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Kampf gegen VerwahrlosungStadt Köln will drei Zugänge zum Ebertplatz schließen

Lesezeit 4 Minuten
Dieser Zugang zur Westpassage des Ebertplatzes an der Bäckerei Heinemann soll als einer von dreien mit einer Betonplatte geschlossen werden.

Dieser Zugang zur Westpassage des Ebertplatzes an der Bäckerei Heinemann soll als einer von dreien mit einer Betonplatte geschlossen werden.

Weniger Fluchtmöglichkeiten für Dealer, mehr Sicherheit für Passanten und die Aufwertung eines Angst-Raumes sind das Ziel.

Die Stadtverwaltung will der Verwahrlosung am Ebertplatz und dem offenen Drogenhandel mit härteren Maßnahmen und baulichen Veränderungen kurzfristig entgegenwirken und drei Zugänge und Abgänge zur sogenannten Westpassage schließen.

Eine Stadtsprecherin bestätigte auf Anfrage, dass es entsprechende Planungen gibt und damit einen Bericht der „Kölnischen Rundschau“. Eine Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung am 3. April sei in Vorbereitung, aber noch nicht endgültig abgestimmt.

Die Westpassage zieht sich von der Neusser Straße bis zum Eigelstein. Diese beiden Auf- und Abgänge sollen geöffnet bleiben, auch wenn die Rolltreppen seit langem kaputt sind und die überwiegende Mehrheit der Passanten die oberirdische Verbindung nutzt, weil der Durchgang durch die Passage ihnen zu dreckig, zu dunkel erscheint und dort unzählige Dealer nahezu unbehelligt ihre Geschäfte abwickeln.

Alles zum Thema Henriette Reker

Weniger Fluchtwege für Dealer am Ebertplatz

Der Plan sieht vor, die oberirdischen Zugänge am Sudermanplatz, an der Bäckerei Heinemann und der Ecke Ebertplatz/Neusser Straße mit Stahlbetonplatten zu verschließen. Dazu müssen vorab wohl auch die kaputten Rolltreppen ausgebaut werden. Auf der unteren Ebene sollen die Zugänge ebenfalls mit Stellwänden verschlossen werden.

Die Stadtverwaltung erhofft sich von dieser Maßnahme, dass der Raum übersichtlicher wird und die Polizei effektivere Sicherheitskontrollen durchführen kann, weil es für Dealer weniger Fluchtwege gibt. Ob sich damit die Drogenszene zurückdrängen lässt, ist aber fraglich. Bereits jetzt klagen Anwohner und Passanten, dass sie sich in die umliegenden Straßen am Eigelstein und am Sudermanplatz ausgedehnt hat.

Drogen-Hotspot Ebertplatz: Im Dezember stellten sich Innenminister Herbert Reul (CDU), Polizeipräsident Johannes Hermanns und Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Fragen der Anwohner.

Drogen-Hotspot Ebertplatz: Im Dezember stellten sich Innenminister Herbert Reul (CDU), Polizeipräsident Johannes Hermanns und Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Fragen der Anwohner.

„Wir sagen schon seit Jahren, dass diese Zugänge geschlossen werden sollen“, sagt Burkhard Wennemar, Vorsitzender des Bürgervereins Eigelstein. „Von uns aus hätten auch alle fünf Ausgänge geschlossen werden können, denn für Radfahrer und Fußgänger, die vom Eigelstein ins Agnesviertel kommen wollen oder umgekehrt, gibt es seit langem eine oberirdische Verbindung – sie müssen nicht durch die unterirdische „Passage“. Und der Zugang zu den Galerien, dem Copy Shop und der dortigen Gastronomie ist von der Platzseite her gewährleistet.“

Ebertplatz: Untere Ebene könnte als geschlossener Kulturraum erhalten bleiben

Der Bürgerverein wehrt sich gegen den Vorwurf, er trage die Schuld daran, dass sich die Planungen für einen grundlegenden Umbau des Ebertplatzes „um Jahre verzögert“ hat. „Wenn der Rat im März 2021 die ebenerdige Variante verworfen und direkt für die Variante Erhalt und Weiterentwicklung der unterirdischen Passagen/Räume votiert hätte, wäre die weitere zweijährige Verzögerung einschließlich der Einrichtung des Begleitgremiums überflüssig gewesen“, sagt Wennemar.

Die Position des Bürgervereins habe sich nicht verändert. „Wir sind gegen das Zuschütten, wollen die untere Ebene als geschlossenen Kulturraum beibehalten“, sagt Wennemar. Dieser könne von der Platzseite auch so gestaltet werden, dass er zugänglich bleibt und nur zu Veranstaltungen geöffnet wird. „Der Raum muss bleiben, aber der Fuchsbau-Charakter muss verschwinden. Dann wäre schon viel gewonnen.“

Bürgerverein will Westpassage als abgeschlossenen Kulturraum nutzen

Ein bloßes Abreißen und Einebnen der Westpassage kommt für den Bürgerverein nicht infrage. Das sei schon deshalb unrealistisch, „weil es sich bei den Passagen um Brückenkonstruktionen aus 80 Zentimeter dickem Stahlbeton handelt, die man wegsprengen müsste. Und weil ein großer Umbau angesichts der dramatischen Haushaltslage illusorisch erscheint“, sagt Wennemar.

Diesen Vorstoß hatte der damalige Stadtdirektor Stephan Keller (CDU) im Oktober 2017 unternommen, nachdem ein 22-Jähriger auf dem Ebertplatz nach einem Streit im Drogenmilieu erstochen worden war. Keller, inzwischen Oberbürgermeister in Düsseldorf, war damals von Henriette Reker in die Schranken gewiesen worden. Zumauern sei für keine Option. Gut sieben Jahre später stößt der neue Plan aber offenbar auf ihre Zustimmung.

Das Begleitgremium zum Eigelstein ist laut Burkhard Wennemar ebenso wie die Arbeitsgruppe Eigelstein des kriminalpräventiven Rates der Stadt Köln über den neuen Plan vorab nicht informiert wurden. „Wir haben noch keine Unterlage gesehen.“ Das Begleitgremium soll am 7. März tagen. Die Januar-Sitzung sei kurzfristig abgesagt worden.

Die Arbeitsgruppe Eigelstein, ein hochkarätig besetztes Gremium unter Beteiligung der Stadtdirektorin, des Polizeipräsidenten und den Spitzen der Kölner Verkehrs-Betriebe und der Abfallwirtschaftsbetriebe, muss sich mit dem Thema auch noch befassen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ reicht die erste Planung in den November 2024 zurück.

Die neuen Pläne der Stadtverwaltung werden auch von Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke (Grüne) befürwortet. „Auch aus meiner Sicht könnte man alle Auf- und Zugänge zur Westpassage schließen.“

Das Schließen der drei Zugänge zur Westpassage könnte, wenn der Stadtrat zustimmt, recht schnell durchgeführt werden. Auf der Ostseite des Ebertplatzes wird und kann sich an den Ab- und Zugängen nichts ändern, weil sonst die U-Bahn nicht mehr zu erreichen wäre.