Köln – Pressekonferenz im Jugendzentrum Northside in Chorweiler. In der Mitte sitzt der angehende OB-Kandidat der SPD, Andreas Kossiski, rechts neben ihm die Parteivorsitzende Christiane Jäger, links Fraktionschef Christian Joisten. Am Vorabend hat sich der SPD-Vorstand mit einer Gegenstimme für den 61-jährigen Landtagsabgeordneten und ehemaligen Kölner DGB-Vorsitzenden als Spitzenkandidat für die Wahl am 13. September 2020 entschieden. Die Personalsuche ist beendet, Jäger und Joisten, deren Verhältnis in den zurückliegenden Monaten von Spannungen geprägt war, wirken gelöst. „Wir präsentieren Ihnen einen Kandidaten, der die Stadt wieder auf den richtigen Kurs bringen kann, er weiß, wo den Menschen der Schuh drückt“, sagt Jäger. „Die Fraktion freut sich darauf, mit Andreas Kossiski einen engagierten Wahlkampf zu bestreiten“, fügt Joisten hinzu.
Köln: OB-Kandidat der SPD will mehr Chancengleichheit
„Ich brenne für diese Aufgabe, ich mache das aus vollem Herzen“, betont Kossiski, der sich nach eigenen Worten im September zur Kandidatur entschlossen hat. Viele Menschen klagten, in Köln herrsche Stillstand, sagt er. Anstatt zu handeln, belasse es die Oberbürgermeisterin oftmals dabei, Gesprächsrunden einzuberufen. Das wolle er ändern. Als Polizeibeamter sei er „bereit und in der Lage“, Entscheidungen zu treffen. Als eines seiner wichtigsten Ziele bezeichnet er die Chancengleichheit für alle Kölner, und das in allen Stadtteilen. „Es darf nicht sein, dass mir viele Menschen vermitteln, sie hätten nicht die gleichen Chancen wie andere, bloß weil sie eine bestimmte Postleitzahl haben.“
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ dokumentiert Teile des Gesprächs mit dem Sozialdemokraten, dessen Kandidatur der Parteitag am 15. Februar noch bestätigen muss. Erst danach will Kossiski sein gesamtes Programm bekannt geben.
Über seine Kandidatur:
Ich bin keine Notlösung, ich bin jemand, der es machen möchte.
Über Köln als Industriestandort:
Ich bin dafür, dass wir über ökologisches Handeln und über Ressourcen schonende Industrie diskutieren. Aber das Wort Industrie ist für mich kein Schimpfwort. Industrie ist für mich ein wichtiger Bestandteil dieser Stadt. Wir haben große Unternehmen, die diese Stadt mehr als 100 Jahre lange mitgeprägt haben. Und mit denen muss man vernünftig umgehen. Die Mitarbeiter brauchen die Unterstützung der Politik, weil sich auch die Unternehmen in einem Wandel befinden. Sie habe Angst um ihre Arbeitsplätze, Angst um ihre Zukunft.
Über soziale Sicherheit:
Jeden Tag werden in Köln 30 Menschen geboren, das heißt, jeden Tag wachsen 30 Familien. Sie brauchen von Anfang an Sicherheit. Aber eben dieses Sicherheitsgefühl geht uns in vielen Bereichen verloren; das betrifft etwa den Wohnungsmarkt, Kita-Plätze, das Angebot an Schulen. Ich sehe meine Kandidatur als Angebot an alle sozialen Demokraten, das zu ändern. Ich möchte über die Lager hinweg Lösungen finden.
Über den 1. FC Köln und die Bedeutung des Sports in der Stadtgesellschaft:
Ich komme aus Norddeutschland und bin St. Pauli sehr verbunden, auch durch meine Mitgliedschaft. Und ich bin seit Jahren FC-Mitglied, im Landtag gehöre ich dem FC-Fan-Klub an. Ich habe sogar einen gemeinsamen Fan-Schal der Vereine, den gab es zum Glück mal. Es gibt noch einen dritten Verein in unserer Familie. Meine Frau ist Italienerin, deshalb halten wir zu Juventus Turin. Das Thema Sport liegt mir generell sehr am Herzen. Ich bin stellvertretender Vorsitzender des Stadtsportbundes und Vorsitzender des Vereins Sportstadt Köln. 220 000 Kölner gehören einem Verein an, Sport ist der Kitt der Gesellschaft. Ich finde, da muss die Politik vorneweg gehen, mehr Mittel und Engagement einsetzen. Frau Reker delegiert das Thema leider weg.
Zu seinen Chancen gegen Amtsinhaberin Reker, die von der CDU und den Grünen unterstützt wird:
Ich versuche, die Menschen davon zu überzeugen, dass ich die besseren Konzepte habe und umsetzen kann. Ich umschreibe das mal so: Ich möchte in der Stadt Streife gehen; und zwar nicht in der Art eines Blockwarts, sondern als derjenige, der bei den Menschen ist. Ich werde mit den Bürgerinnen und Bürgern reden und über ihre Probleme sprechen. Ich glaube, das gibt mir die Chance, sie zu erreichen, und am Ende vielleicht als Sieger aus der Wahl hervorzugehen.
Zur Krise der SPD im Bund und im Land:
Wir müssen in Köln rauskommen aus den Schützengräben, wir müssen die Lager überwinden. Dabei spielt die SPD eine große Rolle. Die Landes- und die Bundespartei, so glaube ich, sind sehr daran interessiert, dass von Köln ein positives Signal ausgeht – und vor allem positive Ergebnisse herauskommen.
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Zu Streitigkeiten in der Kölner SPD:
Ich gehöre zu keinem Lager. Ich habe immer versucht zu vermitteln. Mein Vorbild ist da Rolf Mützenich (Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag), mit dem ich im Unterbezirksvorstand sitze. Wir brauchen unsere Kraft, um jetzt gemeinsam nach vorne zu blicken. Streitereien müssen irgendwann beendet sein.
Zum Haus mit Olivenhain in Ligurien:
Natürlich wird dieses Haus, das uns gemeinsam gehört, irgendwann einmal unser Altersruhesitz sein. Das dauert aber, da meine Frau noch 13 Jahre bis zur Rente arbeiten wird. Dieser Ort ist für mich ein Rückzugsbereich, wo ich Kraft schöpfe, wo ich mit Freunden Zeit verbringe. Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich dann wieder den Dom sehe und weiß, jetzt geht es weiter.