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Erst solo, dann zusammen„Herrengedeck“-Trio begeistert im Kölner E-Werk

Lesezeit 4 Minuten
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Die drei Künstler vom „Herrengedeck“ am Samstagabend im Kölner E-Werk.

Köln – „Noch kein Loss noh Hus ze jonn“: Auch nach gut drei Stunden fesselten Martin Schopps, Jörg P. Weber und Volker Weininger als „Herrengedeck“ das Publikum im E-Werk. Zum Schluss saßen die drei Künstler erschöpft, aber glücklich auf dem Bühnenrand, ließen die Beine baumeln und sangen mit den Gästen einfach weiter.

„Herrengedeck“-Künstler traten zunächst solo auf

Kaum einer der etwa 1000 Besucher verließ den Saal, ehe der letzte Ton verklungen war. Und selbst als die Flitsch von Jörg P. Weber drohte, heiß zu laufen, hörte man noch Zugabe-Rufe. Der Abend war mehr als ein gut komponierter Auftritt von drei Spitzenleuten. Zunächst trat jeder solo auf und präsentierte bekannte und neue Elemente.

Jörg P. Weber zeigte einmal mehr, wie wunderbar erfrischend frech und umarmend die kölsche Sprache sein kann. Wenn er einmal in Fahrt ist, darf jeder Satz, der es bis auf die Zunge schafft, auch raus. Sprech- und Denkverbote gibt es für Weber nicht. Gut so. Und wenn er die Finger über die Saiten flitzen lässt, befindet sich der Musiker ohnehin in einer eigenen Liga. Das gilt für seine beiden Bühnenkollegen ebenso.

Kölner E-Werk: Martin Schopps blickt ins Jahr 2040

Martin Schopps blickte mit seinem Zukunfts-Krätzchen ins Jahr 2040 und widmete sich unter anderem dem Thema Energie. Die Aussichten sind düster. Die KVB setzt künftig auf Solarenergie als Antrieb. Das klappt bei den Bussen prima, aber die U-Bahn kommt natürlich nie aus dem Tunnel heraus. Auch bei Tisch sieht es mau aus. Etwa beim russischen Raclette. Da wird nur jedes sechste Pfännchen heiß.

Die Gag-Dichte bei Volker Weiniger in seiner Rolle als „Sitzungspräsident“ ist so hoch, dass man froh über jede Trinkunterbrechung des Künstlers ist, damit man in Ruhe lachen und atmen kann. Musikalisch wurde das „Herrengedeck“ hervorragend unterstützt von Michael „Knippi“ Knipprath am Piano.

Starkes Zusammenspiel vom Kölner „Herrengedeck“

Ganz stark war das gemeinsame musikalische Zusammenspiel. Das Trio präsentierte Parodien im Stil kölscher Krätzjer und versah bekannte Karnevals- und Schlagermelodien mit neuen Texten. Darin beschäftigen sich die Künstler mit aktuellen Themen wie der Klima- und Energiekrise, der WM in Katar, dem Krieg in der Ukraine und dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche.

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Schopps, Weber und Weininger sind meinungsstark, mutig, kritisch, klar und dabei hemmungslos komisch. So klären sie die Debatte um die Waffenlieferungen an die Ukraine. Neben dem Fluchtpanzer „Hase“ und dem Stinkpanzer „Iltis“ wird das „Müllemer Böötchen“ zur Verfügung gestellt. Und Mickie Krauses „Schatzi“ soll ihr Foto behalten und lieber eine Photovoltaikanlage schenken.

Keine Konkurrenten, die um Lacher, Redezeit und Musikanteile buhlen

Der Erfolg des „Herrengedecks“ basiert zum einen auf der individuellen Klasse von Martin Schopps, Jörg P. Weber und Volker Weininger. Das allein erklärt die einzigartige Qualität des „Herrengedecks“ nicht. Die entsteht, weil die Balance stimmt. Jeder der drei Individualisten lässt den jeweils anderen in seiner Art und seiner Kunstform agieren. Weil jeder offen für das ist, was von dem anderen kommt, entsteht etwas Neues.

Auf der Bühne stehen keine Konkurrenten, die um Lacher, Redezeit und Musikanteile buhlen, sondern drei Künstler, die sich gegenseitig respektieren, sich anfeuern und in der Interaktion miteinander gemeinsam wachsen. So wird Kultur zum Energielieferanten. Diese Energie haben die Gäste im E-Werk gespürt und aufgesogen.

„Herrengedeck“ startete als Spaßprojekt

Zu Beginn war das „Herrengedeck“ ein Spaßprojekt. Martin Schopps, Jörg P. Weber und Volker Weininger, üblicherweise als Solo-Künstler unterwegs, hatten während der Pandemie viel Zeit und noch mehr Blödsinn im Kopf. Schopps, Weber und Weininger setzten sich zusammen und komponierten eine Art karnevalistisches Ratatouille aus Gesang, Rede und Musik.

Aus den individuellen Zutaten entstand das „Herrengedeck“. Im Lockdown wollte das Trio ein Angebot für kleinere Veranstaltungen zum Beispiel in Biergärten machen. Nach dem Auftritt bei der Prinzenproklamation 2022, die ohne Publikum als reine WDR-Fernsehproduktion stattfand, mehrten sich rasch die Rufe nach Herrengedeck-Wiederholungen.

Nach dem, was die drei Herren im E-Werk aufgetischt haben, werden diese Rufe künftig wohl noch lauter werden. Die Künstler wollen indes genau hinhören, denn das „Herrengedeck“ soll etwas Besonderes bleiben und nicht inflationär angeboten werden.