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Protest-AktionViele Kölner waren überrascht vom Apotheken-Streik

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau steht vor einer verschlossenen Apotheke.

Ami Kamphausen war überrascht, dass die Apotheke an der Breite Straße am Mittwoch geschlossen war.

Am Mittwoch beteiligten sich viele Kölner Apotheken am bundesweiten Streik. Viele Kunden suchten nach Notdienst-Apotheken.

Viele Kölnerinnen und Kölner hatten am Mittwoch Grund für Kopfschmerzen. Sie standen vor verschlossenen Apotheken, die Branche streikte. Auch sonst hochfrequentierte Apotheken an den Kölner Hotspots beteiligten sich am bundesweiten Protesttag, wenn auch nicht alle.

An den Fenstern der Schwanen-Apotheke auf der Breite Straße klebten viele rot-weiße Schilder, die Probleme beklagten: „Ausufernde Bürokratie“, „Absurde Willkür der Krankenkassen“ und „Keinerlei Inflationsausgleich“ war da zu lesen.

Obwohl der Streik angekündigt war, wurden viele Kölnerinnen und Kölner davon überrascht. „Ich bin zum Glück noch mobil, aber für andere ist es ein großes Problem“, sagt die 80-jährige Ani Kamphausen. „Dass sogar die Apotheken streiken, das hätte es früher nicht gegeben.“ Vergeblich war sie auf der Suche nach Brandsalbe und Brandpflaster für einen Freund. Auch am Ebertplatz kam es zu Irritationen, denn alle umliegenden Apotheken waren geschlossen. „Dabei dachte ich, dass Apotheken so gut verdienen“, sagte eine Frau, die Schmerztabletten brauchte.

Kölner sucht vier Apotheken auf – alle wegen Protest-Aktion geschlossen

Viele Kundinnen und Kunden suchten nach Notdienst-Apotheken. „Das hier ist die vierte Apotheke, die ich aufsuche. Ich dachte, die hier wäre im Notdienst, das habe ich im Internet gelesen“, sagte Jörn Börns vor den verschlossenen Türen einer Apotheke am Neumarkt. Obwohl auch hier die Streik-Schilder im Fenster hingen, versuchten viele Kunden, wie gewohnt die Tür zu öffnen. „Ich habe hier nebenan einen Arzttermin und brauche unbedingt etwas für meine Halsentzündung. Ich hoffe, ich bekomme das trotzdem“, sagte Loae Ibrahim. Ab und an öffnete sich das Ausgabefenster, damit bestellte Medikamente auf ärztliche Anordnung übergeben werden konnten.

„Viele Patientinnen und Patienten haben mir heute erzählt, dass sie nicht wissen, wo sie die Medikamente herkriegen sollen“, sagte Dalena Hoffmeister, Angestellte einer Praxis am Neumarkt. „Aber ja, ein Recht auf Streik hat man.“ Einige Kundinnen und Kunden zeigten Verständnis. „Überall wird gespart, das trifft auch Apotheken. Den Streik kann ich nachvollziehen“, sagt Lydia De La Hera vor einer Apotheke am Neumarkt.

Eine Frau geht am Streiktag in eine geöffnete Apotheke im Hauptbahnhof.

Die Apotheke im Hauptbahnhof war geöffnet.

Dennoch wünschten sich viele Kunden eine bessere Kommunikation: „An manchen meiner vier abgeklapperten Apotheken waren gar keine Schilder dran. Der Streik ist verständlich, aber die Organisation ist chaotisch“, sagte Jörn Börns. Einige große Apotheken in der City beteiligten sich nicht am Protesttag. Dazu gehörten auch die Dom-Apotheke und die Apotheke im Hauptbahnhof, beide waren sehr gut besucht.

Dennoch sei die Kölner Beteiligung am Protesttag stark gewesen, so Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein. Zur zentralen Protestaktion in Düsseldorf waren mehr als 200 Vertreter aus Köln gekommen. „In Köln sind rund 12.000 Bürgerinnen und Bürger täglich von Lieferengpässen betroffen, das ist quasi jedes zweite Rezept, das eingelöst wird.“ Zudem warnt er vor Antibiotika-Mangel im Winter: „Es muss sich stark etwas ändern.“