Seit Jahren treffen sich in den warmen Monaten bis zu 150 Personen am Aachener Weiher zum Tanzen. Zuletzt häuften sich Lärmbeschwerden.
Open-Air-Partys nicht mehr geduldetKölner Salsa-Szene am Aachener Weiher fürchtet Aus
Die Corona-Pandemie hat dem Trend aus den USA Aufwind verschafft. Tanzen an der frischen Luft, ohne Eintritt und Verbindlichkeit kommen, wann es passt: Was in New York und in anderen großen Städten der Welt beliebte Freizeitbeschäftigung ist, passiert seit Jahren nun schon auch am Aachener Weiher. Hier trifft sich die Kölner Salsa-Tanzszene.
Es seien immer zwischen 100 und 150 Personen, die mehrmals in der Woche nach Schließung des Museums für Ostasiatische Kunst auf dessen Platz, der an das Japanische Kulturinstitut angrenzt, lateinamerikanische Tänze ausüben und feiern, berichtet Christoph Ebert. Er ist seit Jahren aktiv in der Szene. Die Mitglieder informieren sich laut Ebert im Wesentlichen über zwei Whatsapp-Gruppen, die mittlerweile bis zu 2000 Mitglieder haben.
Seit Kurzem feiern die Tänzerinnen und Tänzer jedoch nicht mehr so ausgelassen wie zuvor, denn sie fürchten ein Verbot. Zum einen liegen dem Ordnungsamt Lärmbeschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern vor, zum anderen störe sich das Museum für Ostasiatische Kunst „neuerdings“ an dem Phänomen, berichtet Ebert, der die Tanzszene als Anwalt im Gespräch mit der Stadt vertritt.
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Kölner Salsa-Partys am Aachener Weiher: Gespräch zwischen Stadt und Vertretern
„Wegen der Lärmbeschwerden hatten wir vergangene Woche einen Gesprächstermin unter anderem mit dem neuen Leiter des Ordnungsamts Ralf Mayer. Da sollte eigentlich nicht ein Verbot diskutiert, sondern die Lärmsituation geklärt werden“, sagt Ebert. Dass sich die Leitung des Museums für Ostasiatische Kunst in das Gespräch eingeschaltet und dort verkündet habe, „dass die neue Direktorin des Museums die Veranstaltung nicht mehr dulde“, sei eine „Eskalation, mit der wir nicht gerechnet haben“, sagt Ebert.
Eine Begründung des Museums, die das Kulturraummanagement der Stadt dem Anwalt hat zukommen lassen, liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Darin heißt es: „Die Architektur des Gebäudes und die gesamte Museumsanlage mit der Insel im Teich und der Skulptur sind ein Gesamtkunstwerk. Die gesamte Anlage ist grundsätzlich nicht für Tanzveranstaltungen, laute elektronische Musikdarbietungen, sportliche Zwecke oder Ähnliches gedacht.“
Auf Anfrage dieser Zeitung gibt die Stadt als Gründe jedoch lediglich die Lärmbeschwerden an; außerdem hätten auch Veranstaltungen mit „gewerblichem Charakter“ stattgefunden, denn es habe sich eine Tanzschule hier versammelt.
Zu der Lautstärke heißt es: „In diesem Jahr gab es einige Lärmbeschwerden aus der gegenüberliegenden Wohnbebauung (Gottfried-Keller-Straße). Aufgrund dieser Beschwerden hat der Ordnungsdienst die Wohnungen der Beschwerdeführenden aufgesucht und erhebliche Lärmbelästigungen festgestellt“, wobei die Stadt keine Lärmmessungen unternommen habe. „In einigen Fällen gingen die Lärmbelästigungen über 22 Uhr hinaus und störten die Nachtruhe der Anwohnenden“, teilt eine Sprecherin mit.
Ebert hält dagegen, dass „in aller Regel nach 22 Uhr die Musik abgedreht wird“. Auch hätten die Events keinen gewerblichen Charakter: „Es wurden maximal zwei Veranstaltungen von einer Mitarbeiterin von der Tanzschule ‚La Danza‘ durchgeführt, bei denen kein Eintritt verlangt wurde“, so Ebert. Die übrigen Organisatoren „machen dies aus Spaß an der Veranstaltung“.
Der Anwalt befürchtet, dass das Museum von seinem Hausrecht Gebrauch machen werde. „Bei der Fläche am Ostasiatischen Museum, auf der die Salsa-Abende stattfinden, handelt es sich um eine öffentliche Verkehrsfläche im Eigentum der Stadt Köln, die dem Museum für Ostasiatische Kunst zugeordnet ist“, so die Sprecherin weiter.
Tanzen am Aachener Weiher: Forderungen der Kölner Salsa-Szene an Stadt
Im Namen der Tanzszene fordert Ebert die Stadt nun auf, „die Anzahl der Beschwerden in jedem Monat einmal zu ermitteln und auch eine Aufteilung nach Beschwerdeführern (anonymisiert) zu treffen“ sowie Lärmmessungen durchzuführen. Diese Angaben würden für Klarheit sorgen, denn „die Zahl der Beschwerden ist ganz erheblich zurückgegangen und die Beschwerden kamen nach unseren Informationen ganz überwiegend von einer einzigen Person“, sagt Ebert.
Einen ähnlichen Fall gab es vor zwei Jahren bereits in Bonn, als eine öffentliche Tanzveranstaltung auf dem städtischen Gelände am Alten Zoll durch die Behörden aufgelöst wurde; der Organisator wurde kurzzeitig in Gewahrsam genommen. Der Eklat löste eine Debatte bis ins Bonner Rathaus aus. Nun gibt es dort einen Kompromiss: Die Tanzszene kann sich unter Auflagen erneut treffen.
Viele Touristen und Expats seien froh, auf den Tanzpartys Kontakte zu knüpfen. „Letztens habe ich mit einer Koreanerin getanzt, die erst seit einer Woche hier promovierte. Dass man diese Events gerade in Köln, wo man sich als multikulti und offen bezeichnet, untersagen möchte, ist absurd.“