14 Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs bleiben viele Fragen offen. Ein Gutachten soll nun Klarheit und eine echte Perspektive bringen.
„Nicht so weit, wie wir sein könnten“So steht es 14 Jahre nach dem Archiveinsturz um das Loch am Kölner Waidmarkt
Auch 14 Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs am Waidmarkt wartet die Stadt auf das Gutachten, aus dem hervorgeht, wie die Perspektiven für den Ort sind, wann die Baustelle endlich abgeschlossen sein wird. Am 3. März 2009 um 13.58 Uhr stürzte das Stadtarchiv am Waidmarkt in eine Baugrube der Nord-Süd-Stadtbahn, zwei Menschen kamen ums Leben. Um diese Uhrzeit werden auch in diesem Jahr alle Glocken der Südstadtkirchen läuten, mit einer Schweigeminute soll der Opfer gedacht werden.
Das Loch mitten in der Stadt ist weiterhin unübersehbar, Sichtschutzwände trennen es hilflos von der Umgebung, versteckt werden kann es nicht. Die Jahre, in denen die Einsturzursachen ermittelt und Verantwortlichkeiten in umfassenden Gerichtsprozessen geklärt werden mussten, haben ein zügiges Vorankommen verhindert. Seit 2020 ist zumindest klar: Die Arbeitsgemeinschaft Nord-Süd-Stadtbahn Köln Los Süd (Arge) schließt die Baustelle. Bis Ende der 20er-Jahre hieß es zuletzt, heute geht manch ein Planer vom Jahr 2032 aus, vorher wird wohl keine Bahn unter dem Waidmarkt herfahren. Klarheit wird erst das Gutachten der Arge über den Zustand der Baugrube geben, das nach einigen Verzögerungen Ende März erwartet wird.
Kölner Waidmarkt: Das Ende der 20er-Jahre ist nicht das Ende der Baustelle
Anschließend dürften die Diskussionen um den weiteren Umgang mit dem Ort der Katastrophe wieder Fahrt aufnehmen. Denn Projekte, die in der Vergangenheit von Politik und Verwaltung noch entschieden bejaht wurden, stehen inzwischen infrage. Da ist etwa das Bauprojekt „K3“, eine Kulturhalle, die auf der Ebene zwischen den geplanten Bahngleisen und dem Waidmarkt entstehen soll. Die ehrenamtliche „Initiative Archivkomplex“ konnte Verwaltung und Politik einst von dem Plan überzeugen, in einer Resolution im Juni 2020 sprach sich der Stadtrat explizit für die Umsetzung aus. Nun steht der Plan infrage, wegen der eingeschränkten Nutzbarkeit des lauten und sensiblen Zwischenraums und – natürlich – wegen der Kosten. Politik und Verwaltung sind in der aktuellen Haushaltslage auf der Suche nach Projekten, die verzichtbar sind. Der Kulturraum gehört aus Sicht vieler dazu.
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Günter Otten, Ehrenamtler bei der Initiative, ist davon enttäuscht. „Der Ratsbeschluss für die K3-Halle ist ein Erfolg, für den wir gekämpft haben. Es wäre unsinnig, die Halle ohne Not aufzugeben. Wir möchten das Bauwerk, das ursächlich für den Einsturz ist, zu einem besonderen kulturellen Ort umgestalten“, sagte Otten dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Für den Rohbau sei die Kostenfrage längst geklärt, „statisch ist die Umsetzung auch machbar, wie wir von der Arge wissen“, so Otten weiter. Er hoffe, dass nach Veröffentlichung des Gutachtens nicht mit dem Argument Baugeschwindigkeit gegen den K3-Raum agitiert werde. „Es ist – ob mit oder ohne Bau – leider absehbar, dass es zu Verzögerungen kommen wird“, sagt auch Otten. Das Ende der 20er-Jahre scheint keine realistische Perspektive mehr.
„Die Stadtspitze geht sensibler mit dem Thema um als noch vor Jahren“
Dennoch ist er nicht ganz unzufrieden mit den jüngsten Entwicklungen. „Wir erleben durchaus, dass die Stadtspitze sensibler mit dem Thema umgeht als noch vor einigen Jahren“, sagte Otten. „Henriette Reker ist uns gegenüber aufgeschlossen, auch Stefan Charles hat, von außen dazugestoßen, sofort erkannt, welche Bedeutung der Ort für diese Stadt hat.“ Obwohl der Kulturdezernent den K3-Raum für verzichtbar hält. Klar ist: Eine Erinnerungsstätte soll es geben, vermutlich oberirdisch. „Es gibt erfreuliche Entwicklungen“, so Otten, „aber insgesamt sind wir nicht so weit, wie wir nach 14 Jahren sein könnten.“
Bauherrin des Projekts ist die KVB. Auch das Verkehrsunternehmen ist derzeit zum Abwarten gezwungen, das Gutachten hat direkten Einfluss auf die Arbeiten vor Ort. „Erst wenn die Ergebnisse und eine entsprechende Freigabe des Prüfingenieurs vorliegen, können die begonnenen Vorarbeiten für die Sanierung abgeschlossen werden“, sagt Jörn Schwarze, Technischer Vorstand der KVB. Und deutet an, dass weitere Verzögerungen nicht auszuschließen sind. Dafür sei die Baustelle schlicht zu komplex. „Wenn es durch die Auswertungen zu weiteren Verzögerungen im Bauverlauf kommt, ist dies aus Sicherheitsgründen unumgänglich.“