Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende hat sich bei der Eröffnung auch zur jüngsten Reform des Asylrechts der EU geäußert.
Ausstellung auf Kölner Neumarkt„Ärzte ohne Grenzen“ zeigen, wie wichtig ihre Arbeit ist
Kaiserschnitte sind die am häufigsten vorgenommenen Operationen ihrer Kolleginnen und Kollegen überhaupt. Das berichtet Parnian Parvanta von „Ärzte ohne Grenzen“ am Freitagmittag auf dem Neumarkt. „Frauen gebären immer Kinder, im Krieg, während Naturkatastrophen oder in Zeiten von Pandemien“, sagt die 41 Jahre alte Gynäkologin.
Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende eröffnete in Köln eine Ausstellung anlässlich des 30-jährigen Bestehens der in Bonn beheimateten deutschen Sparte der Hilfsorganisation, die bis Sonntag, 18. Juni, eindrücklich deren weltweite Arbeit vermittelt.
Ausstellung von „Ärzte ohne Grenzen“ auf dem Kölner Neumarkt
Es geht bei der Aktion in Köln neben der Vermittlung von Informationen auch um das Sammeln von Spenden, denn ob in der Ukraine, in Krisenländern Afrikas oder Asiens – überall brauchen die Mediziner Geld, um schnell und effektiv die größten akuten Nöte zu bekämpfen. „Das Leid und die Not sind überall auf der Welt präsent“, sagt Parvanta, „von dem Ziel, unsere Arbeit überflüssig zu machen, sind wir also leider weit entfernt.“
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Dennoch stimme es sie und ihre Kollegen auch positiv, dass die Deutschen im vergangenen Jahr mit Spenden in Höhe von 268,5 Millionen Euro trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage und im Anschluss an die Pandemie eine Rekordsumme in der Geschichte der Organisation bereitgestellt haben.
„Rund 90 Prozent unserer Mitarbeitenden stammen aus den Ländern, in die wir gehen“, führt Parvanta aus. Zentrale Tätigkeitsbereiche werden anhand von Schautafeln, Broschüren und Videos sowie ausgestellten Gegenständen zum Anfassen in den einzelnen Stationen des auf dem Heumarkt errichteten Zeltlagers erläutert: Mangelernährung durch Lebensmittelknappheit, Krankheiten und Seuchen durch Naturkatastrophen und den Klimawandel, Flucht und Migration aufgrund von Kriegen und Konflikten gehören zu den bedrückenden Schwerpunkten.
Krankenschwester Nelleke Smitsman, seit 2017 aktiv, führt am Freitagmittag eine Schulklasse herum und berichtet von ihrem jüngsten Einsatz im westafrikanischen Sierra Leone. Die Niederländerin zeigt kleine Päckchen eines kalorienreichen Nahrungsergänzungsmittels, mit denen etwa Kindern versorgt werden, die unter akuter Unterernährung leiden und „erst mal wieder aufgepäppelt werden“ müssten, wie die 61-Jährige erklärt.
Mehrere Logistikzentren in Deutschland oder Amsterdam würden die Auslieferung bereitstehender Ausrüstung in Kisten und Containern binnen Tagen in die betroffenen Gebiete organisieren, neben medizinischer Hilfe seien aber auch fast immer Kapazitäten und Fachpersonal für psychologische Betreuung und Anleitung der Menschen vor Ort vonnöten.
„Sehr viele Probleme und deren Ursachen auf der Welt könnten durch medizinischen Fortschritt, gerechtere Verteilung und ausreichend Finanzmittel längst behoben sein“, fasst Parnian Parvanta die globale Situation zusammen, die auch immer wieder Wut und Enttäuschung bei den Helferinnen und Helfern auslöse. So sterben beispielsweise immer noch sehr viele Menschen an Masern.
„Um die 100 Millionen Menschen sind aktuell weltweit auf der Flucht oder werden vertrieben“, so die 41-Jährige weiter, „dabei ist es ein Irrglaube, dass die meisten von ihnen etwa nach Europa wollen.“ Damit kommentiert die Ärztin den aktuellen und aus ihrer Sicht „desaströsen Beschluss“ der Europäischen Union zur Reform des Asylrechts und damit zum Umgang mit geflüchteten Menschen.
Weitere Informationen zur Arbeit der Hilfsorganisation sowie zu der Ausstellung auf dem Kölner Heumarkt, die täglich von 10 Uhr bis 20 Uhr (sonntags ab 11 Uhr), geöffnet ist, sind im Internet zu finden.