Die Öffentlichkeit wurde ausgeschlossen, um den minderjährigen Beschuldigten zu schützen.
So lief der Prozessauftakt in KölnFrau auf Hochschul-Toilette vergewaltigt – 17-Jähriger auf Anklagebank
Hinter verschlossenen Türen verhandelt das Kölner Landgericht seit Donnerstag gegen einen 17-Jährigen, dem zwei Sexualdelikte und ein Raubgeschehen zur Last gelegt werden. Der Hauptvorwurf gegen den Jugendlichen lautet auf Vergewaltigung – mitten am Tag soll der Angeklagte in einem Toilettenraum der Technischen Hochschule am Ubierring über eine arglose Frau hergefallen sein.
Köln: 50 Minuten Verhandlung beim Prozessauftakt
Verhandelt wurde unter dem Aktenzeichen 103 KLs 11/24 auf Saal 210, an dessen Tür der Schriftzug „nicht öffentlich“ aufleuchtete. Zuschauer und damit auch die Presse waren ausgeschlossen. Das ist der Standard bei minderjährigen Angeklagten, laut NRW-Justiz zum Schutz der Persönlichkeit, „um ihre künftige Entwicklung nicht durch schädliche öffentliche Stigmatisierung zu gefährden“.
Verteidigt wird der Angeklagte von der bekannten Kölner Anwältin Funda Bicakoglu und ihrem Kollegen Jan Heeg. Die wollten sich zu dem Fall nicht äußern – mit Hinweis auf das nicht öffentliche Verfahren. Der Prozesstag dauerte knapp 50 Minuten, verlesen wurde lediglich die Anklage. Am Prozess nimmt auch ein Gutachter teil, der den Geisteszustand des Beschuldigten beurteilen soll.
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Köln: Angeklagtem droht Gefängnisstrafe
Während in Jugendverfahren zumeist der Erziehungsgedanke und nicht die Sanktion der Tat im Vordergrund steht, droht dem Angeklagten aufgrund der Schwere der Vorwürfe ohne Zweifel eine hohe Jugend- und damit Gefängnisstrafe. Der 17-Jährige befindet sich seit fast sechs Monaten in Untersuchungshaft, festgenommen wurde er einen Tag nach der Vergewaltigung an der TH.
Einige Stunden nach der ihm vorgeworfenen Vergewaltigung in der Südstadt soll der Angeklagte in Lindenthal eine weitere Frau angegriffen haben. Dieser soll der Jugendliche von der Haltestelle Melatengürtel gefolgt sein, sie mehrfach mit einem Schlagstock gegen den Kopf geschlagen und Geld und Handy gefordert haben. Dann soll der Teenager sein Opfer mit Handschellen gefesselt haben.
Köln. Urteil soll noch diesen Monat fallen
Anfang Dezember soll der 17-Jährige ebenfalls in Lindenthal eine weitere Fußgängerin überfallen haben. Diese soll er gegen 5.40 Uhr morgens von hinten gewürgt und mit einer Schusswaffe bedroht haben. Sie solle mitkommen, soll der Täter das Opfer aufgefordert haben. Die Frau konnte sich jedoch aus einer Umklammerung befreien. DNA-Spuren sollen den Angeklagten belasten.
Zur Festnahme kam es erst, nachdem der Jugendliche einen Mann in der KVB-Linie 7 bedroht haben soll – nachdem dieser ihn aufgefordert habe, die Füße vom Sitz zu nehmen. Ein Urteil in dem Verfahren will die 3. Große Strafkammer unter Vorsitz von Richter Helge Eiselt am Ende dieses Monats sprechen. Es sind noch mehrere Prozesstage und einige Zeugenvernehmungen eingeplant.