Gleich zwei Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine fanden zum Jahrestag statt. Wüst und Reker gedenken ukrainischer Kriegsopfer.
Am Dom heulen die SirenenReker weist Forderungen von Schwarzer und Wagenknecht auf Großdemo entschieden zurück
Am Kölner Dom heulten am Freitagabend Sirenen. Sirenen, wie sie vor genau einem Jahr in Kiew ertönt waren. Sirenen, wie sie im darauffolgenden Jahr noch mehr als 16.000 Mal ertönen sollten, um Ukrainerinnen und Ukrainer vor militärischen Angriffen Russlands zu warnen. Sirenen, wie sie Jana aus der westukrainischen Stadt Luzk vor einem Jahr hörte.
Jeden Tag Bomben, jeden Tag Sirenen
Im März flüchtete sie mit ihrer Mutter nach Köln, was ihr schwerfiel. Viele ihrer Freunde blieben in ihren Heimatstädten Kiew und Charkiw zurück. „Jeden Abend wissen sie nicht, ob sie am nächsten Morgen aufwachen werden. Jeden Tag fallen Bomben, jeden Tag hören sie Sirenen.“
Am Dom signalisierten die Sirenen den Auftakt zur Großdemonstration. Der deutsch-ukrainische Hilfsverein „Blau-Gelbes Kreuz“ hatte zum Roncalliplatz eingeladen. Schätzungen des Vereins zufolge zeigten etwa 5000 Menschen ihre Solidarität mit der Ukraine. Damit sei es die größte Demo zum Jahrestag des Kriegsausbruchs in NRW, so ein Vereinssprecher im Vorfeld zum „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Wüst: „Putin hat die Widerstandskraft der Ukraine unterschätzt“
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) lobte in seiner Rede das „unerschütterliche Streben nach Freiheit“ der Ukraine: „Putin hat die Widerstandskraft der Ukraine unterschätzt. Denn die Ukrainerinnen und Ukrainer haben niemals ihren Mut und Stolz auf ihr Land verloren.“ Er hieß außerdem alle Menschen in NRW willkommen, die „vor Putins Krieg fliehen“ und bedankte sich für die beispielhafte Hilfe des Blau-Gelben Kreuz.
Der Verein mit Sitz in Köln bezeichnet sich selbst als größte Organisation von Deutschen und Ukrainern. Unter anderem habe man in den vergangenen zwölf Monaten 2000 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine gebracht.
Daniella ist der Hilfsorganisation nach dem Kriegsausbruch beigetreten. „Wir sind alle sehr zusammengewachsen und haben vieles durchgemacht“, sagte die gebürtige Kölnerin. Was sie motiviert weiterzuarbeiten ist, dass die Ukrainer auch weitermachen. Sie hofft, dass sich der Demo mehr Menschen anschließen, als auf der Kundgebung am Samstag. Dazu hatten Unterzeichner des Manifests von Alice Schwarzer und der Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht aufgerufen.
Reker: Waffenlieferungen sind „einzige und richtige Möglichkeit“
Henriette Reker richtete sich in ihrer Rede gegen den Aufruf von Schwarzer und Wagenknecht, Waffenlieferungen zu stoppen: „Alle denen, die Sorge davor haben, dass Waffenlieferungen den Krieg verlängern, denen sagen wir ganz deutlich: Es ist die einzige und es ist die richtige Möglichkeit.“
Ob sie auf Deutsch oder Ukrainisch sprach, waren den Rednern die Emotionen anzuhören. Unter den Teilnehmenden waren viele Ukrainerinnen und Ukrainer, die ihre Landesflagge schwenkten. Einige riefen laut „Danke“, als auf der Bühne von deutschen Hilfsleistungen gesprochen wurde. Auch Mitglieder eines russischen Vereins, die sich als „unermüdliche Kriegsgegner und Helfer für die betroffenen Ukrainer“ bezeichnen, hatten zur Demo-Teilnahme aufgerufen.
Solidaritätskonzert für die Ukraine am Heumarkt
Am Nachmittag zuvor hatte am Heumarkt ein Solidaritätskonzert stattgefunden. Unter anderem traten die Bläck Fööss, die Paveier, Björn Heuser, Rolly und Benjamin Brings, Microphone Mafia, der Jugendchor St. Stephan, Stefan Knittler und JP Weber, die BeniRose-Band, Jürgen Zeltinger, Chanson Trotoir, der ukrainische Chor Voices of Peace und die ukrainische Sängerin Marianna Sadovska auf.
Zum Auftakt ging die ukrainische Sängerin Kristine Shon auf die Knie, „um den Heldinnen und Helden, die in der Ukraine für die Freiheit kämpfen“ zu danken. Der Chor Lucky Kids von Michael Kokott sang „Wir ziehen in den Frieden“ von Udo Lindenberg und „Friedenslied“ von Eddi Hüneke, in dem es flehentlich heißt: „Weniger Panzer und mehr Hirn.“