Der Zoll entdeckt zunehmend illegale Zigarettenfabriken in Deutschland.
Hohe Zahlen auch in KölnZigarettenschmuggel nimmt stark zu – Gewerkschaft der Polizei schlägt Alarm
Der Konsum illegaler Zigaretten ist im vierten Jahr in Folge gewachsen – trotz pandemiebedingter Reisebeschränkungen und obwohl die Zahl der Raucher zumindest hierzulande, aber auch anderswo in Europa und der Welt tendenziell abnimmt. Zu diesem Ergebnis kommt der neue KPMG Bericht, der jährlich von Philip Morris International (PMI) in Auftrag gegeben wird.
Der Auswertung zufolge belief sich der Konsum illegaler Zigaretten im Vorjahr EU-weit auf 35,8 Milliarden Stück, was einem Anteil von etwa acht Prozent am gesamten Zigarettenmarkt entspricht. In Deutschland waren es rund 1,7 Milliarden illegale Zigaretten mit einem Anteil von etwa zwei Prozent. Der Steuerschaden betrug 373 Millionen Euro.
Köln: Im Vorjahr fast zwei Millionen illegale Zigaretten sichergestellt
Auch in Köln hat der Zigarettenschmuggel Hochkonjunktur, ist doch die Gewinnmarge für die Täter vergleichsweise hoch. Im Jahr 2019 zog der Zoll hier noch 1,2 Millionen Zigaretten aus dem Verkehr, 2020 waren es drei Millionen, 2021 schon 8,7 Millionen und im Vorjahr 1,9 Millionen. 2021 bildete auch deshalb einen gewaltigen Ausreißer nach oben, weil der Zoll in jenem Sommer gleich eine ganze Serie aufdecken und Zigaretten sicherstellen konnte, die unter anderem in Kinderplanschbecken und Gymnastikbällen versteckt waren. Keine einzige war versteuert.
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So wie die meisten illegalen Zigaretten in der Region, so kamen auch diese am Flughafen Köln-Bonn an, einem Umschlagplatz des internationalen Warenschmuggels. Von hier soll die Ware in der Regel weiter transportiert werden in andere Länder in Europa oder auch außerhalb der EU. Doch bei der Überprüfung der Transportpapiere werden die Zollbeamten immer wieder misstrauisch und sehen sich die verdächtigen Sendungen näher an.
Gewerkschaft der Polizei bezeichnet Zunahme des Zigarettenschmuggels als „alarmierend“
Als „alarmierend“ bezeichnet die Gewerkschaft der Polizei (GdP), Abteilung Zoll, die Ergebnisse des KPMG-Berichts. Besonders beunruhigend sei der starke Anstieg des Anteils gefälschter Zigaretten, die aus illegalen Produktionsstätten innerhalb der EU stammen, sagt GdP-Sprecher Frank Buckenhofer. Vor allem in Deutschland erlebe der Konsum gefälschter Produkte einen regelrechten Boom. „Die Organisierte Kriminalität richtet ihr Augenmerk verstärkt auf Hochpreismärkte in Westeuropa, um ihre Gewinnspannen zu erhöhen“, sagt Buckenhofer.
Dank des „unermüdlichen Einsatzes“ der Zöllnerinnen und Zöllner würden immer mehr illegale Zigarettenfabriken in Deutschland entdeckt. „Aber der Kern des Problems wird nicht angegangen“, kritisiert Buckenhofer. Bei der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Geldwäsche fordert er mehr Tempo von der Politik. „Statt den Zoll schlagkräftiger, zielgerichteter und effizienter im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität auszustatten und auszurichten und zu einer Finanzpolizei auszubauen, verliert sich das Finanzministerium im Klein-Klein und in der Gründung neuer untauglicher Behörden, statt das Bestehende zu stärken und illegale Waren- und Finanzströme auszutrocknen.“ Im Klartext heißt das: Die Gewerkschaft fordert mehr Personal, eine moderne Ausstattung und effizientere Strukturen.
Millionen sichergestellter Zigaretten zu lagern, noch dazu weitere Schmuggelware und gefälschte Markenprodukte, stellt den Zoll in Köln auch vor logistische Herausforderungen. In den Zoll-eigenen Liegenschaften ist kein Platz dafür, stattdessen mietet die Behörde Lagerhallen an. Eine liegt im Rechtsrheinischen, von hier wurden im vorigen Dezember knapp neun Millionen Zigaretten zur Müllverbrennung nach Weisweiler gebracht, in einem unauffälligen Konvoi über die Autobahn, streng bewacht von bewaffneten Zollbeamten.
Kurz vor der Abfahrt hatte Behördensprecher Ahland noch auf ein weiteres Problem illegaler Zigaretten aufmerksam gemacht: Plagiate. Selbst die Experten vom Zoll können nicht immer auf Anhieb erkennen, ob es sich im Einzelfall um echte Zigaretten handelt oder um selbstproduzierte Billigprodukte, die bloß mit Etiketten namhafter Marken bedruckt sind. Laut KPMG-Bericht war im Vorjahr etwa jede dritte illegale Zigarette gefälscht – ein Anstieg von 71 Prozent bundesweit. „Rauchen an sich ist ja schon gefährlich“, sagt Ahland, „aber nachgemachte Kippen sind sicher noch gefährlicher. Niemand weiß, was da genau drin ist.“