Köln – Im Erzbistum Köln zieht die Empörung über Kardinal Rainer Woelki wegen dessen PR-Strategie im Missbrauchsskandal immer weitere Kreise. Am Sonntag distanzierten sich Sprecher und Mitglieder verschiedener Berufsgruppen sowie Verbandsvertreter von ihrem Erzbischof. „Mit dem Bekanntwerden der PR-Strategien hat Kardinal Woelki sein letztes Vertrauen verbraucht“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Pastoral- und Gemeindereferenten, Religionslehrerinnen und Geistlichen aus dem Erzbistum. Die Krise habe „nun einen nicht vorstellbaren Tiefpunkt erreicht“.
Die 21 Erstunterzeichnenden der Resolution beziehen sich auf die Veröffentlichung geheimer Papiere aus dem Jahr 2020 im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Daraus geht hervor, wie Woelki den Betroffenenbeirat des Erzbistums dazu bewegen sollte, das von ihm beschlossene Aus für ein erstes Missbrauchsgutachten und die Beauftragung einer Ersatzstudie gutzuheißen und öffentlich zu unterstützen.
„Wir erfahren uns benutzt“
Regina Bannert als Sprecherin der Pastoralreferenten sprach von einer Instrumentalisierung der Betroffenen, die auch schon von diesen selbst beklagt worden war. „Wir erfahren uns in den verschiedenen Gesprächskontexten und in den verschiedenen Räten ebenso benutzt, bisweilen auch instrumentalisiert, um den Kardinal und ein nicht mehr funktionierendes System zu schützen“, fügte die Seelsorgerin hinzu.
Ihr Kollege Peter Otten aus der Kölner City-Pfarrei Sankt Agnes warf der Bistumsleitung vor, sie habe „in erster Linie ihren eigenen Machterhalt im Blick“.
Immer tiefere Loyalitätskonflikte
Der Kölner Pfarrer Klaus Thranberend und die Religionslehrerin Agnes Steinmetz sprachen von immer tieferen Loyalitätskonflikten. Die Gemeindereferentin Marianne Arndt – wie Steinmetz Mitglied in Woelkis wichtigstem Beratungsgremium, dem Diözesanpastoralrat – urteilte, der Kardinal habe „durch sein Verhalten nun endgültig das Vertrauen verspielt“. Es sei „Zeit aufzustehen“.
Die Resolution fordert einen „wirklichen Neuanfang“ mit personellen Veränderungen und ruft auf zum „Einstehen für alle Betroffenen und für eine Kirche, die sich der Menschen annimmt und sich auflehnt gegen Machtmissbrauch“ wie auch den Verrat des Evangeliums.
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Aus der Fläche des Bistums forderte der Remscheider Stadtdechant Thomas Kaster ein klares Votum des Papstes über Woelki. Im WDR sprach auch Kaster von einer zerstörten Vertrauensgrundlage und äußerte Unverständnis für Woelkis Schweigen. Eine Reaktion von Generalvikar Guido Assmann vom Mittwoch habe die Vorgänge um die PR-Strategie nicht wirklich aufgeklärt.