Köln – Erst am Montag brachte die Entschärfung einer Weltkriegsbombe den Alltag in Ehrenfeld (hier lesen Sie mehr) durcheinander. 13.000 Menschen mussten nach einem Fund auf einer Baustelle in der Fröbelstraße ihre Wohnungen und Häuser bis weit nach Mitternacht verlassen. Alle Anwohner in Quarantäne mussten einzeln in Rettungswagen zur Anlaufstelle am Rheinenergie-Stadion gefahren werden – für alle Beteiligten ein großer Aufwand. Wer trägt die Kosten? Gibt es Fälle, in denen Anwohner im Sperrgebiet bleiben dürfen? Und wie viele Blindgänger liegen noch in Köln in der Erde? Ein Überblick.
Welche Auswirkungen hatte der Bombenfund auf Ehrenfeld?
Insgesamt waren nach Angaben der Stadt 13.000 Anwohner von der Evakuierung betroffen. Unter anderem mussten Kindergärten, Seniorenheime und Supermärkte schließen. Schon während der Klingeldurchgänge des Ordnungsamtes wurden Anwohner teilweise nicht mehr zu ihren Wohnungen durchgelassen. Um 1.10 Uhr wurde die Bombe durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst entschärft.
Dürfen Anwohner im Sperrgebiet auf eigenes Risiko in ihrer Wohnung bleiben?
Nein. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes dürften im Zweifel sogar Zwang anwenden, wenn es wie im Fall der drohenden Explosion einer Bombe um Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung gehe. Haben die Einsatzkräfte den Eindruck, dass jemand nicht öffnen will, brechen sie die Tür mit Hilfe von Polizei und Feuerwehr im Zweifel auf.
Wie teuer ist eine Großevakuierung wie in Ehrenfeld?
Die genaue Summe kennt niemand, schon allein weil die Stadt und das Land die Personalkosten für den Einsatz von Ordnungskräften, Polizisten und Feuerwehr nicht gesondert ermitteln.
Der Ordnungs- und Verkehrsdienst war mit 150 Kräften im Einsatz. Unterstützt wurde durch 90 Personen der Hilfsdienste, 21 Kräfte der Berufsfeuerwehr sowie 12 Polizeikräfte.
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Fest steht: Allein ein Krankentransport, um einen Patienten vorübergehend aus der Uniklinik in ein anderes Krankenhaus zu verlegen, kostet pro Strecke ungefähr 150 Euro.
Wer trägt die Kosten?
Die Krankentransporte bezahlt die Stadt, die Entschärfung und den Abtransport der Bombe das Land. Geschäftsleute im Evakuierungsgebiet müssen die Einnahmeausfälle hinnehmen.
Wie viele Blindgänger liegen in Köln noch in der Erde?
Das weiß niemand. „Jede Zahl, die irgendwo veröffentlicht wird, kann nur falsch sein“, heißt es vonseiten der Bezirksregierung in Düsseldorf, zuständig für die Kampfmittelbeseitigung im Raum Düsseldorf und Köln. Hunderte? Tausende? Zehntausende? Fakt ist: 262-mal wurde Köln im Zweiten Weltkrieg aus der Luft von den Alliierten bombardiert, so oft wie kaum eine andere deutsche Stadt. Aber längst nicht jeder Sprengkörper detonierte beim Aufschlag.
Lassen sich die Blindgänger frühzeitig orten?
Ja, aber nicht immer gelingt das zuverlässig. Anhand von Luftbildern aus dem Krieg prüfen Spezialisten, wo Aufschlagkrater oder auch Schützengräben zu erkennen sind, in denen Soldaten Munition gebunkert haben könnten, die bis heute unter der Erde liegt.
Im Zweifel messen Experten die Geomagnetik des Bodens. Abweichungen können auf eine Bombe hindeuten – allerdings nicht zwangsläufig. Auch Schrott kann das Messergebnis verändern.
Wie gefährlich sind die schlummernden Blindgänger?
Die meisten Kampfmittel, die noch im Boden liegen, darunter vor allem Granaten, Handwaffenmunition und Minen, haben zwar noch Zündsysteme, aber die haben bislang nicht ausgelöst. Fast alle Zünder sind so gebaut, dass sie nur bei einem erheblichen Aufschlag detonieren – zum Beispiel bei einem Abwurf aus mehreren Hundert oder tausend Metern Höhe. Ein einzelner Schlag mit einer Baggerschaufel oder eine kurze ruckartige Bewegung des Sprengkörpers reicht in der Regel nicht aus.