AboAbonnieren

„Ich träume jede Nacht davon“Überfallener Kölner Geldbote leidet Jahre später noch

Lesezeit 2 Minuten
Überfall Flughafen Arton Krasniqi

Im März 2019 wurde dieser Geldtransporter am Flughafen Köln/Bonn überfallen.

Köln – Beim Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach hat am Donnerstag der Geldbote ausgesagt, der im März 2019 am Flughafen Köln/Bonn überfallen wurde. Der heute 58-Jährige wurde bei dem Angriff durch einen Schuss schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft hatte den Vorfall als gefährliche Körperverletzung angeklagt. Das Landgericht sieht hier aber einen möglichen versuchten Mord.

Köln: Geldbote vom Flughafen leidet bis heute

In Saal 112 des Kölner Justizgebäudes schilderte der Geldbote im Zeugenstand, wie sehr er noch immer unter den Folgen des brutalen Überfalls leidet. „Ich träume jede Nacht davon“, sagte der Mann. Regelmäßig erleide er Panikattacken. Auch körperlich ist der Mann bis heute, mehr als drei Jahre nach dem Überfall, beeinträchtigt und kann nur mit Hilfe eines Gehstocks laufen.

5FA95800FF6E3DDD

Der Angeklagte Thomas Drach wurde erneut per Hubschrauber zum Kölner Justizzentrum gebracht.

Nach dem Verlassen des „Panzers“, wie der Zeuge den Geldtransporter nannte, sei von hinten jemand auf ihn und einen Kollegen zugelaufen. „Der hat geschnauft hinter mir wie ein älterer Herr“, so beschrieb es der 58-Jährige. Dann habe jemand gesagt: „Leg dich hin“. Er habe sich, wegen zweier Hüft-Operationen im Jahr zuvor, aber nicht einfach „auf den Boden werfen“ können.

Flughafen Köln/Bonn: Tatbeute lag bei 400 Euro

Dann sei auch schon der Schuss gefallen, vermutlich, weil er nicht schnell genug reagiert habe. Der Schuss sei durch beide Oberschenkel gegangen, schilderte der Zeuge vor dem Landgericht Köln. Nur eine Notoperation konnte das Leben des Mannes retten, sein rechtes Bein fühlte sich lange taub an. Als er später einmal seine Firma wieder besuchte, brach bei ihm der Angstschweiß aus.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Der Schuss hat mir einen großen Teil meines restlichen Lebens genommen“, hatte der Mann bereits bei seiner Polizeivernehmung ausgesagt. Bei dem Räuber soll es sich um Thomas Drach handeln, Tatwaffe war laut Anklage eine Kalaschnikow. Die Tatbeute betrug in diesem Fall lediglich 400 Euro. Das mutmaßliche Fluchtauto, ein Audi, wurde kurz danach brennend in Porz-Eil gefunden.

Drach droht lebenslang Gefängnis und Sicherungsverwahrung

Gegen die Einschätzung der Staatsanwaltschaft, die Tat „nur“ als gefährliche Körperverletzung einzustufen, hatte sich Opfer-Anwältin Monika Müller-Laschet gewehrt, sie sieht einen versuchten Mord als verwirklicht. Dieser Einschätzung hatte sich die Schwurgerichtskammer um den Vorsitzenden Jörg Bern angeschlossen und das Verfahren mit dem schwereren Vorwurf eröffnet.

Drach werden vor dem Landgericht insgesamt vier Raubüberfälle auf Geldtransporter vorgeworfen, zwei in Köln, dazu in Frankfurt am Main und in Limburg an der Lahn. Insgesamt soll die Tatbeute rund 230.000 Euro betragen. Drach schweigt bisher, sein Verteidiger äußerte aber, einen Freispruch erreichen zu wollen. Drach droht lebenslang Gefängnis und Sicherungsverwahrung. (hpu, dpa)