Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
Diesmal geht es um das Ende des Anwohnerparkens.
Köln – Diese Idee des neuen Ratsbündnisses aus Grünen, Schwarzen und Violetten ist genial. Das Anwohnerparken wird abgeschafft. Endlich. Das wurde auch Zeit. So schlimm ist es noch nicht, dass die Kölner in ihren Autos mitten in den Veedeln am Straßenrand übernachten müssen, weil sie sonst kein Dach über dem Kopf haben.
Bei Tod oder Umzug, was angesichts des Wohnungsmangels in Köln in den meisten Fällen auf das Gleiche hinauslaufen dürfte, ist der Park-Lappen künftig weg. Vererbung ausgeschlossen. Ich sehe schon die ersten Zettel von verzweifelten Parkplatzsuchern an den Straßenschildern im Agnesviertel. Stehplatz gegen Stellplatz. Biete Effzeh-Dauerkarte, suche Parklücke.
Liegeplätzchen auf dem Wahl-Friedhof
Um das Parkplatz-Vernichtungsprogramm zu beschleunigen, muss das Ratsbündnis Anreize setzen. Wer seinen Parkausweis schon zu Lebzeiten abliefert, darf sich ein schönes Liegeplätzchen auf einem Friedhof seiner Wahl aussuchen, dessen Fläche sich nach der Größe seines letzten Fahrzeugs bemisst, um den Abschied erträglicher zu gestalten und dem Ex-Anwohnerparker eine langfristige Perspektive zu ermöglichen.
Die Kompromissformel lautet: CDU gleich SUV gleich Doppelgrab auf Melaten. Grüne gleich Lastenfahrrad gleich Urnenbestattung im Friedwald. Dabei wird der geliebte Volvo in der Tiefgarage in einer Altbau-Wohnstraße in Neu-Ehrenfeld nicht angerechnet. Irgendein Privileg muss die stärkste Fraktion im Stadtrat ja haben. Auf die neue Volt-Fraktion mit ihren E-Autos warten ein Reihengräber mit Ladesäule für ewiges Licht.
Diese radikale Verkehrswende wird sich für das Ratsbündnis politisch auszahlen, weil alle drei Partner ihre Wählergruppen perfekt bedienen. Die CDU kann sich als Stadtrandpartei endlich auf ihre Doppelgaragen-Hochburgen im Hahnwald, Marienburg und Müngersdorf konzentrieren und muss keinen Eiertanz wie bei der Effzeh-Wiese aufführen. Immer in der Gewissheit, dass es bei den Kommunalwahlen keine Fünf-Prozent-Hürde gibt, an der sie scheitern könnte.
Das Auto nicht mehr aus Prinzip verteufeln
Die Grünen müssen das Auto nicht mehr allein aus Prinzip verteufeln. Sie können sich ohne Gewissensbisse für Kölns neues E-Werk bei Ford stark machen und schon mal alle Poller in der City für den Strom-Fiesta durch E-Ladesäulen ersetzen. Weil der Ökostrom für diese Elektro-Poller ja aus der Steckdose kommt. Und nicht von der Rhein-Energie.
Die vielen freien Parkplätze sollte die Stadt für die Fußgänger nutzen, die endlich mehr Platz zur Verfügung haben. Den werden sie auch dringend brauchen, weil der Streit um den Bau der Ost-West-Stadtbahn auch nach fünf Bündnisjahren noch nicht entschieden sein wird, aber alle Ex-Anwohner-Parker ein 365-Euro-Jahresticket für die KVB in der Tasche haben. Das ist die mit 1,50 Meter-Abstand beste Idee seit dem Plan, die Nord-Süd-Fahrt tiefer zu legen.