich zwei Abschnitte von 203 Metern an, die ebenfalls demontiert werden müssen.
Die Stahlteile, insgesamt rund 10.000 Tonnen, werden in einer geschlossenen Halle, die unter der neuen Vorlandbrücke auf der Kölner Seite in Merkenich stehen wird, vom Rostschutz befreit, der aus einer Bleiverbindung besteht und als Sondermüll entsorgt werden muss. Weil diese Anlage auf der Kölner Seite steht, müssen die demontierten Stahlteile von der Leverkusener Seite per Lkw nach Merkenich gebracht werden. Das sind rund 5000 Tonnen und wird zu einer erheblichen Belastung für den Ort führen.
Warum lässt sich das nicht am Rheinufer in Leverkusen erledigen?
Weil es dort am Rheinufer nicht genug Platz gibt, so Nicole Ritterbusch, Leiterin des Geschäftsbereichs Rheinbrücken bei der Autobahn GmbH. Auch Kostengründe spielten eine Rolle. Nach den neuesten Recyclingvorschriften für Baustoffe sei der Bauherr verpflichtet, die Schadstoffe möglichst vor Ort zu entfernen.
Was ist mit der Vorlandbrücke in Merkenich?
Sie wird aus Lärmschutzgründen, soweit technisch möglich, mit hydraulischen Meißeln und Zangen abgebrochen. Lediglich beim Abbruch des Widerlagers und der Mittelkappe kommt ein Hydraulikhammer zum Einsatz. Im Mai 2024 muss die Merkenicher Hauptstraße für 30 Tage für den Abbruch des Überbaus voll gesperrt werden. Der gesamte Beton, insgesamt rund 9300 Kubikmeter, werden unter der neuen Vorlandbrücke in einer Brecheranlage auf Schottergröße zerkleinert und abtransportiert. Um die Staubbelastung so gering wie möglich zu halten, könnten Schneekanonen zum Einsatz kommen, weil sie einen besonders feinen Wassernebel erzeugen.
Wie werden die Merkenicher Bürger vor Lärm und Erschütterungen geschützt?
Auf der Südseite der alten Brücke werden mobile Lärmschutzwände aufgestellt, die je nach Baufortschritt verschoben werden können. Die Merkenicher Hauptstraße wird in Höhe der alten Brücke nur einspurig befahrbar sein, um den Durchlass in der Lärmschutzwand möglichst schmal zu halten.
Bei den besonders lärmintensiven Arbeiten, das sind der Abbruch des Widerlagers und des ersten Pfeilers der Vorlandbrücke, können die direkten Anwohner auf Wunsch in Hotels umziehen oder den Gegenwert von 150 Euro (Doppelzimmer) oder 120 Euro (Einzelzimmer) pro Tag als Entschädigung erhalten. Die Autobahn GmbH hat mögliche Lärmemissionen und Erschütterungen mit einem Gutachten untersuchen lassen und will im betroffenen Ortskern zusätzliche Messgeräte aufstellen, mit den Überschreitungen dokumentiert werden.
Was ist mit einer möglichen Asbestbelastung?
Die hält sich nach den bisherigen Erkenntnissen in engen Grenzen, sagt Thomas Müller, Projektleiter Rheinbrücke bei der Autobahn GmbH. „Wir haben Asbest nur in der Betonkonstruktion der Vorlandbrücke und dort auch nur in den Rand- und der Mittelkappe gefunden. Das entfernen wir als Ganzes und führen es der Entsorgung zu.“ Insgesamt fallen 54.500 Tonnen an Baustoffen an, von den 99 Prozent recycelt werden, darunter 74 Prozent Beton, 20 Prozent Stahl und fünf Prozent Asphalt. Der Schadstoffanteil beträgt ein Prozent.