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Feuerwehr übt RettungTausende Kölner betreten trotz Warnung die zugefrorenen Weiher

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Feuerwehr Übung Aachener

Proben für den Ernstfall: Die Kölner Berufsfeuerwehr übt die Rettung aus dem Eis am Aachener Weiher in Köln.

Köln – Die Szenen am Sonntagmorgen auf dem Aachener Weiher muteten ein wenig widersprüchlich an. Die Feuerwehr war gekommen, um eine Eisrettung zu simulieren und fräste dafür ein etwa ein Quadratmeter großes Loch in den Weiher. Die kurze Zeit mit geschlossener Eisdecke wollte sie für eine öffentlichkeitswirksame Aktion nutzen.

Viele Menschen waren am Wochenende auf dem Decksteiner Weiher.

So ließ sich ein in Helm, Handschuhen, Woll-Overall und Trockentauchanzug eingepackter und durch Leinen gesicherter Feuerwehrmann der Wasserrettungseinheit in den kalten Weiher fallen und von seinen Kollegen per Schlitten retten. „Wir üben einerseits für uns selbst, was wir schon können“, sagt Norbert Florek, Taucheinsatzleiter des Tages. „Andererseits zeigen wir den Leuten, was passieren kann.“ Um die Eisshow der Feuerwehr herum versammelten sich dann auch etwa 100 Schaulustige auf dem Weiher und applaudierten und johlten den Wasserrettern zu.

Feuerwehr warnt seit Tagen

Insgesamt Tausende waren am Wochenende auf den Weihern und Seen in der Stadt unterwegs, liefen Schlittschuh, spielten Eishockey oder spazierten über das Eis. Und das obwohl die Feuerwehr seit Tagen davor warnt, weil das Eis nach nur einer Woche mit Minustemperaturen noch nicht überall tragfähig ist. Erst ab etwa 15 Zentimetern, sagt Florek, sei das der Fall. Der Eisblock, den die Feuerwehr aus dem Aachener Weiher fräste, war vielleicht zehn Zentimeter dick. „Wenn ein Mensch im Eis einbricht, hat er nur wenige Minuten“, sagt Florek.

Die Schilder wurden ignoriert.

60 bis 90 Sekunden vergingen allein, bis jemand die 112 wählt, die Notlage schildert und die Leitstelle die Wasserrettung schickt. Die brauche dann noch mal – je nach Verkehrslage – bis zu fünf Minuten. Da könnte es schon kritisch werden. Wichtig sei, sagt Florek, dass nicht wild herumzappele und in Panik verfalle, wer im Eis ist, weil das die Muskulatur verkrampfen und Überlebenschancen senken könne. Je nach Wasserbewegung kann der Verunglückte zudem unter das Eis geraten, was die Rettung zusätzlich erschwert.

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Eine Handvoll Einsätze wegen Eisrettung gebe es üblicherweise im Winter in Köln. Nicht jeder stellt sich als Fehlalarm heraus wie die am Samstagnachmittag auf dem Decksteiner Weiher. Da traute sich ein Hund zunächst nicht von der Insel des Nordteils zurück. Als die Feuerwehr kam, war der Hund schon wieder selbst zurückgelaufen.

Eislaufen auf zugefrorenen Wiesen in Rodenkirchen

Wegen des großen Ansturms schickte der Ordnungsdienst der Stadt Streifen an den Weiher und warnte abermals vor dem Betreten. Verboten ist das aber – ähnlich wie das Schwimmen an den meisten Stellen des Rheins – nicht. Auch wenn das Eis vielerorts voller dicht gedrängter Menschen war, ahndete das Ordnungsamt keine Corona-Verstöße. An einigen Stellen – etwa in Rodenkirchen, Deutz und Mülheim – boten auch die Überbleibsel des Rheinhochwassers zugefrorene Flächen. Diese waren meist weniger tief als die Weiher. Schon am Sonntag aber gab es wieder Plus-Temperaturen, zum Wochenstart soll es regnen. Die Eisschichten werden dann also noch dünner.