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Einsturz des StadtarchivsStadt Köln will externe Hilfe bei der Restaurierung

Lesezeit 3 Minuten
28.11.2023, Köln: Großbetonage auf der Baustelle am Waidmakt.

Foto: Michael Bause

Großbetonage auf der Baustelle am Waidmarkt

95 Prozent des Archivguts konnten aus den Trümmern am Waidmarkt in der Kölner Innenstadt geborgen werden. Der Rest ist unrettbar verloren.

Beim Einsturz des Historischen Archivs in Köln am 3. März 2009 sind unzählige Handschriften, Bücher und Dokumente verschüttet worden. Nahezu der komplette Bestand war betroffen. 95 Prozent des Archivguts konnten aus der Grube am Waidmarkt geborgen werden, fünf Prozent sind unrettbar verloren. Seitdem läuft die Restaurierung der 1,7 Millionen Objekte, die gereinigt, aufgearbeitet und digital gesichert werden.

30 bis 40 Jahren wird es dauern, bis die Restaurierung abgeschlossen sein soll – ein Generationenprojekt. Mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dafür ständig im Einsatz. Unter den geborgenen Archivalien befinden sich auch mehr als 330.000 Großformate, zu denen unter anderem Architektennachlässe mit Plänen, Zeichnungen, Entwürfen, Skizzen und Lichtpausen auf Papier gehören.

Das Kulturdezernat der Stadt Köln will den Auftrag für deren Restaurierung jetzt an externe Betriebe vergeben. Als Grund nennt die Verwaltung, dass die Anzahl an Architektennachlässen sehr umfangreich sei und die Bearbeitung der Großformate entsprechende Platzkapazitäten beanspruche. Diese würden jedoch parallel auch von anderen Prozessen innerhalb der Archivabläufe benötigt. „Da Einzelvergaben sehr arbeits- und zeitaufwendig sind, ist beabsichtigt, entsprechende Rahmenvereinbarungen abzuschließen“, teilte das Kulturdezernat mit.

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Die Stadt Köln will den Auftrag ausschreiben, so dass vier Restaurierungsbetriebe frühestens ab dem 1. April dieses Jahres die Arbeit aufnehmen könnten. Zwei davon will die Stadt mit jeweils 2000 Stunden beauftragen und weitere zwei mit jeweils 1000 Stunden im Jahr, so dass insgesamt jährlich 6000 Stunden zusammenkämen. Die Laufzeit der Verträge soll jeweils drei Jahre betragen, mit der Option auf Verlängerung um ein weiteres Jahr. In dieser Zeit lassen sich nach Einschätzung des Kultudezernats 20.000 Großformate instandsetzen.

Stadt Köln schätzt die Kosten auf 1,2 Millionen Euro

Die geschätzte Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro sollen in den jeweiligen Jahren 2024 bis 2026 durch eine Rückstellung der Stadt zur Wiederherstellung der Archivalien finanziert werden. Wie sämtliche beim Einsturz beschädigten Archivalien müssen die Betriebe die Großformate aus den Architektennachlässen reinigen und restaurieren. Darüber hinaus muss eine fotografische Dokumentation erfolgen. Die beauftragten Firmen sollen außerdem für jedes Großformat eine Schadensdokumentation anlegen und die jeweiligen Bearbeitungszeiten mit Hilfe einer vom Archiv bereitgestellten Software erfassen.

Wie die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs berichten, weist das aus den Trümmern geborgene Archivgut insgesamt sehr charakteristische Schäden auf – unabhängig davon, um welches Material es sich handelt. Demnach gehören Risse, Schnitte, Brüche und Fehlstellen sowie Knicke und Stauchungen zu den typischen Beschädigungen. Teilweise seien durch den Einsturz starke Deformierungen entstanden. Sogar ganze Buchblöcke konnten dem immensen Druck nicht standhalten, so dass sie verformt wurden.

Schmutz liegt auf jedem einzelnen Dokument

Auf jedem einzelnen Dokument befinden sich nach Angaben des Archivs alkalischer Betonstaub und Schmutz, der langfristig irreparable Schäden verursachen würde. Einige Dokumente seien zudem durch die teilweise monatelange Berührung mit Grundwasser, Erdreich und Bauschutt enorm verschmutzt. An vielen Stücken sind Feuchtigkeitsschäden entstanden.

Der Stadtrat soll in seiner Sitzung am 6. Februar entscheiden, ob der Auftrag für die Restaurierung der Großformate extern vergeben werden soll oder nicht.