Auch Stadtdirektorin Andrea Blome sieht im „ungehemmten Verkauf“ ein Problem – doch rechtlich dürfte ein Verbot kaum umzusetzen sein.
„Hotspots“Bürgervereine fordern nächtliches Alkoholverkaufsverbot für Kölner Kioske
An einem lauen Sommerabend vor dem Büdchen herumstehen und noch ein Kölsch trinken, zu Karneval das nächste Bier am Kiosk holen, nachts auf den Plätzen und Mäuerchen der Stadt zusammensitzen. Was gerade unter jungen Kölnerinnen und Kölnern große Beliebtheit genießt, führt bei Vertretern von Bürgerinitiativen zu Unmut. Denn nicht selten resultiert das Trinken unter freiem Himmel in Lärm, Wildpinkeln, Krawall.
Bei einer Diskussion von Bürgervereinen aus der Innenstadt mit Stadtdirektorin Andrea Blome wurde deshalb die Forderung laut, ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot für Kioske einzuführen. „Die Versorgung des öffentlichen Raums mit Alkohol in der Nacht ist ein großes Problem“, sagte Markus Vogt, Wirt und Mitglied der IG Kwartier Latäng. „Die Leute haben ein Recht auf Nachtruhe. Es kann doch nicht sein, dass jemand auf der Straße mit einem Ghettoblaster herumläuft, der erst bei der zweiten Kontrolle konfisziert wird. Das ist nicht mehr die Büdchenkultur, die ich von früher kenne.“
Stadtdirektorin Andrea Blome sieht in der Corona-Pandemie eine der Ursachen für den verstärkten Alkoholkonsum auf der Straße. „Das Konzept 'umsonst und draußen' hat sich unter Corona stark verändert“, so Blome. „Es ist aber auch alles teurer geworden, viele junge Menschen können sich den Besuch in der Kneipe nicht mehr leisten. Dann wird sich eben etwas von zu Hause mitgebracht oder am Kiosk gekauft.“ Den „ungehemmten Alkoholverkauf“ schätzt auch sie als problematisch ein – sieht allerdings kaum Handlungsspielraum seitens der Stadt.
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Köln: Verkaufsverbot von Alkohol rechtlich kaum durchsetzbar
Denn ein flächendeckendes Alkoholverkaufsverbot ab einer gewissen Uhrzeit muss auf Landesebene entschieden werden. Es sei zwar zu „einigen Punkten im Jahr nicht angemessen, Tag und Nacht Alkohol zu verkaufen und es würde uns helfen, wenn wir da eine rechtliche Handhabe hätten“, sagte Blome. Vor Gericht hätte so ein Gesetz aufgrund der Gewerbefreiheit wohl aber keinen Bestand. Dabei seien die Kioske „Hotspots für die Kids“, entgegnete Moderatorin Ruth Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein.
Blome verwies darauf, dass es für Jugendliche ein Alternativangebot geben müsse, und zwar eins, dass sie auch annehmen würden. Darüber würde sie sich mit ihrem Kollegen, Schuldezernent Robert Voigtsberger, austauschen. „Wir dürfen aber nicht nur über junge Leute reden, wir müssen auch mit ihnen reden und dürfen sie nicht in eine Ecke schieben. An Karneval haben sie sehr friedlich gefeiert“, sagte Blome.
Auf Zustimmung stieß in der Diskussion Blomes Ankündigung, den Ordnungsdienst der Stadt Köln voraussichtlich bis zum Ende des Jahres in einen Drei-Schicht-Betrieb umstellen zu können. „Wenn das Ordnungsamt in den Feierabend geht, geht die Nacht ja meistens erst richtig los“, bemängelte eine Anwohnerin. „Im neuen Schichtbetrieb werden wir 24/7 im Einsatz sein können“, entgegnete die Stadtdirektorin.