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Spielen, lesen, reden„Digital Detox“ in der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz

Lesezeit 3 Minuten
Die Kirche St. Michael am Brüsseler Platz (Archivbild)

Die Kirche St. Michael am Brüsseler Platz (Archivbild)

„Kirche für Köln“ lädt in St. Michael zu handyfreien Abenden ein. Ziel: das Miteinander und Gemeinschaftserlebnis in einer digitalisierten Gesellschaft fördern.

Ein Cafébesuch war der Auslöser. Am Tisch neben Uli Merz, Diakon in St. Michael am Brüsseler Platz, saßen Jugendliche, die permanent auf ihre Telefone guckten, fast kein Wort wechselten und irgendwann das Café verließen. Merz erzählte im Team-Meeting davon, dachte, dass er in St. Michael gern einen Raum für „richtige Begegnungen von richtigen Leuten“ schaffen würde – einen handylosen Raum. Am Donnerstag, 12. September, sollen Besucherinnen und Besucher von 18 bis 21 Uhr spielen, reden, lesen, meditieren können. Nur aufs Handy gucken, ist in diesen drei Stunden verboten.

St. Michael ist nach dem Dom und St. Agnes die drittgrößte Kirche in Köln. Sie liegt an einem der belebtesten und beliebtesten Plätze Kölns, drumherum ist praktisch immer Leben. Drinnen aber wurde es lange immer leerer. Im Dezember 2020 hat sich dort eine katholische Gemeinde mit dem Namen „Kirche für Köln“ gegründet. „Jung, unangepasst und neugierig“ soll sie sein, hieß es. Pastoralreferentin Lisa Brentano sagte damals, man wolle „weg von der priesterzentrierten Kirche, weg von der frommen Soße“.

Kirche als Ort, an dem man sich wohlfühlt

Zielgruppe von „Kirche für Köln“ sind unter anderem Menschen, die ihre Schwierigkeiten mit der institutionellen Amtskirche haben, denen Kirche etwas fremd ist oder immer schon war. „Wir wollen die Schwelle zum Betreten einer Kirche, die für manche Menschen ja sehr hoch ist, wieder etwas niedriger machen. Und zeigen: Kirche kann ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt“, sagt Uli Merz.

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Und auch ein Ort, an dem man Menschen wirklich begegnen können soll. Im Kirchenraum steht eine Sofaecke, es gibt große Sitzkissen, eine Theke mit Getränken, bunte Lichter an den Traversen, Yogakissen in der Krypta. Hier spielt im Winter der „Cirque Bouffon“, es gibt Nachtflohmärkte oder jetzt eben drei Stunden ohne Handys. „Wir wollen hier einen Ort anbieten, der den Menschen gut tut, einen Safe Space“, sagt Merz. „Viele sind sich bewusst, dass sie zu viel am Handy hängen und viel zu viel Zeit damit verbringen. Und doch schaffen sie es nicht ohne“, schreibt Merz in seiner Einladung zu der Veranstaltung.

Ein Artist des Cirque Bouffon in der Kirche St. Michael (Archivbild)

Ein Artist des Cirque Bouffon in der Kirche St. Michael (Archivbild)

Interessierte können allein oder mit Freundinnen und Freunden kommen, das Lieblingsspiel mitbringen, das Buch, das sie schon immer lesen wollten; wer die Stille sucht, kann in der Krypta meditieren oder beten, wer Gespräche sucht, kann Merz oder seine Kolleginnen und Kollegen ansprechen. „Wir drängen uns keinem auf, stehen aber immer zur Verfügung für Eins-zu-eins-Kommunikation“, sagt Merz. Immer mal wieder soll es an den Abenden auch Livemusik geben.

Der nächste handylose Abend in St. Michael findet am Donnerstag, 10. Oktober 2024, in der Kirche statt. Danach geht es am 14. November und 16. Januar 2025 in der Krypta weiter. (gro)


www.kirchefuerkoeln.de

Kirche für Köln, St. Michael, Brüsseler Platz 13-15, 50674 Köln