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Einbruch in Kölner MuseumBausubstanz und Technik in „schlechtem bis sehr schlechtem Zustand“

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Das Museum für Ostasiatische Kunst ist ein Sanierungsfall.

Das Museum für Ostasiatische Kunst ist ein Sanierungsfall.

Seit Jahrzehnten ist klar: Das Museum für Ostasiatische Kunst ist ein Sanierungsfall. Warum tut sich in der Sache nichts?

Der jahrelange Sanierungsstau des Museums für Ostasiatische Kunst (MOK) hat laut Kulturdezernent Stefan Charles nicht für eine veraltete Sicherheitstechnik gesorgt. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte Charles auf die Frage, ob der Sanierungsstau auch die Sicherheitstechnik betraf, geantwortet: „Es liegen uns keine Informationen vor, die diese Vermutung bestätigen würden.“ Vorige Woche hatten bislang unbekannte Täter neun Kunstgegenstände im Wert von wohl mehr als einer Million Euro gestohlen – und seither steht die Frage im Raum, wie gut das MOK und die anderen Kölner Museen gesichert sind.

Baudezernent Markus Greitemann sagte: „Die getroffenen Sicherungsmaßnahmen waren so effektiv, dass die Einbrecher massive Gewalt anwenden und den Rahmen aus der Wand reißen mussten, um in das Gebäude einzudringen.“ Laut Verwaltung unternimmt die Stadt Köln alles, um die Sicherheit ihrer öffentlichen Gebäude zu gewährleisten, auch beim MOK sei „eine massive Sicherung implementiert“, der Bewegungsmelder habe ausgelöst.

Allerdings: In der aktuellen Information für die Ratspolitikern zum geplanten Zentraldepot für die Museen heißt es deutlich: „In einigen Museen entspricht die derzeitige Lagerung nicht den erforderlichen konservatorischen, sicherheitstechnischen und organisatorisch-logistischen Anforderungen und Standards. “

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Lange Mängelliste im Museum

Doch das denkmalgeschützte MOK aus dem Jahr 1977 hat in der Vergangenheit eine lange Mängelliste angehäuft. Im städtischen Haushalt schreibt die Verwaltung zu dem Gebäude am Aachener Weiher: „Die Bausubstanz und technischen Anlagen des Museums befinden sich in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand und müssen saniert werden.“ Bei den technischen Anlagen handelt es sich unter anderem um die Raumluft, Heizung, Elektrik oder Wasserversorgung. Zur Frage, was alles saniert werden muss, teilte eine Sprecherin mit: „Sofern eine Planung noch nicht begonnen hat, gibt es dementsprechend auch noch keinen Zeitplan oder ein konkretes Leistungsverzeichnis dessen, was saniert werden wird.“

13.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Das Museum hat eine Liste der gestohlenen Gegenstände während einer Pressekonferenz über den Einbruch im Museum für Ostasiatische Kunst übergeben. Es sollen wertvolle Exponate gestohlen worden sollen. Foto: Roberto Pfeil/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Liste der gestohlenen Gegenstände.

In der mittelfristigen Finanzplanung hat die Stadt Köln trotzdem bis 2027 insgesamt 17,4 Millionen Euro vorgesehen. Zunächst mal ist das ein reiner Posten im Haushalt, ob das Geld tatsächlich bis 2027 ausgegeben wird, ist nicht zwingend. Der Stadtrat müsste das Geld erst freigeben. Das Geld ist erstmal für eine Machbarkeitsstudie und die Vorplanung der Sanierung eingeplant, eine Sanierung ist also noch Jahre entfernt – zumal auch andere Museen Sanierungsfälle sind, beispielsweise das Museum für Angewandte Kunst oder das Römisch-Germanische Museum.

Stau bei den Kulturbauprojekten

Seit Jahrzehnten ächzt die Stadt Köln unter dem Sanierungsstau der bestehenden Häuser, dazu kommen Neubauprojekte wie das „Museum im Quartier“ (MiQua), die Historische Mitte am Roncalliplatz oder der Anbau am Wallraf-Richartz-Museum. In der milliardenschweren Liste der Großbauprojekte beispielsweise ist das MOK noch nicht mal aufgeführt, die Verwaltung hatte sie im vergangenen Oktober dem Stadtrat vorgelegt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte sich vom Rat eine Aussage erhofft, was die Stadt sich angesichts gestiegener Baukosten leisten kann und was nicht – doch bis heute hat der Rat in der Frage nicht viel Wesentliches entschieden.

Schon 2011 hatte das Kulturdezernat knapp 2,5 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre im MOK eingeplant, unter anderem für eine Dachsanierung und eine neue Klimaanlage. 2012 sprach die Verwaltung von einem dringenden Sanierungsbedarf der Klimaanlage, sonst hätte das ernste Konsequenzen: „Wenn die Anlagen nicht umgehend erneuert werden, muss damit gerechnet werden, dass die chinesischen Partner der Ausstellung ‚Glanz der Chinesischen Kaiser‘, die ab dem 14.09.2012 im Museum gezeigt werden soll, der Ausleihe der wertvollen Kunstgegenstände nicht zustimmen werden.“ Ein konstantes und stabiles Raumklima konnte damals nicht garantiert werden.

Hätten neue Fenster Sicherheit erhöht?

In einer energetischen Gebäudeanalyse aus dem Jahr 2019 thematisiert die städtische Gebäudewirtschaft die Fenster und die Glasfassade des Museums. Sie sollen demnach ausgetauscht werden. Zwar geht es in der Analyse vor allem um die Einsparpotenziale beim Energieverbrauch, aber dort findet sich auch ein Satz, der sich mit der Sicherheit beschäftigt. Dort steht: „Nebenarbeiten wie Planungskosten, Sicherheitstechnik, UV-Filter, Gerüststellung, Anschlüsse, Putz- und Fliesenarbeiten et cetera sind in der Kostenannahme enthalten.“

Hätte ein rechtzeitiger Fensteraustausch also die Sicherheitstechnik nicht doch erhöht, wenn die Stadt es schon selbst thematisiert? Bei einem gescheiterten Einbruchsversuch Ende Juni hatten die Täter ein Seitenfenster eingeschlagen, das danach notdürftig mit einer Holzplatte abgedeckt wurde. Und eben diese Holzplatte stemmten die Diebe bei ihrem erfolgreichen Diebstahl von der Wand und stiegen ein.

Die Stadt Köln verneint die Frage, ob durch den Austausch der Fenster die Sicherheit erhöht worden wäre. Bei der Modernisierung von Fensteranlagen werden laut Stadt auch die sicherheitstechnischen Anforderungen bewertet, um zu erfahren, wie viel die neuen Fenster kosten. „In der energetischen Gebäudeanalyse von 2019 wird jedoch Bezug auf eine energetische Gebäudeanalyse genommen. Bewertungen oder Empfehlungen zur Sicherheit wie etwa der Widerstandsfähigkeit von Fenstern sind nicht Bestandteil dieser Analyse.“