- „The Screenshots“ lieben Satire und Absurdes.
- Die drei Musiker lernten sich über Twitter kennen und spielten zunächst anonym.
- Warum sie sich irgendwann als reale Personen gezeigt haben und alle dachten, sie kämen aus Krefeld , erfahren Sie hier.
Köln – Eigentlich sei das alles ein ganz großes Missverständnis. Sie kämen nicht aus Krefeld, sondern aus Köln. Nur weil die Mitglieder der deutschsprachigen Indie-Rock-Band The Screenshots „zum Spaß“ vor ein paar Jahren in einem Song den Namen der Stadt fielen ließen, würden nun alle denken, Krefeld sei ihre Heimat.
Diese Falschinformation wollen die drei Musiker endlich aus dem Weg räumen und haben sich für das Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein Kölsch-Brauhaus gewünscht: „Besonders im Winter liebe ich die überfüllten, lauten Brauhäuser, wo man sich so schön anbrüllen an, ohne dass das falsch rüberkommt. Deswegen macht es mich traurig, dass es dieses Jahr nicht so sein wird“, erzählt Kurt Prödel. „Wir haben uns erst aus Spaß gegründet und uns keine allzu großen Gedanken über diese Sache mit Krefeld gemacht. Aber eigentlich sind zwei von drei von uns aus Köln. Wir proben in der Nähe des Ebertplatzes, nehmen alles hier auf“, erklärt Prödel, der zusammen mit Susi Bumms und Dax Werner die Band formt .
Ein Trio aus Twitter-Avataren: Denn die drei lernten sich über die soziale Plattform kennen, wo sie hinter ihre Künstlernamen und ihre lustigen bis satirischen Tweets Tausende von Abonnenten scharen. Aufgrund ihrer großen Reichweite sparen sie auch mit persönlichen Details wie ihre bürgerlichen Namen oder ihrem Beruf. Ihre Anonymität war lange Zeit Programm. À la Gorillaz, die virtuelle britische Band („Clint Eastwood“), veröffentlichten sie von 2018 an ihre Musik zunächst als reine Internetperformer.
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Erste Live-Auftritt bei Jan Böhmermann
Den ersten Live-Auftritt hatten sie in Jan Böhmermanns TV-Show – blieben dort aber noch unerkannt. Dieses Korsett wurde ihnen aber doch zu eng: In dem Video zu ihrem Song „Wir lieben uns und bauen uns ein Haus“ zeigten sie sich Ende 2019 erstmals als reale Personen. „Wir wollten als Band wachsen“, so Dax Werner. Und Prödel: „Nach einer Weile belastete es uns: Man ist ja eine echte Person, es ist dann irgendwie albern, sich zu verstecken. Man will mit den Leuten sprechen, sich freier bewegen. Das war der Moment“. Der verlief dann unspektakulärer als gefühlt. „Es gab ja nicht so einen Masken-Runterreiß-Moment. Für uns war das ja eine größere Sache als für unser Publikum“, sagt Susi Bumms.
Nun veröffentlichen sie mit „2 Millionen Umsatz für eine einfache Idee“ schon ihre dritte Platte: handgemachter, schrammiger Indie-Pop-Rock, mit punktuell gröligem Gesang, der „so schön falsch“ klingt, wie ein Feuilleton befand. Viel authentisches Gefühl vibriert da in der Kehle mit – Perfektion sei was für Roboter, wirft Werner, die Hauptstimme, ein. Und was hat es mit dem Titel auf sich? „Wir fanden es witzig, von Umsatz zu sprechen: Es ist nicht einmal das, was man verdient, sondern das wäre ja der Gewinn. Es ist also wirtschaftlich gedacht und dadurch sperrig für eine Indie-Rockband. Aber so, dass es wieder lustig ist“, sagt Prödel.
Release-Show im Kölner Gebäude 9 fällt aus
So klingt der Nonsens, für den die drei Musiker sich sichtlich begeistern können: Der erlaubt ihnen auch, frei Schnauze ihre Intention hinauszuposaunen. „Wir wollen in die Charts. Es gibt keinen Plan B“. Absurdes, Selbstironisches, Schlaues, Tiefgründiges, Rühriges, Nerviges – all diese Facetten vereinen die Texte von The Screenshots. Das Album-Release sollte im Gebäude 9 stattfinden. Doch nach den jüngsten Corona-Auflagen „haben wir solche Veranstaltungen wieder einkassiert“, sagt Jan van Weegen vom Gebäude 9. Man muss sich aber keine Sorgen machen: Auf der virtuellen Bühne gedeihen die drei Musiker seit jeher ohnehin prächtig.
Das Album „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ ist am 16. Oktober erschienen.