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Weil sie das Gesetz nicht kennt?Stadt Köln zahlt Feuerwehr-Azubis künftig 750 Euro weniger als versprochen

Lesezeit 3 Minuten
Kölner Feuerwehrleute auf einer Wache. Die Stadt Köln zahlt Azubis künftig weniger Geld, als ihnen versprochen wurde. (Symbolbild)

Kölner Feuerwehrleute auf einer Wache. Die Stadt Köln zahlt Azubis künftig weniger Geld, als ihnen versprochen wurde. (Symbolbild)

Sechs Azubis sollten zunächst sogar 4500 Euro zurückzahlen. 31 weitere bekommen künftig weniger Geld, als ihnen versprochen wurde.

Auf den Feuerwachen in Köln herrscht seit Jahren akuter Personalmangel, der sich in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen wird. Vor zwei Jahren rechnete Feuerwehrchef Christian Miller vor, dass bis 2028 jede vierte Einsatzkraft in Brandschutz und Rettungsdienst in Pension gehen wird. Dazu kommt, dass schon 2021 18 Prozent der Stellen unbesetzt waren, also etwa 180 Einsatzkräfte fehlten.

Nun stellt sich heraus: Offenbar hat die Stadt Azubis zwei Jahre lang mit falschen Gehaltsversprechungen zu Feuerwehr gelockt. Vor zwei Monaten hat sie ihren Fehler offenbar entdeckt und forderte das zu viel ausgezahlte Geld von sechs Auszubildenden zurück – 4500 Euro sollten sie jeweils zurückzahlen. Nun verzichtet sie zwar auf die Rückzahlung, doch insgesamt 37 Auszubildende erhalten künftig rund 750 Euro weniger als ihnen versprochen wurde.

Köln: Hohe Hürden, um eine Ausbildung bei der Feuerwehr zu beginnen

Wie konnte das passieren? Unter Personalmangel leiden viele Feuerwehren in ganz Nordrhein-Westfalen. Ein Grund dafür sind die hohen Hürden, um eine Ausbildung bei der Feuerwehr zu beginnen. Denn dazu braucht man in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung. Für viele fertige Gesellen war es deshalb finanziell unattraktiv, nach ihrer fertigen Ausbildung erneut ein Ausbildungsgehalt zu akzeptieren. Deswegen bietet das Land NRW seinen Feuerwehr-Azubis schon seit 2017 den Anwärtersonderzuschlag in Höhe von 90 Prozent an, knapp 1200 Euro.

Die Stadt Köln hatte wie ein paar andere Kommunen eine weitere Idee, um mehr Bewerber anzulocken: die sogenannte Stufenausbildung. Seit 2021 kann man sich auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung bei der Feuerwehr für eine Ausbildung bewerben. Handwerkliche Ausbildung und die Ausbildung zum Brandmeister sollen so vereint werden, Bewerber schon von der Schulbank weg von einer Ausbildung bei der Feuerwehr überzeugt werden. Ab dem 19. Ausbildungsmonat sollten Interessenten außerdem die 90 Prozent Sonderzuschlag erhalten. Damit hatte die Stadt starke Argumente parat – und warb so für eine Ausbildung bei ihrer Feuerwehr.

Stadt Köln rudert zurück – bleibt aber bei Gehaltskürzung

Doch vor zwei Monaten ist der Stadt offenbar aufgefallen, dass Auszubildende der Stufenausbildung laut Gesetz nicht 90 Prozent, sondern nur 35 Prozent Sonderzuschlag zustehen – rund 750 Euro weniger monatlich. Die Gewerkschaft Verdi vertritt einige der Betroffenen. Sie bestätigt, dass die Stadt sechs Azubis im September dazu aufforderte, die zu viel ausgezahlten Zuschläge zurückzuzahlen, rund 4500 Euro. Zuerst berichtete der WDR über den Vorfall. Weitere 31 Auszubildende, die mit dem Sonderzuschlag ab ihrem 19. Ausbildungsmonat gerechnet haben, müssen ebenfalls künftig mit 750 Euro weniger im Monat kalkulieren.

Für Philipp Stewart, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, ist das ein Unding: „Wir haben die Stadt dazu aufgefordert, die Rückzahlungsforderung zurückzunehmen und sich bei den Auszubildenden zu entschuldigen.“ In einem Brief an die Stadtverwaltung schreibt er: „Es ist nicht hinnehmbar, dass junge Menschen am Beginn ihrer Berufslaufbahn in einem derart wichtigen Bereich der kritischen Infrastruktur durch ein solches Vorgehen in existenzielle und finanzielle Schwierigkeiten gebracht werden.“

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ rudert die Stadt nun zurück: „In allen sechs Einzelfällen wird auf die Rückzahlung der überzahlten Beträge verzichtet“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Allerdings sehe die Stadt gesetzlich keine Möglichkeit, den höheren Sonderzuschlag weiterzuzahlen. Heißt: 37 Feuerwehr-Azubis bekommen künftig rund 750 Euro weniger monatlich, als ihnen eigentlich versprochen wurde.