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Kölner Pilotprojekt „Ring frei“Neuer Ärger um geplante Radfahrer-Spur

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Die Stadt wandelt auf den Ringen eine Autospur in einen Radweg um.

Innenstadt – Die Stadt lässt bis zum Beginn der Sommerferien auf einem 450 Meter langen Abschnitt der Ringe eine Autospur in einen 2,50 Meter breiten Radfahrstreifen umwandeln. Die Mitarbeiter der Verwaltung und die Ideengeber bewerten das Vorhaben allerdings völlig unterschiedlich.

Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrsentwicklung, sprach am Donnerstag von einem „Vorzeigeprojekt“ zwischen Zülpicher Platz und Lindenstraße. „Das ist ein besonderer Tag für den Radverkehr“, sagte er.

Abschnitt auf den Ringen laut ADFC zu kurz

Die Vertreter der Bürgerinitiative „Ring frei“ und des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Köln bewerten der Verkehrsversuch völlig anders. Der Abschnitt für den Pilotversuch sei viel zu kurz und nicht durchdacht, lautet ihre Kritik. Besonders verärgert zeigen sie sich darüber, dass die Stadt in ihrer offiziellen Pressemitteilung behauptet, die Verwaltung habe den 450 Meter langen Abschnitt gemeinsam mit Ring frei und ADFC ausgesucht. „Das stimmt nicht, wir wollten, dass der Pilot bis zum Friesenplatz geht“, sagt Carolin Ohlwein, stellvertretende ADFC-Vorsitzende. „Diese Vereinnahmung ist schon sehr grenzwertig, kritisiert Ring-frei-Sprecher Reinhold Goss.

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Darüber hinaus ärgern sie sich über eine weitere Behauptung der Stadt. Demzufolge sei es notwendig, die Ampelanlagen an den Kreuzungen Lindenstraße/Schaafenstraße sowie Beethovenstraße/Schaevenstraße wegen des Pilotversuchs zu erneuern. „Das hat überhaupt nichts mit Ring frei zu tun, die Ampeln müssten so und so ausgetauscht werden, weil ihre Steuertechnik veraltet ist“, so Ohlwein.

Klaus Harzendorf und Patric Stieler, Leiter des Amts für Verkehrsmanagement, verweisen darauf, dass der Ampelaustausch mit der Einführung von Tempo 30 auf den Ringen zusammenhänge – auch diese Einschränkung gehöre zum Projekt Ring frei. Die alten Signalanlagen hätten sich auf die neue Geschwindigkeitsgrenze nicht richtig einstellen lassen.

Radspur nicht eigens eingefärbt

Ein weiterer Kritikpunkt der Initiativen bezieht sich auf die fehlende Einfärbung der neuen Radspur. Lediglich an zwei Stellen wird dieser mit roter Farbe markiert, ansonsten werden lediglich weiße Piktogramme anzeigen, dass es sich um einen Radfahrstreifen handelt, den Autofahrer nicht benutzen dürfen.

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Die Stadt will parallel zur Radspur auf der Straße auch den bestehenden, schmalen Radweg auf dem Bürgersteig beibehalten. Die Initiativen befürchten, dass der Pilotversuch damit verzerrt wird, weil kaum jemand für 300 Meter auf die Straße wechseln werde, wenn er auch auf dem Bürgersteig bleiben dürfe. „Außerdem gibt es mehrere Stellen, an denen die Autofahrer quer über die Radspur fahren müssen, wenn sie rechts abbiegen wollen“, sagt Carolin Ohlwein. Das sei gefährlich, weshalb sie verstehen könne, falls sich Radfahrer erst gar nicht vom Bürgersteig auf den Radweg trauen.

Der Umbau des Abschnitts kostet die Stadt 580.000 Euro. Radfahrer und Passanten sollen während der Testphase bis zum nächsten Sommer befragt werden. Die Stadt wird während dieser Zeit tagsüber das Parken auf dem Seitenstreifen verbieten, um dort Ladezonen einrichten und Abstellanlagen für Räder montieren zu können.