Köln – Eine Vielzahl von Angriffen auf Fußgängerinnen wirft die Kölner Staatsanwaltschaft einem ehemaligen Studenten vor, der zuletzt in die Obdachlosigkeit abgerutscht war. Am Montag musste sich der 41-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung vor dem Landgericht verantworten. Er sei eine Gefahr für die Allgemeinheit, so der Vertreter der Anklage.
Frau am Aachener Weiher schwer verletzt
Am Aachener Weiher soll der Mann vergangenen Juli eine Frau, die sich am Biergarten eine Zigarette angezündet hatte, zunächst geohrfeigt, dann mit der Faust traktiert haben, sodass diese ein Hämatom an der Schläfe davontrug. Im Gerangel mit dem Täter hatte sich die Frau noch einen Finger gebrochen, sie musste operiert werden. Passanten schritten ein und kamen der Angegriffenen zur Hilfe.
Im Bereich der Zülpicher Straße soll der Angeklagte vergangenen April eine Passantin angegriffen und ihr das Handy entrissen haben. Das Smartphone landete auf einer Grünfläche. „Warum verfolgst Du mich?“, soll er zwei Monate später einer Frau entgegengerufen haben, die im Vorgebirgspark mit ihrem Hund spazieren ging. Eine vom Angeklagten geworfene Bierflasche habe sie knapp verfehlt.
Staatsanwaltschaft mit weiteren Vorwürfen
Weitere Frauen soll der Mann beschimpft und geschubst haben. Immer habe ein Handy eine Rolle gespielt. Der psychisch angeschlagene 41-Jährige soll von einem Satelliten in seinem Kopf gesprochen haben, dessen Empfang durch die Smartphones der Frauen gestört worden sei. In der Vergangenheit hatte sich der Beschuldigte bereits in der geschlossenen Psychiatrie befunden.
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Weiter beschuldigt die Staatsanwaltschaft den Mann, Bekannte aus der Obdachlosenszene angegriffen zu haben. In einer Unterkunft soll er mit einem Stuhl um sich geworfen und die Platzwunde eines weiteren Bewohners verursacht haben. Im Volksgarten soll er einer ebenfalls obdachlosen Frau im Streit um Wechselgeld eine Bierflasche gegen den Kopf geworfen haben.
Anwältin: „Er nimmt inzwischen seine Medikamente“
Festgenommen wurde der Mann vergangenen September nach einem Vorfall am Rathenauplatz. Auch hier soll der Beschuldigte mit einer Flasche geworfen und dann einen Polizisten bedroht haben. Der brachte den Angreifer mit einem Faustschlag ins Gesicht zu Boden. Der 41-Jährige kam zunächst in U-Haft in die JVA Köln-Ossendorf, dann wurde er in eine psychiatrische Klinik nach Essen verlegt.
Auf Nachfrage stritt der Beschuldigte, der 2018 ein IT-Studium abgebrochen hatte, die Vorwürfe grundsätzlich ab. Er habe nie Gewalt angewendet. „Auch wenn er sich nicht für krank hält, nimmt er inzwischen seine Medikamente und es geht ihm besser dadurch“, sagte Verteidigerin Monika Troll, die eine dauerhafte Einweisung in die Forensik abwenden will. Der Prozess wird fortgesetzt.