Die Initiative „Ring frei“ setzt sich dafür ein, den Radverkehr auf den Ringen vom engen Gehweg auf die Straße zu verlegen.
Die Stadt hatte ursprünglich angekündigt, die Planungen noch 2016 umzusetzen - nun ist von 2017 die Rede.
Für einen Workshop zum Thema verlangt die Verwaltung Geld von den Ehrenamtlern.
Köln – Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Ring frei“ haben sich am Montag mit einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt und sich über den städtischen Fahrradbeauftragten Jürgen Möllers beschwert.
Die Ehrenamtler warten sehnsüchtig auf eine Umgestaltung der Ringe, um den Radverkehr zu stärken. Als Möllers ihnen in der vergangenen Woche eine E-Mail schickte, dachte man zunächst, er wolle mit ihnen über einen geplanten Workshop zum Thema sprechen. Doch stattdessen fragte Möllers an, ob die Ehrenamtler die 5000 Euro teure Veranstaltung finanzieren könnten.
Vorgehen als Affront empfunden
Das Amt für Straßen und Verkehrstechnik hatte zudem bereits Kontakt zum Verkehrsplanungsbüro Via aufgenommen, das den Workshop organisieren soll – eine vorherige Absprache mit der Initiative gab es nicht.
„Wir empfinden dieses Vorgehen als einen Affront und als bewusste Verzögerung des Projekts“, heißt es in dem offenen Brief, den auch Joachim Schalke, Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Köln, und Hans-Günther Grawe, Sprecher der Einrichtungshäuser an den Ringen, unterzeichneten. Sie gehören zu den „Ring frei“-Unterstützern.
„Eine Verwaltung, die ihre Bürger erst nicht einbindet, aber dann schier anbettelt, um eine eindeutige Beschlusslage umzusetzen, konnte sich bisher keiner von uns vorstellen“, heißt es in dem offenen Beschwerdebrief. Denn der Umsetzungsworkshop wurde von der Bezirksvertretung Innenstadt und dem Verkehrsausschuss des Stadtrats bereits abgesegnet.
Die Initiative „Ring frei“ hat einen Zehn-Punkte-Plan entwickelt, der in das bestehende Radverkehrskonzept Innenstadt integriert werden soll. Im Kern geht es darum, die Benutzungspflicht für die Radwege auf den Ringen aufzuheben und eine verständliche, durchgängige und einheitliche Radverkehrsführung einzurichten.
Der Radweg soll auf die Straße verlegt werden und eine volle Fahrspur pro Richtung einnehmen. Für Autofahrer soll auf den Ringen eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern gelten.
„Wir haben den Eindruck, dass die Stadtverwaltung die Umsetzung hinauszögert“, sagte „Ring frei“-Sprecher Reinhold Goss dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Man werde als ehrenamtlich Engagierter zunächst herzlich umarmt und dann von einer Hürde zur nächsten geschickt. „Es dauert alles sehr lange und läuft über Schlaufen“, so Goss.
Keine Neuregelung vor 2017
Ursprünglich habe die Stadt angekündigt, den Radverkehr bis zum Ende des Jahres auf die Straße zu bringen. Mittlerweile sei jedoch erst von 2017 die Rede. Dass ein Workshop ohne Rücksprache mit den Initiatoren organisiert werde, sei irritierend. Dafür auch noch Geld einzufordern, sei nicht hinnehmbar.
Die Stadtverwaltung ruderte am Montag zurück. „Das wird so nicht stattfinden – die Stadt wird die 5000 Euro für den Workshop selbstverständlich übernehmen“, sagte eine Sprecherin. Es sei ehrenwert, wenn sich Bürger und Anlieger engagieren.