Innenstadt – Nachdem erst das Lokal Hammerstein’s vor gut drei Monaten geschlossen wurde und auch der Pattevugel sein etabliertes Innenstadt-Quartier verlassen hat, steht ein ganzes Geschäftsareal an der Ehrenstraße in Höhe der Kleinen Brinkgasse vor einem Umbruch. Dem Vernehmen nach soll in die Räumlichkeiten des zweigeschossigen, lange als Spitz bekannten Lokal und dem benachbarten Freizeitsport- und Spielwarenanbieters Pattevugel der neue Abkömmling der schwedischen Bekleidungskette H&M ziehen. Unter dem Namen „& Other Stories“ hat sich die jüngste Erfindung des Modegiganten im vergangenen Frühjahr bereits in Berlin, Barcelona, London, Paris, Mailand, Kopenhagen und Stockholm etabliert.
Stillschweigen vereinbart
Mit diesem dritten – neben der 2007 lancierten Collection of Style (Cos) – Geschäftskonzept wendet H&M sich Käuferinnen zu, die Luxusmode zu erschwinglichen Preisen suchen. Außer Oberbekleidung bietet „& Other Stories“ vor allem Schuhe, Handtaschen und Schönheitsprodukte.
Nach Angaben von Miriam Elbahi ist das Gerücht „nicht ganz weit hergeholt“. Bestätigen wollte sie aber lediglich, dass es „eine neue Planung“ gebe und vorerst mit den Mietern Stillschweigen vereinbart sei.
Die Sparkassentochter Deka Immobilien hatte die Häuser erst im Dezember 2013 an die Düsseldorfer Centrum Asset Management GmbH verkauft. Das gesamte Areal umfasst nicht nur die beiden Eckhäuser an der Ehrenstraße (mit Hammerstein’s und Daniels), sondern auch sämtliche Läden in der Kleinen Brinkgasse sowie das italienische Restaurant Via Bene in der Benesistraße.
Wo heute roter Teppich das marode Pflaster kaschiert, war früher ein berüchtigter Rotlichtbezirk. Anfang der 1950er Jahre waren beide Enden der Kleinen Brinkgasse ähnlich wie die Hamburger Herbertstraße mit versetzten Mauern verstellt, und lediglich männliche Bürger hatten Zugang. Als die Stadt Köln die Prostituierten Mitte der 60er Jahre aus ihrem Stammquartier vertrieb und das letzte Bordell schloss, schwärmten sogar Polizisten von der schönen Abschlussfeier, bei der Sekt und Kölsch flossen und die Puffmütter Schwarz trugen. (she)
Nicht unerheblich für die Weitervermarktung dürfte sein, dass die meisten Mieter – nämlich der eingangs erwähnte Pattevugel, (der noch nach neuen City-Räumen sucht, seinen Sitz in Sülz jedoch behält) und der bereits im Herbst geschlossene Edelimbiss Drei Fritsund sowie die gegenüber liegenden Geschäfte von Modedesignerin Marion Muck, der Brillenladen und das Nagelstudio – zwar an der Kleinen Brinkgasse liegen und nur über diese zu betreten sind, dennoch postalisch zur Ehrenstraße zählen, was automatisch eine 1-A-Lage indiziert. Dabei hat sich die Fußgängerfrequenz auf der Kleinen Brinkgasse mit Wegfall der Gastronomie und der großen Terrasse spürbar verringert wie auch der ehemals rote Teppichs auffällig an Farbe verloren hat.
Aus Sicht von Klaus Arck, dem Inhaber des seit mehr als 20 Jahren auf der Großen Brinkgasse ansässigen Goldschmieds „Der 4. König“ wäre es erstrebenswert, „wenn die Kleine Brinkgasse wieder durch Gastronomie belebt und durchlaufen wird“.