Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten und Gäste diskutierten über den Ebertplatz, der zuletzt wieder Negativ-Schlagzeilen gemacht hatte.
Debatte über EbertplatzLösungen für Kölner Problem-Areal gesucht
Zuletzt machte der Ebertplatz wieder negative Schlagzeilen: Die Kölner Verkehrs-Betriebe legten ihren Busfahrerinnen und -fahrern nahe, wegen der Obdachlosen- und Drogenszene auf Toilettengänge am Ebertplatz möglichst zu verzichten. Mehrere Gewaltdelikte waren zuvor aktenkundig geworden.
Ende September zum Beispiel war ein 16-Jähriger bei einer Auseinandersetzung am Ebertplatz lebensgefährlich verletzt worden. Wenige Tage später schlug ein alkoholisierter 30-Jähriger auf Zivilfahnder ein, als sie nach einem Drogengeschäft einen Verdächtigen durchsuchten.
„Montagsgespräch“ über Zukunft des Kölner Ebertplatz
Umso dringlicher scheint die Frage zu sein, wie es um Gegenwart und Zukunft des ebenso betonlastigen wie verwinkelten Verkehrsknotenpunkts steht. Doch einfache und vor allem schnelle Lösungen sind nicht in Sicht, wie jetzt ein sehr gut besuchtes „Montagsgespräch“ des „Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten“ (BDA) im Domforum zeigte.
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Die Erwartungen an die seit Jahrzehnten geplante Umgestaltung sind so vielfältig wie die Bandbreite der Akteure, die sich mittlerweile um den Ebertplatz kümmern. Der BDA bemühte sich, das komplette Spektrum abzubilden – allein zwölf Teilnehmer zählte die abschließende Podiumsdiskussion.
Wiederbelebung und Verschönerung versus Drogendealer und Vermüllung
Zu Beginn des Abends zog Helle Habenicht vom Kulturamt ein vorläufiges Resümee der vor vier Jahren begonnenen Zwischennutzung. Zur Wiederbelebung der Platzfläche wurden in der finsteren Fußgängerpassage Kunsträume angesiedelt, Konzerte und Ausstellungen finden statt, der Brunnen sprudelt wieder. Zuletzt kam vorübergehend eine hölzerne Freitreppe hinzu, die einen neuen Zugang zur Platzfläche bildete.
„Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Maßnahmen hat eindeutige Erfolge gebracht“, so die Projektkoordinatorin. Das Image des Ebertplatzes habe sich verbessert, Politik, Stadt und Initiativen seien enger zusammengerückt. Auf der Negativseite stünden Schwierigkeiten, die Fläche in den Monaten Januar bis März zu „bespielen“. Auch der große Personalaufwand für die Stadt schlüge zu Buche, ebenso wieder aufflammende Probleme mit Vermüllung, Wildpinklern und Drogendealern. Habenicht sprach von einer „neuen Gruppe von jungen Männern, die ein hohes Aggressionspotenzial haben“.
Drei Erneuerungen für Kölner Ebertplatz stehen im Raum
Der Ebertplatz wurde schon in den 1990er Jahren als Problemfall bezeichnet. Rolltreppen wurden abgeschaltet, Geschäfte geschlossen. „Meine erste Pressemitteilung zum Ebertplatz ist von 1998“, so FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Es folgten seitdem immer wieder neue Anläufe für eine Umgestaltung. Ein konkretes Konzept liegt jedoch auch 2023 nicht vor.
Die Stadt prüft im Auftrag des Rats drei Varianten für eine Erneuerung. Die Einebnung der in den 1970er Jahren tiefergelegten Betonlandschaft steht ebenso im Raum wie die Sanierung des Bestandes sowie ein leichter Umbau. Auch Verkehrsbeziehungen sollen neu gedacht werden. Doch sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft klaffen die Vorstellungen auseinander, wie das Problemkind nachhaltig stabilisiert und herausgeputzt werden kann.
„Nur den Bestand zu sanieren käme für mich nicht in Frage“, so Ralph Sterck. Michael Weisenstein von der Linken hielt es hingegen für vernünftig, möglichst viel Bausubstanz zu erhalten. Der Betreiber eines der Kunsträume sah angesichts der zahlreichen Obdachlosen und Drogenkonsumenten in erster Linie Bedarf an Sozialarbeitern. Sie seien „der wichtigste und wirksamste Baustein, der am Ebertplatz noch fehlt“. Doch sie würden nicht eingesetzt.
Engagement der Stadt Köln in Sachen Ebertplatz
Kontrovers wurde auch die Frage diskutiert, wie sehr sich die Stadt künftig bei der kulturellen „Bespielung“ engagieren sollte. Eine langfristige „Alimentierung“ sei nicht sinnvoll, hieß es mehrfach aus dem Publikum: „Ein Platz muss aus sich selbst heraus funktionieren.“ Sobald dann Zuschüsse gestrichen würden, seien Rückschritte zu befürchten.
Vertreter örtlicher Initiativen, aber auch von Parteien wie den Grünen und der SPD, widersprachen. Der Ebertplatz dürfe die Stadt ruhig etwas kosten. Besucher Boris Sieverts sah in der sozialen Komponente sogar den eigentlichen Schlüssel: „Es könnte der erste Platz sein, der seine Aufwertung nicht durch Materialbewegung erhält, sondern durch Bespielung.“