Köln – Vier Tage nach dem gewaltsamen Tod eines 25 Jahre alten Somaliers am Ebertplatz hat Polizeipräsident Uwe Jacob am Mittwochabend angekündigt, den Einsatz von Zivilfahndern auszuweiten und auch die Käufer von Cannabis stärker ins Visier zu nehmen als bislang. „Gäbe es die Kunden nicht, würden die Dealer auch nichts verkaufen“, sagte er bei einem Treffen des Bürgervereins Kölner Eigelstein im Gasthaus „Em Kölsche Boor“, in dem großer Andrang herrschte.
Die Käufer seien überwiegend Deutsche und würden zum Teil in den umliegenden Vierteln wohnen. Die Polizei setze bereits jetzt regelmäßig Zivilfahnder am Ebertplatz ein. Er werde dafür sorgen, dass sie ab sofort auch bis tief in die Nacht aktiv seien, so Jacob.
Brennpunkt der Kriminalität
Trotz aller Verbesserungen handele es sich beim Ebertplatz nach wie vor um einen Brennpunkt der Kriminalität. Auch bei der tödlichen endenden Auseinandersetzung am vergangenen Wochenende waren das Opfer und der gleichaltrige Täter, der ebenfalls aus Somalia stammte, nach derzeitigen Erkenntnissen der Ermittler in Streit über ein Drogengeschäft geraten.
„Der Ebertplatz ist in Köln der Ort mit der größten Polizeipräsenz“, sagte Jacob. Es sei vieles besser geworden, aber bei weitem nicht alles gut. „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass der Platz rund um die Uhr überwacht wird“, so der Polizeipräsident. In Köln gebe es sieben kriminelle Brennpunkte – auch die Anwohner dort würden die Präsenz der Polizei erwarten. „Der Ebertplatz ist nicht der gefährlichste Ort in Deutschland“, sagte Jacob.
Zwar werde von manchen so getan, das entspreche aber keineswegs der Realität. Die Polizei lässt zurzeit am Ebertplatz Masten für eine Videoüberwachung aufstellen. Die Kameras werden aber erst im Dezember geliefert und montiert.
Reker will Ebertplatz weiter beleben
„Man sollte nicht vergessen, dass ein Mensch sein Leben verloren hat“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie war dafür, den Ebertplatz weiter zu allen Jahreszeiten zu beleben. „Soziale Kontrolle ist die beste Prävention“, sagte sie und warb gleichzeitig um Verständnis, dass es in einer Millionenstadt nicht möglich sei, überall zugleich Sozialarbeiter einzusetzen.
Auch am Neumarkt gebe es Zustände, die den Anwohnern nicht gefallen würden. Damit bezog sich die Oberbürgermeisterin auf die Drogenszene dort, in der im Gegensatz zum Ebertplatz Heroin und Kokain gehandelt werden. Reker kündigte an, 2020 eine Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung des Ebertplatzes zu starten – ab dem Jahr 2022 werde der Umbau beginnen.
NRW-Innenminister Herbert Reul verteidigte seine Überlegung, ob der Weiterbetrieb der Kneipe „African Drum“ auf der unteren Ebene des Ebertplatzes, die ein Anziehungspunkt für eine bestimmte Klientel zu sein scheine, wirklich klug sei. „Ich habe nicht Sie persönlich gemeint, sondern das räumliche Problem“, sagte Reul an Lokalinhaber Samuel Obode gewandt. Er sei nach wie vor davon überzeugt, dass die verwinkelte Konstruktion der Passage problematisch sei, so Reul. Der Platz müsse neu gestaltet werden.