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Zehntausende TeilnehmerGroßer Andrang bei Kölner Demo gegen Rechtsruck

Lesezeit 4 Minuten
01.02.2025
Köln:
Diverse Organisationen aus der Umwelt und Demokratiebewegung haben zur einer Demonstration mit dem Motto „Keine Zusammenarbeit mit Faschisten!“ aufgerufen. 
Viele Plakte gegen Friedrich Merz am Kurt-Hackenberg-Platz
Foto: Martina Goyert

Zehntausende zogen am Samstag durch die Kölner Innenstadt.

Diverse Organisationen hatten in Köln zu einer Demo für die Demokratie und gegen die CDU und die AfD aufgerufen.

In Köln sind am Samstag zehntausende Menschen aus Protest gegen den aus ihrer Sicht von der Partei CDU begangenen politischen Tabubruch auf die Straße gegangen. Die Demonstrantinnen und Demonstranten kritisieren, dass die Union um den Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten Friedrich Merz sich nicht klar genug gegen Rechtsextremismus abgrenze, weil sie am vergangenen Mittwoch mithilfe der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag durchgesetzt hatte.

Ein Gesetzentwurf zur Begrenzung der Migration am Freitag scheiterte. Geschätzt rund 35.000 Menschen versammelten sich den Angaben der Veranstalter von der Initiative „Zusammen gegen Rechts“ zunächst um 16 Uhr am Heumarkt in der Kölner Innenstadt, um unter dem Motto „Gegen den Schulterschluss der CDU, CSU und FDP mit Faschisten“ von dort aus Richtung Deutzer Werft zu ziehen.

Demonstration zieht durch Kölner Innenstadt

Auf ihrem Weg durch der Kölner Altstadt, vorbei am Parteibüro der Kölner CDU, skandierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Chören Sätze wie „Wir sind mehr“, „ganz Köln hasst die AfD“, oder „Nazis raus“, zahlreiche Banner und Schilder mit Aufschriften wie „Kein Merz ab März“, „Auch du, Friedrich“ und „SCHmerz lass nach“ waren auf dem Weg in Richtung Deutzer Werft im Rechtsrheinischen zu sehen.

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Auf dem Schild, das die achtjährige Mona am Rand der Kundgebung in die Höhe hielt, stand in bunten Lettern „Lillifee statt AfD“. Sie finde es „doof“, wenn Menschen nach Herkunft oder Hautfarbe unterschiedlich behandelt werden. „Wir stehen hier, weil wir darüber entscheiden müssen, wie wir in Zukunft leben wollen – offen und tolerant, oder abgeschottet“, ergänzte die Oma, die am Samstag mit der Enkelin zum Heumarkt gekommen ist.

01.02.2025
Köln:
Diverse Organisationen aus der Umwelt und Demokratiebewegung haben zur einer Demonstration mit dem Motto „Keine Zusammenarbeit mit Faschisten!“ aufgerufen. 
Viele Plakte gegen Friedrich Merz am Kurt-Hackenberg-Platz
Foto: Martina Goyert

Viele Teilnehmer brachten selbstgemachte Schilder mit.

Gegen 17 Uhr machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung vom Heumarkt aus auf den Weg durch die Innenstadt. Am Dom und vorbei am Kölner Hauptbahnhof ging es über die Komödienstraße weiter, vor der Kölner CDU-Zentrale nahm die Intensität der Sprechchöre stark zu.

Zehntausende Menschen protestieren gegen rechts

Die Veranstaltungen am Samstag seien „Anmeldungskonform durchgeführt“ worden, „bis auf einige wenige Störungen durch Pyrotechnik verliefen die Versammlungen friedlich und ohne Zwischenfälle“, fasste ein Sprecher der Kölner Polizei am Sonntag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zusammen. Aus Sicht der Behörde sei die Teilnehmerzahl allerdings eher bei knapp 20.000 Menschen einzuordnen.

Die exakten Größenordnungen bei solchen Großveranstaltungen seien schwer zu schätzen, auch die Veranstalter konnten die Zahl der Personen am Samstag lediglich schätzen. Laut einer Sprecherin an der Deutzer Werft, war gegen 18 Uhr der erste Teil der Demonstration erst dort angekommen. Sie könne aber deutlich sehen, „dass von der Deutzer Brücke her noch zahlreich Menschen dazukämen“, hieß es. Aufgrund der vielen Teilnehmenden verzögerte sich der Marsch, die ursprünglich für 17.30 Uhr geplante Abschlusskundgebung an der Deutzer Werft fand so erst verspätet gegen 18.30 Uhr statt.

Auch prominente Politiker vor Ort

Auf der an der Deutzer Werft dafür aufgebauten Bühne gab es Livemusik, unter anderem von der Band „Planschemalöör“. In Redebeiträge, auch von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Parteien,wurde die CDU dabei scharf kritisiert und die AfD als „große Gefahr von Rechts“ bezeichnet. „Wir stehen zusammen und setzen ein deutliches Zeichen gegen Verachtung und für Sicherheit der Menschen in diesem Land“, hieß es in der Rede Jan van Akens, Vorsitzender der Partei die Linke.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich zuvor zu den Demonstrierenden auf den Heumarkt gesellt. „Ich habe gestern den Tiefpunkt meiner Arbeit in 20 Jahren im Bundestag erlebt“, sagte Lauterbach schließlich auf der Bühne in Deutz. „Wir lassen es nicht zu, dass uns Rechtsextremisten in den Abgrund führen.“

Kurz nach 19 Uhr löste sich die Veranstaltung dann langsam auf. Die Initiativen, die die Demonstration am Samstag und bereits in den Tagen zuvor organisiert haben, kündigen für die kommenden Tage und bis zur Bundestagswahl am Sonntag, 23. Februar, weitere Aktionen und Proteste in Köln an.