Dombaumeister Peter Füssenich und seine Vorgängerin Barbara Schock-Werner, gerade zur Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins gewählt, sprechen über den Erhalt des Kölner Doms und seine Umgebung.
Debatte über Stadtbild„Rund um den Kölner Dom sieht es einfach nur scheußlich aus“
Man stelle sich in Paris vor die Kathedrale Notre-Dame und erfreue sich an ihrer frisch restaurierten Pracht. Man drehe sich um und genieße den Anblick grüner Bäume in der Parkanlage vor der Kirche. Anschließend wiederhole man das Gleiche vor dem Kölner Dom und beschreibe den Zustand dieses Areals. Die kurze Gedankenreise von Dombaumeister Peter Füssenich löste bei seinen Zuhörern grimmiges Gelächter aus.
In der Talkreihe„frank & frei“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in der Kölner Karl-Rahner-Akademie sprach Füssenich mit seiner Vorvorgängerin Barbara Schock-Werner über den Dom und seine Umgebung. Schock-Werner, gerade zur neuen Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins gewählt, formulierte ihre vom Moderator, KStA-Chefkorrespondent Joachim Frank, erbetene „Regierungserklärung“ als Kampfansage an die Stadt: „Rund um den Dom sieht es einfach nur scheußlich aus. Das Pflaster ist ein halber Flickenteppich, Dreck überall, kreuz und quer liegen umgefallene Fahrräder zwischen abgestellten E-Scootern herum. Das muss sich schnellstens ändern. Wir Kölner, unsere Gäste und Touristen sollen sich am Dom wieder wohlfühlen können.“ Dafür wolle sie sich stark machen.
„Hat denn niemand in der Stadt mehr ein Gefühl dafür, wie schön die Umgebung hier sein könnte?“, fragte Schock-Werner. Eine erste Verbesserung sieht sie in der Idee, Teile der Tiefgarage unter der Domplatte für Fahrrad-Stellplätze umzuwidmen. Räder müssten dann nicht mehr an sämtliche verfügbaren Gitter und Stelen im Umfeld von Dom und Hauptbahnhof gekettet werden.
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Schon bald wieder neues Baugerüst
Von den nie endenden Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten am Dom selbst konnte Füssenich viel Positives berichten: Zuletzt wurden drei große Fialen (Ecktürmchen) am Nordturm auf der Bahnhofseite aufgesetzt. Sie komplettieren die Gesamtansicht des Turms. Wer von der Domfront ein Foto ohne Gerüst schießen möchte, hat dafür nur noch begrenzt Zeit: Im nächsten Jahr wird der Nordturm für weitere Restaurierungsarbieten ein weiteres Mal mit einem Hängegerüst versehen.
Die Dombauhütte bedient sich für ihre Arbeit verstärkt digitaler Hilfsmittel. Erkennbar stolz berichtete Füssenich vom digitalen Zwilling des Doms, der die Aufnahme von Schäden und die Erfassung aller Maße in größerer Präzision ermögliche, als dies bislang der Fall war. Bis 2070 sollen alle Ziele, die sich die Hütte derzeit gesteckt hat, erreicht sein.
Rund acht Millionen Euro jährlich kosten Erhalt und Restaurierung des Kölner Doms. Die Stadt Köln übernimmt davon lediglich 155.000 Euro als Erstattung von Grundsteuer und Gebühren für die Ableitung des Regenwassers. 60 Prozent des Gelds kommen dagegen aus Mitgliedsbeiträgen, Lotterie-Erlösen und Spenden an den Zentral-Dombau-Verein. Füssenich dankte allen Unterstützenden: „Ohne Ihre Spenden wäre unsere Arbeit schlicht nicht möglich.“ Schock-Werner pflichtete ihm bei: „Jeder, der den Dom besucht und mit Gästen hingeht, sollte Vereinsmitglied werden und so zum Erhalt unseres besonderen Denkmals beitragen!“ Den Besuchern des „frank&frei“-Abends, die spontan einen Aufnahmeantrag unterschrieben, versprach die ZDV-Präsidentin eine Sonderführung im Dom durch sie persönlich.