Innenstadt – Städtebaulicher Alptraum oder ein geniales Bauwerk? Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit sich Architekt Fritz Schaller 1964 in einem Wettbewerb für die Domplatte durchsetzte. Dennoch gibt es bis heute keine eindeutige Antwort auf diese Frage.
Klar ist nur, dass die Umbauung des Doms von Beginn an für hitzige Diskussionen sorgte. Dabei ging es zunächst allerdings weniger um das Projekt als solches. Das galt wegen des stetig steigenden Verkehrsaufkommens unter den Experten als nötig, um Fußgänger und Autos voneinander trennen zu können. So hatte sich Stadtplaner Rudolf Schwarz, der wesentlich für den Wiederaufbau Kölns nach dem Zweiten Weltkrieg zuständig war, bereits Anfang der 50er Jahre für eine solche Lösung ausgesprochen. Der Anlass war seine Einschätzung, dass der Autoverkehr ähnlich zur damaligen Situation in den USA immer schneller wachsen werde. Deshalb musste aus seiner Sicht für die Fußgänger unbedingt ein sicherer Übergang zwischen Bahnhof und Altstadt geschaffen werden.
Im Mittelpunkt der Kritik an der Domplatte standen zunächst eher architektonische Details. So störte sich der Rheinische Verein für Denkmalpflege unter anderem an der von Fritz Schaller geplanten geschwungenen Treppenanlage mit Rolltreppe, um den Bahnhofsvorplatz mit der Domplatte zu verbinden. Als Gegenentwurf forderte der Verein eine einfache, bequem begehbare Treppe, die etwa zehn Meter breit sein sollte. Die Rolltreppen wurden als „untragbar“ bezeichnet und sollten wegfallen. Schaller lehnte diesen Vorschlag jedoch als nicht zeitgemäß ab. Der Hauptbahnhof stehe in einem Winkel von 60 Grad zum Dom. Genau diese Beziehung nehme seine Gestaltung auf.
Der damalige Hochbaudezernent Heinrich Kleppe hielt eine Freitreppe generell für nicht möglich und sollte damit falsch liegen. Im Jahr 2005 wurde Fritz Schallers Zick-Zack-Konstruktion samt der mittlerweile maroden und verdreckten Rolltreppe abgerissen. Sein Sohn Christian Schaller baute an dieser Stelle die heutige Freitreppe.
CDU-Politiker Max Adenauer, bis 1965 Oberstadtdirektor, übte Kritik an den Betonpilzen entlang der Trankgasse. Sie erschienen ihm zu provinziell, wurden aber dennoch gebaut. Im Jahr 2013 wurden sie im Zuge der aktuellen Neugestaltung der Domumgebung abgebrochen, um einen freien Blick auf die Kathedrale zu schaffen.
Besonders deutliche Kritik an der Schaller-Gestaltung übten 1967 die Architekten Christian Kimme und Heinrich Franzen. Sie legten kurzerhand auf eigene Kosten einen Gegenentwurf vor, der die Wiederherstellung des historischen Domhügels vorsah. Zwei stufenlose Wege für schnelle Fußgänger sollten links und rechts hochführen. In der Mitte plante das Team für gemütliche Spaziergänger mit Stufen durchsetzte Anstiege mit geringer Steigung. Dazwischen sollten immergrüne Pflanzen als Windschutz dienen.
Mir gefällt die neue Freitreppe ausnehmend gut. Es ist so schön an warmen Tagen dort zu verweilen und einen Kaffee zu trinken oder ein Eis zu essen.
Man hatte immer den Eindruck, dass sich alle Architekten mit der Dom-Umbauung selbst präsentieren wollten und der Dom nicht mehr im Mittelpunkt der Planung stand. Leider ist das unmittelbare Umfeld auch nicht besser, kommt aus seiner provinziellen Mittelmäßgkeit nicht heraus.
Nicht ein Baum oder eine Blume. Da ist man direkt begeistert wenn man in Köln ankommt ...
Die Drecksecken sind weg. Das alleine ist schon ein Geschenk.
Egal wie man es macht, es gibt immer Leute die etwas zum motzen haben. Ich finde es so, wie es ist, gut. Die Drecksecken sind weg und der Aufzug ist auch gut zu finden.
Für alte Leute ungeeignet, da es zu wenig Möglichkeiten gibt, sich festzuhalten. Bei Regen sind die Stufen echt glatt. Der Aufzug muss man wie bekloppt suchen, wenn man nicht aus der Region ist. Aber schön aussehen tut es.
Dachte immer, das ist die Tribüne für den Rosenmontagszug.
Schön modern und Gestank und Drecksecken sind weg.
Besserer Hinweis auf den Aufzug wäre hilfreich.
„Die Rolltreppe war ein Unding“
Der heute 74 Jahre alte Christian Kimme, der mittlerweile als Architekt in Mainz-Kastel arbeitet, hält die Domplatte auch heute noch für eine Fehlplanung. „Ich habe das immer als Barriere empfunden, und vor allem die Treppenanlage mit Rolltreppe passte nie zu diesem Ort“, sagt er. Das Konzept eines Hügels hätte den Dom seiner Ansicht nach deutlich stärker in den Vordergrund gestellt.
Die Trankgasse wollten Kimme und Franzen für den Autoverkehr schließen und diesen stattdessen über einen Zentralring leiten. Die kreuzungs- und ampelfreie Einbahnstraße sollte von der Marzellenstraße unter dem Hügel zwischen Dom- und Dom-Hotel hindurch zum Domhof und dann weiter über die Bechergasse, Johannisstraße und Maximinenstraße wieder zurück zur Marzellenstraße führen. Trotz ihrer detailreichen Ausarbeitung scheiterten die beiden Architekten, da der Stadtrat nicht bereit war, die Entscheidung für Fritz Schallers Entwurf zurückzunehmen. Im Jahr darauf, 1968, begannen schließlich die Bauarbeiten.
Christian Schaller hält die Idee der Domplatte seines Vaters trotz all dieser Diskussionen weiterhin für richtig. „Die Verbindung zwischen Bahnhofsvorplatz und Dom mit der Altstadt funktioniert nach wie vor“, sagt er. Die Domplatte biete zudem immer Raum für Veränderungen, wie die neue Freitreppe und die aktuelle Umgestaltung im Osten zeigten. „Die Rolltreppe war aber ein Unding“, räumt Schaller ein. Zur damaligen Zeit sei das jedoch eine moderne und nachvollziehbare Idee gewesen.
Gleiches gelte für die Tiefgarage am Dom, die damals eine große Rolle gespielt habe. Heute sei die mit 600 Stellplätzen überdimensioniert und könne verkleinert werden, da die Nutzung des Autos in der Innenstadt zurückgehe. „Die Ausfahrt an der Trankgasse müsste eigentlich ganz weg“, sagt Schaller. Dann wäre es auch möglich, die römischen Mauerreste vernünftig zu präsentieren, die derzeit im Parkhaus mehr oder weniger versteckt seien.