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Neubau und SanierungStadt investiert rund 400 Millionen Euro gegen Schul-Notstand

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Die Baustelle eines Gymnasiums in Lövenich (Archivbild).  

Köln – 373 Millionen Euro investiert die städtische Gebäudewirtschaft in diesem Jahr in 79 Neubauprojekte von Schulen. Elf der Einrichtungen sollen in diesem Jahr fertig werden, sagt die Gebäudewirtschaft. Ein gewaltiger Betrag, der um rund 100 Millionen Euro über dem des Vorjahrs liegt. Zudem hat die Gebäudewirtschaft für Bau-und Sanierungsmaßnahmen an bestehenden Schulen in diesem Jahr 62,5 Millionen Euro vorgesehen. Die Investitionen sind bitter nötig.

Denn über Jahre wurde der Schulbau vernachlässigt, hinzu kommen geburtenstarke Jahrgänge, die bald ihrer Einschulung entgegensehen. Bei den weiterführenden Schulen vollzieht sich Jahr um Jahr ein unappetitlicher Kampf um Schulplätze, bei dem mitunter Tausende Jugendliche auf der Strecke bleiben, weil sie an der gewünschten Einrichtung oder Schulform nicht unterkommen.

Die dringend benötigten Schulplätze zu schaffen, „das ist eine Herkulesaufgabe“, sagt Baudezernent Markus Greitemann bei einer Rundfahrt zu drei ausgewählten Bauprojekten. Die Tour soll die Anstrengungen der Gebäudewirtschaft zeigen, die Kölner Schulmisere zu lindern. Eine Art Leistungsschau, bei der der aufwendige Weg von der Bedarfsfeststellung für eine neue oder erweiterte Schule, über deren Planung und Bau bis zur Fertigstellung exemplarisch erläutert wird – und was auf diesem Weg alles schiefgehen kann.

Nur zwei Jahre Bauzeit

Das Beispiel für eine ganz neue Schule ist das Ensemble an der Zusestraße in Lövenich. Hier entsteht ein Gymnasium und das tatsächlich ziemlich schnell. Vor einem Jahr wurde mit dem 69-Millionen-Euro-Projekt begonnen, zum Schuljahr 2022/23 sollen hier jungen Menschen lernen. Zwar wurde der Bau bereits 2017 beschlossen, die Errichtung vollzieht sich jedoch in nur zwei Jahren.

Es wird eine moderne Schule mit Dreifach-Sporthalle, Mensa und Außensportanlagen, die außerhalb der Schulzeiten von Anwohnern genutzt werden können. Die Gebäude sind in „Cluster“ unterteilt, es gibt zum Beispiel den naturwissenschaftlichen oder den musischen Trakt, jeder mit Aufenthaltsbereichen und Lernlandschaften. „Schule hat sich von Lern- zum Lebensort gewandelt. Die Clusterbauweise schafft mehr Aufenthaltsqualität“, sagt Schuldezernent Robert Voigtsberger.

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Petra Rinnenburger (v.l.), Robert Voigtsberger und Markus Greitemann am Gymnasium Zusestraße in Lövenich

Die Gebäude entstehen in Passivbauweise, haben ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, auf den Dächern werden Photovoltaik-Anlagen eingerichtet. Kommendes Jahr sollen hier 90 Fünftklässler unterrichtet werden, wenn alle Jahrgänge belegt sind, gehen hier 800 Jugendliche zur Schule. Für das Gymnasium hat die Gebäudewirtschaft einen Totalunternehmer beauftragt, also ein einzelnes privates Unternehmen, das von der Planung bis zum Bau alles übernimmt. Das habe das Projekt stark beschleunigt, weil die Gebäudewirtschaft nicht jedes Gewerk wie Hochbauarbeiten oder Haustechnik einzeln ausschreiben musste, erläuterte Petra Rinnenburger, Leiterin der Gebäudewirtschaft.

Ein ganze Gymnasium in 54 Containern

Anders ist die Situation in Kölns ältestem Gymnasium, dem Dreikönigsgymnasium. Die Schule in Bilderstöckchen muss derart grundsaniert werden, das es bei laufendem Betrieb nicht möglich ist. Deshalb wurde die komplette Schule ausgelagert. Nach den Sommerferien werden etwa 760 Kinder in einem Interim unterrichtet, dass aus 54 Containern im Bürgerpark Nord besteht.

Zurzeit ist die Stadt damit beschäftigt, die Räume einzurichten. Tische und Stühle würden aus dem Altbau herübergebracht. Allein einen geeigneten Standort für das Ausweichquartier zu finden, hat 21 Monate gedauert. Die Fläche im Bürgerpark liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und kann nur mit einer Ausnahmegenehmigung genutzt werden.

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Das Interim des Dreikönigs-Gymnasium besteht aus 54 Containern.

Die Container-Schule ist wenig ansprechend, in den auf zwei Etagen gestapelten Modulen ist es eng. Aber es ist eine voll ausgestattete Einrichtung mit Fach- und Klassenräumen, einer Mensa und einem Schulhof. 28 Millionen Euro hat die Einrichtung des Interims gekostet, in dem die Schüler bis 2024 lernen sollen. Dann ist die Sanierung der eigentlichen Gebäude fertigt, so der Plan. „Ziel ist es, die Container wiederzuverwenden“, sagt Greitemann. Denkbar sei, das Interim auch dann zu erhalten, wenn die Sanierung des Altbaus abgeschlossen sei, weil es weitere zusätzliche Schulplätze wären.

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Die Kinder der Gemeinschaftsschule Kretzerstraße in Nippes müssen nicht in ein Provisorium ziehen. Dafür können sie die Bauarbeiten aus ihren Klassenräumen verfolgen. Allerdings steht ihr Schulhof voller Baufahrzeuge und Materialien, weswegen sie für die kommenden zwei Jahre einen Aushilfsschulhof in der Nachbarschaft haben. „Das Baufeld und die Zufahrten sind sehr eng. Deshalb ist die Logistik sehr kompliziert“, sagt Rinnenburger.

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Die Erweiterung der Grundschule Kretzerstraße ist wegen beengter Verhältnisse kompliziert.

Es entstehen vier Erweiterungsbauten und die bestehende Turnhalle wird saniert. Sind diese Arbeiten abgeschlossen, ist das alte Schulgebäude an der Reihe. Geplant hat das Projekt die Gebäudewirtschaft, ein Generalunternehmer koordiniert den eigentlichen Bau. „Zurzeit sind wir etwa zwei Monate vor unserem Zeitplan“, sagt ein Mitarbeiter des Unternehmens. Wenn die 21 Millionen Euro teure Erweiterung voraussichtlich zum Schuljahr 2022/2023 fertig ist, sollen hier drei statt bislang zwei Züge unterrichtet werden.

Reker: Dem Schulnotstand entgegenwirken

Investitionen in neue und bestehende Schulbauprojekte sowie Anmietmodelle, wie zum Beispiel Bürohäuser, die zu Schulen umgenutzt werden: „Ich bin zuversichtlich, so dem Schulnotstand in Köln weiter entgegenzuwirken“, ließ Oberbürgermeisterin Henriette Reker anlässlich der Schulbaustellen-Tour mitteilen. Die Betonung liegt auf „weiter“, denn es wird noch oft solche Rundfahrten geben, bis der besagte Schulnotstand beendet sein wird.