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„Sing mich noh Hus“Vierter Fastelovendsgottesdienst in St. Agnes setzt Zeichen für Frieden

Lesezeit 3 Minuten

Am Montag kamen wieder rund 800 Jecken mit bekannten Künstlern zusammen, um in der Kölner Kirche St. Agnes kölschen Gottesdienst zu feiern.

„Fastelovend zesamme“, begrüßt Pastor Thomas Frings pünktlich um 18:11 Uhr eine auffällig bunte Karnevalsgemeinde. Mit dem vierten Fastelovendsgottesdienst lebte auch in diesem Jahr eine feierliche Tradition wieder auf. Etwa 800 Besucher waren gekommen, um gemeinsam mit großen Namen wie Bastian Campmann, Stephan Brings oder Stephan Knittler zu singen.

„Das ist jedes Jahr wieder etwas Besonderes, weil es so nah und so persönlich ist“, erzählt Peter Otten als Pastoralreferent der Agneskirche. Als im Coronajahr 2021 keine Karnevalsfeiern stattfinden durften und man befürchtete, dass auch an Rosenmontag die Stadt stillstehen würde, war die Idee zum Fastelovendsgottesdienst geboren. „Wir haben uns vorgestellt, dass die Musiker, die ja nichts zu tun hatten, ein bisschen über ihre Musik und die Bedeutung ihrer Lieder erzählen. Und dass wir sie dann zusammen singen.“, so Otten weiter.

Gesang für Toleranz und Liebe

Die Lieder, die am Montagabend in der Agneskirche ertönten, standen allesamt für Gemeinschaft, Unterhaken, Toleranz und ganz besonders für Liebe. „Wir werden frei sein, wenn wir uns lieben. Es wird vorbei sein mit allen Kriegen“, singt Brings in seinem emotionalen Song gegen Hass und Intoleranz. Nach wenigen Sekunden stimmte schließlich die ganze Gemeinde mit ein, um ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung in ihrer Stadt Köln zu setzen. „Seit 2017, seit wir diesen Titel produziert haben, gab es kein Jahr, in dem auf der Welt nicht irgendein Scheiß passiert ist. So konnten wir es immer wieder singen. Und das machen wir so lange, bis die Message endlich Realität geworden ist“, berichtet Stephan Brings über die Entstehung und Geschichte des Liedes.

Karnevalsgottesdienst in der Kirche St. Agnes.

Karnevalsgottesdienst in der Kirche St. Agnes.

Weitere musikalische Höhepunkte waren die beeindruckende Improvisation von Ebasa Pallada auf dem traditionellen Alphorn, die große Gruppe der Kölner Ratsbläser und der brandneue Song der Band „Kasalla“, die mit „Wenn ich ne Engel bin“ den offiziellen Song der Session 2024 präsentierten. Es handelt von der letzten großen Party am Grab und dem Optimismus, nach dem Tod eines geliebten Menschen weiterzuleben.

Hoher Besuch zum Jubiläum

Ein besonderer Ehrengast hat sich extra für die Predigt des Montagabends auf den Weg in die Agneskirche gemacht. Zum 222. Jubiläum des Hänneschen-Theaters war es das Hänneschen selbst, der in seiner Predigt gegen Menschenhass, gegen Diskriminierung und für einen bleibenden Zusammenhalt in Köln appellierte. Mit seiner Erzählung über Fanny Meyer, die als Mädchen aus der Südstadt im Hänneschen die Rolle der Großmutter Bestemo spielte, machte er sein Anliegen deutlich. Mit einem Juden als Vater wurde sie damals in ein Zwangslager und anschließend nach Auschwitz gebracht. Mit dem mehrfachen Ausruf: „Nie wieder ist jetzt“, positionierte sich das Hänneschen deutlich gegen den Hass, der hier keinen Platz finden solle.

Nach 44 Jahren der Mitarbeit im Theater war dies einer der letzten Auftritte des Puppenspielers Jacky von Guretzky-Cornitz, der dem Hänneschen lange Zeit seine Stimme geliehen hatte.

Fastelovend von überall her

Der Fastelovendsgottesdienst begeistert seit vier Jahren allerdings nicht nur die kölschen Urgesteine der Stadt. Teilweise nahmen die Besucher der Kirche weite Wege auf sich, um auch in diesem Jahr wieder dabei sein zu können. Unter anderem waren sogar Menschen aus dem Schwabenland im Publikum zu finden.

Auch außerhalb der Kirchenmauern erfreute sich der kölsche Gottesdienst großer Begeisterung. Da die kostenlosen Tickets für die Platzvergabe in der Kirche binnen weniger Tage komplett vergriffen waren, stellte die St. Agnes Gemeinde ihre Feierlichkeit online im Livestream zur Verfügung. Und diese Investition lohnt sich. Aus den vergangenen Jahren ist bekannt, dass mehr als 40.000 begeisterte Zuschauer den Gottesdienst virtuell verfolgen.