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Sauberkeit und SozialarbeiterDas fordern Passanten und Anwohner für den Ebertplatz

Lesezeit 4 Minuten
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Die Diskussion um den Ebertplatz ist in den vergangenen Wochen voll entbrannt.

Köln-Innenstadt – Wie soll es weitergehen auf dem Ebertplatz? Braucht es mehr Polizei, um die Kleindealer dauerhaft zu vertreiben? Sollen – wie von der Stadt favorisiert – die westlich gelegenen Eingänge zugemauert werden, um die dunklen Ecken zu beseitigen? Oder ist eigentlich alles gar nicht so schlimm, wie es dargestellt wird?

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte am Dienstag zur Diskussion auf den Ebertplatz eingeladen. Viele Leser, Passanten und Anwohner haben sich rege beteiligt.

Wilm Lohoff:

Alles zum Thema Ebertplatz

Ich traue mich abends eigentlich nur noch mit Hund in diese stockdustere Passage. Meinen Köln-Besuchern sage ich immer: Meidet den Moloch. Von seiner Struktur her ist der Ebertplatz eine Schande, fast peinlich für eine Millionenstadt. Am besten schüttet man die Passage zu. Oder – das wäre die beste Sofortmaßnahme – man leuchtet sie hell aus. Dann traut sich auch kein Dealer mehr hin. Falls es am Geld scheitern sollte: Für ein paar LED-Strahler würde ich auch einen Hunni spenden. Und: Die Künstler sollten sich eine Art Selbstverpflichtung auferlegen und den Ebertplatz langfristig und nachhaltig mit Aktionen beleben.

Wilm Lohoff

Horst Weismantel:

Der Ebertplatz ist eigentlich eine Oase unter den Kölner Plätzen – denken Sie nur an den Barbarossaplatz. Dass die Dealer dort verschwinden müssen, versteht sich von selbst. Ich bin aber strikt gegen das Verschließen von Zugängen – das Ampel-freie Queren des Platzes ist einmalig und muss erhalten werden. Stattdessen sollten Rolltreppen und Brunnen repariert und der überdachte, westliche Teil freundlicher und heller gestaltet werden. Und der Platz sollte wieder belebt werden, zum Beispiel durch ein Sommer-Café, einen Weihnachtsmarkt und andere Aktionen.

Horst Weismantel

Roland Neuburg:

Überall in der Stadt gibt es solche Orte, denn sie sind aus Köln nicht zu verbannen. Eine Metropole muss so etwas aushalten können. Viel mehr sollten wir uns Gedanken machen, wie wir etwa über die Kunst, Kultur und Bildung Integration und Inklusion erreichen können. Auch die Politik darf Fehler einräumen.

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Christof Niehues:

Ich wohne seit 40 Jahren am Ebertplatz und mich stören nicht die Marihuana-Dealer, sondern betrunkene, pöbelnde Menschen – das sind übrigens meistens Deutsche. Aber hier geht es nicht um die Schuldzuweisung, denn das sind kranke Menschen, die dringend Hilfe benötigen. Und genau da sollte die Stadt ansetzen. Hilfe bieten, etwa durch Sozialarbeit.

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Der Ebertplatz: Wie kann man ihn wieder freundlicher und ansprechender gestalten?

Renate Eichholz:

Ich wohne seit Jahrzehnten in der Nähe des Ebertplatzes und habe die Entwicklung beobachtet. Als er angelegt wurde, galt das Prinzip der autogerechten Stadt, für Fußgänger ist er etwa architektonisch eine Katastrophe. Doch das lässt sich ändern: Wenn es wieder Angebote gibt, Sitzmöglichkeiten, Geschäfte und eine Infrastruktur, dann lösen sich wohl viele aktuelle Probleme von allein. Wir müssen das Leben zurück auf den Ebertplatz holen.

Renate Eichholz

Roland Kaschny:

Der Ebertplatz ist für mich und meine Tochter, die hier wohnt, eine absolute No-Go-Area. Man kann nicht einmal joggen gehen, ohne Drogen angeboten zu bekommen. Die Stadt hat den Platz aufgegeben, das Bebauungskonzept wurde jahrelang verschleppt. Wenn die Polizei nun Platzverbote ausspricht, dann ist das lediglich Augenwischerei.

Katarina Martinez:

Ich arbeite und wohne am Ebertplatz, und ich habe überhaupt keine Angst, hier rüberzulaufen. Die Eingänge zuzumauern ist eine totale Schnapsidee. Was soll das bringen? Dann hätten wir hier gar keine Künstlerszene mehr. Das wäre typisch Köln. Man darf auch nicht die Anwohner des Parks am Theodor-Heuss-Ring vergessen: Hierhin weichen die Dealer jedes Mal sofort aus, sobald die Polizei auf dem Platz kontrolliert. Abends ist es am Park stockdunkel. Letztens war eine Laterne kaputt, da hing auch noch ein Schild dran: Laterne kaputt. Das kann doch auch nicht sein.

Katarina Martinez

Dieter Endemann:

Der Ebertplatz leidet mit dem Eigelstein-Viertel seit je her unter einem schlechten Ruf, der durch die öffentliche Berichterstattung meistens verstärkt wird. Und zum schlechten Ruf kommt nun noch seine Vernachlässigung. Rolltreppen und den Brunnen instand zu halten, ist der Stadt wohl zu teuer. Es fehlt eine architektonische Lösung für den Platz und ein gerechter Umgang mit den Abgehängten, den Verlierern der Gesellschaft. Ihnen muss man sich zuwenden und Raum schaffen für Begegnung und Gestaltung – nicht allein als Kunstform, sondern als Alltagsaufgabe.

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Unser Volontär Martin Böhmer (M.) im Gespräch mit Passanten.

Iren Tonian:

Der Ebertplatz ist das Ergebnis einer verkorksten Sozial- und Asylpolitik. Denn es fehlt den Menschen an Perspektiven, es gibt keine Aufenthaltsräume, keine Begegnungspunkte, zu wenig Sozialarbeiter und Drogenbeauftragte. Der Platz ist komplett verwahrlost. Teile des Areals einfach zuzumauern, wäre eine Bankrotterklärung. Stattdessen muss die Stadt den Platz wieder attraktiver machen, etwa mit einem funktionierenden Brunnen, mit Bänken und neuen Chancen für die Menschen. Dazu muss die Stadt endlich die jahrelange gute Arbeit der ansässigen Künstler aufgreifen und im Dialog neue Konzepte entwickeln. Denn etwa während des City-Leaks-Festivals gab es viele positive, integrative Begegnungen. Ich hatte hier jedenfalls nie Angst.

Iren Tonoian