AboAbonnieren

Reker über das Stadtarchiv„Schwieriges Kapitel der Kölner Geschichte abschließen“

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Die Einsturzstelle muss in den kommenden Jahren aufwendig saniert werden.

  1. Die Stadt Köln hat sich mit der Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen auf eine Zahlung von 600 Millionen Euro für den Einsturz des Stadtarchivs im Jahr 2009 geeinigt.
  2. Der Abschluss des Vergleichs ist nur noch eine Formalität. Nun haben sich OB Henriette Reker und Stadtdirektor Stephan Keller ausführlich zu dem Thema geäußert.
  3. Die Stadt hätte zwar „gerne etwas mehr gehabt“, die Erleichterung überwiegt dennoch.

Köln – Die Verträge sind ausgearbeitet, der Vergleich zum Schadenersatz für den Einsturz des Historischen Archivs 2009 von allen Parteien unterzeichnet. „Jetzt muss die Kämmerin nur noch die richtige Kontonummer raussuchen“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Das ist ja auch keine Routine.“

Insgesamt 600 Millionen Euro werden die Baufirmen für die geplante Nord-Süd-Stadtbahn demnächst an die Stadt Köln überweisen. Diese Summe sichere den Neubau des Historischen Archivs, sagte Reker. Allein zwölf Millionen Euro würden jährlich in die Restaurierung der beschädigten Archivalien investiert. „Für die nächsten Jahrzehnte ist das gesichert.“

Zusätzlich hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen (Arge) verpflichtet, die zerstörte Baustelle unter der Severinstraße auf eigene Kosten zu sanieren und fertigzustellen, einschließlich einer Gedenkstätte samt Ausstellungsraum am Waidmarkt, die an die beiden Toten und die weiteren Folgen des Unglücks vor elf Jahren erinnern sollen.

Alles zum Thema Henriette Reker

Sperrungen der Severinstraße

„Ich bin wirklich erleichtert darüber, dass wir dieses schwierige Kapitel der Kölner Stadtgeschichte abschließen können – nicht vergessen, aber abschließen“, betonte Reker. Die juristischen Akten seien geschlossen. Wann allerdings die erste U-Bahn an der Unglücksstelle verkehren wird, ist völlig offen. KVB-Chefin Stefanie Haaks will sich nicht festlegen, sagt nur, das Ziel der Inbetriebnahme im Jahr 2027 oder 2028 rücke durch den Vergleich „in greifbare Nähe“.

Zunächst aber muss das Gleiswechselbauwerk am Waidmarkt aufwendig saniert, zum Beispiel der Beton wieder herausgeschafft werden, der seinerzeit gleich nach dem Einsturz in den Krater gefüllt wurde, um die Umgebung zu stabilisieren. Immer wieder müsse in den folgenden Monaten und Jahren auch die Severinstraße während der Bauarbeiten gesperrt werden, kündigte Jörn Schwarze, Technikvorstand der KVB, bereits an. Voraussichtlich im September will das Unternehmen Einzelheiten zu den Baumaßnahmen und zum Zeitplan präsentieren.

Stadtdirektor Stephan Keller und Verkehrsdezernentin Andrea Blome gaben ein paar Einblicke in die knapp sechsmonatigen Vergleichsverhandlungen zwischen Stadt, Arge und KVB. Ein „erstes vorsichtiges Herantasten“ habe voriges Jahr im Sommer stattgefunden, sagte Keller. Früher nicht, denn die Stadt habe zunächst den Ausgang der Strafprozesse abwarten wollen. Im Herbst sei der Zeitplan festgezurrt worden, dann ging es in die Gespräche.

Zivilrechtsstreit vermeiden

Alle Parteien waren einig im Ziel, einen voraussichtlich jahrelangen Zivilrechtsstreit über den Schadenersatz mit völlig ungewissem Ausgang möglichst zu vermeiden. Anfangs, so Blome, hätten die Positionen „extremst weit“ auseinander gelegen. Die beiden Moderatoren der Gespräche – laut Stadt Experten im Bereich von Großschäden bei Bauvorhaben – hätten die Teilnehmer aber immer wieder „zusammengebunden“ und „auf den Pfad der Tugend zurückgeführt“.

Stadtdirektor Keller zufolge habe die Maximalforderung der Stadt bei 1,07 Milliarden Euro gelegen, am Ende sind es 600 Millionen geworden. „Wir hätten gerne etwas mehr gehabt, die Arge gerne etwas weniger gezahlt“, sagte Keller. „Das beschreibt vielleicht die goldene Mitte. Ein besseres Ergebnis für uns wäre auf dem Verhandlungswege nicht zu erzielen gewesen.“ Eine Klage wäre als einzige Alternative übrig geblieben. „Eine schlechte Alternative“, so Keller.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch die Arge äußert sich zufrieden mit dem Ergebnis. Bei einem weiteren Gerichtsverfahren wäre die Baustelle vermutlich noch auf Jahre lahm gelegt gewesen. Nach dem Vergleich kann die Beweissicherung an der Unglücksstelle eingestellt und mit dem Weiterbau begonnen werden. Verkehrsdezernentin Blome erkennt zudem noch einen psychologischen Effekt. Man könne sich in Köln nun wieder trauen, „verkehrliche Großprojekte“ in Angriff zu nehmen.