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Neueröffnung in KölnIm Belgischen Viertel gibt es Air-Jordan-Sneaker für 10.000 Euro im Angebot

Lesezeit 3 Minuten
Sie taten sich für „Coziness“ zusammen: (v.l.) Philipp Khodaverdi, Sinan Senyurt und Bryan Kessler.

Taten sich für „Coziness“ zusammen: (v.l.) Philipp Khodaverdi, Sinan Senyurt und Bryan Kessler

In der Maastrichter Straße hat der Sneaker-Laden „Coziness“ eröffnet. Er bietet so manche Überraschung.

„Ich hätte es mir auch einfach machen und beim Online-Business bleiben können“, sagt Philipp Khodaverdi (26). Schließlich hat er sich schon mit 18 Jahren mit dem Handel von seltenen Sneakers selbstständig gemacht. Aber er will direkten Kontakt zu Fans und er will Neulingen seine Geschichte über diese abenteuerliche Welt erzählen. Deshalb hat er nun den Laden „Coziness“ auf der Maastrichter Straße eröffnet.

Im Keller ist weiterhin der Kölner Plattenladen „Groove Attack“

„Monsieur Courbet“, Spezialist für hochwertige, ausgefallene Männermode, ist hier ausgezogen. Geblieben ist im Keller der Plattenladen „Groove Attack“, der seit mehr als 30 Jahren zum Belgischen Viertel gehört. Oben gibt es nun exklusive Sneaker. Zum Beispiel ein Paar einer Sonderedition des Nike Air Jordan in Zusammenarbeit mit dem Modehaus Dior, natürlich nicht getragen. Davon wurden vor 20 Jahren nur 8000 Stück hergestellt, sie sind nummeriert und sie dürfen nur vorsichtig angefasst werden. Das Paar kostet knapp 10.000 Euro. „Das sind Sammler, die so etwas kaufen, das kann man mit Kunstwerken vergleichen. Manche nutzen die Schuhe als Investment. Solche Schuhe sind wertstabil oder steigen noch im Wert.“

Fast 10.000 Euro kostet diese Dior-Sonderedition des Nike Air Jordan.

Fast 10.000 Euro kostet diese Dior-Sonderedition des Nike Air Jordan.

Es müssen nicht immer gleich 10.000 Euro sein. In einer Glas-Vitrine steht Philipp Khodaverdis Lieblingspaar: eine Nike-Kooperation mit der Hip-Hop-Band De La Soul von 2005, damals ausverkauft, heute für 1000 Euro zu haben.

Drei Nächte vor Sneaker-Laden kampiert für Nike-Schuhe

Khodaverdi hat früher selbst oft nachts vor Läden kampiert, wenn die kontigentierte Neuware von den Herstellern erwarteten. Einmal waren es sogar drei Nächte – für den Schuh, den Nike mit dem Rapper Travis Scott gemacht hat. Offizielle Marken-Händler dürften auch solche (oft bewusst in knappen Stückzahlen angebotenen) Schuhe nur zum regulären Einzelhandelspreis von in diesem Fall 130 Euro anbieten. Khodaverdi verkaufte ihn einst für 1000 Euro weiter, inzwischen wird er für 1600 Euro gehandelt.

Er selbst ist kein offizieller Markenhändler, sondern bekommt seine Ware über gute Connections und das Internet. Doch es gibt im „Coziness“ auch durchaus Schuhe, die tatsächlich „nur“ etwa 120 Euro kosten. So etwa die Serie Adidas Campus. „Die ist derzeit extrem beliebt und im regulären Handel deshalb dauernd ausverkauft“, sagt er. „Aber es lässt auch schon wieder nach.“ Für Trends brauche man ein feines Gespür. Tiktok-Videos, Promifotos oder Filme erzeugen immer wieder neue Modewellen. Der Sneaker-Trend selbst sei aber sehr stabil. „Sneaker werden heute zu jeder Gelegenheit getragen.“ Und ins Geschäft kommen 14-Jährige genauso wie der 60-jährige Geschäftsmann im Anzug.

In der hinteren Hälfte des Shops bietet Bryan Kessler Designer-Mode, außerdem wird es Musikveranstaltungen und Lesungen geben.

In der hinteren Hälfte des Shops bietet Bryan Kessler Designer-Mode, außerdem wird es Musikveranstaltungen und Lesungen geben.

So ein Geschäft habe gefehlt. Köln gelte zwar nach Berlin als die Sneaker-Hauptstadt Deutschlands. Doch Pionier-Läden wie „The good will out“ sind inzwischen verschwunden, es gebe nur noch große Ketten, so Khodaverdi. Sinan Senyurt von der Kölner Agentur Urban Dreams brachte ihn mit Bryan Kessler(32) zusammen. Der DJ, Musikproduzent und Autor hat in einer Hälfte des langgestreckten Ladens seine „Factory“ eingerichtet. Er will junge Kölner Designer in das Geschäft holen, Ausstellungen und Lesungen organisieren. „Ich habe hier lange gegenüber gewohnt und als ‚Monsieur Courbet‘ auszog, dachte ich: Ich muss die Location hier beschützen, damit nicht ein Nagelstudio oder so etwas reinkommt.“

Immerhin habe das Ladengeschäft eine lange Musik-Tradition. Bevor „Groove Attack“ hier einzog, habe es im Keller ein portugiesisches Jugendzentrum gegeben, erinnert er sich. „Da wurden die ersten Hip-Hop-Partys gefeiert.“ Bryan Kessler plant, samstags immer einen Tea-Dance zu veranstalten. Dabei werden zwei „Selectionistinnen“ an der Tür stehen, die ungebetene Gäste fernhalten. Schluss sein wird immer um 22 Uhr. Wegen der Nachbarn. Damit es alle „cosy“, also gemütlich, haben.