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„Das ist absolute Lobhudelei“Wie Henriette Reker im Online-Wahlkampf experimentiert

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In einer prominenten Runde versuchte Henriette Reker, auf ihre Themen aufmerksam zu machen.

Köln

Sich für seinen Wahlkampf prominente Unterstützer zu holen, ist geübte Praxis im politischen Betrieb. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat sich für eine auf ihrem Facebook-Account ausgestrahlten Wahlkampf-Talkrunde gleich drei gestandene Politiker gesucht, die ihr zur Wiederwahl verhelfen sollen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) und Gerhart Baum (FDP), von 1969 bis 1973 Kölner Ratsmitglied und ehemaliger Bundesinnenminister.

Der Moderator der Gesprächsrunde kündigte die Vorstellung von Rekers Kommunalwahlprogramm an und so war es auch. Ein Wahlprogramm, auch das ist Standard im Einmaleins der politischen Kampagnen, bewirbt sich besser, wenn man auf erbrachte Leistungen verweist. So ließ sich Reker zunächst in einem kurzen Einspielfilm von einem Künstler loben, dass der Ebertplatz vom Angstraum wieder zu einem aufblühenden Ort geworden ist und von einem Ausbaugegner des Godorfer Hafens dafür, dass die Vergrößerungspläne endgültig vom Tisch sind. Innenminister Reul stimmte ein in die Hymne des wiederauferstandenen Platze als Zusammenspiel von Bürgerengagement, Stadtverwaltung und Ordnungsbehörden.

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„Das ist jetzt die absolute Lobhudelei“

Claudia Roth pries dann den Stopp des Hafenausbaus. Sie hatte sich gut vorbereitet und zeigte mit Aussagen zum Niehler Gürtel (dessen Ausbau sie gern verhindert sähe) und der Debatte um die Erweiterungspläne des 1. FC Köln im Grüngürtel (die sie wie Reker kritisch sieht) erstaunliche kommunalpolitische Kenntnisse.

Davon hat Gerhart Baum, der seit 70 Jahren in Köln lebt, mehr als genug. Unter hob er Rekers Bemühungen um den Umweltschutz und eine Mobilitätswende („Das Auto war schon vor Jahrzehnten ein Problem.“) hervor und beschwor, wie auch Roth, Offenheit und Zusammenhalt der Kölner. „Das ist jetzt die absolute Lobhudelei“ entfuhr es selbst Roth nach einer ganzen Reihe weiterer Huldigungen der drei Gäste Rekers. Aber es war ja auch eine Wahlkampfveranstaltung.

Kölner Politiker tummeln sich in der Kommentarspalte

Rund 8000-mal wurde das Gespräch auf Facebook aufgerufen. Die Likes überwiegen deutlich die negativen Reaktionen. In der Kommentarspalte zeigt sich ein vielschichtigeres Bild. Grundsätzlichem Zuspruch folgt mitunter harsche Kritik, etwa an Rekers Kehrtwende bei der FC-Erweiterung.

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Kölner Politiker wie Niklas Kienitz (CDU) und Katja Trompeter (Grüne), deren Parteien Reker im Kommunalwahlkampf unterstützen, mischten sich dezent erklärend unter die Kommentatoren. Künstler Rolf Ketan Tepel fand in den Themen offenbar nicht die gesamte Stadt wieder und fragte: „Geht es um Köln oder um Sülz?“