Köln – Für Hans Mörtter ist die Sache sonnenklar: „Jeder Mensch hat das Recht auf ein eigenes Klo.“ Und das soll bitte schön in einer eigenen Wohnung stehen, über die man ganz allein verfügen kann. Housing First nennt sich das Konzept, das obdachlosen Menschen eine Wohnung mit eigenem Mietvertrag ohne Vorbedingungen vermittelt.
Der Vringstreff, die Begegnungsstätte und Beratungsstelle für Menschen mit und ohne Wohnung in der Südstadt, engagiert sich seit 2020 für Housing First. Südstadtpfarrer Mörtter ist Vorsitzender des Trägervereins des Vringstreffs, der mit der Bethe-Stiftung aus Bergisch Gladbach finanzstarke Unterstützung gewinnen konnte. Klaus Orth, Freund und Doppelkopfpartner des Stiftungsgründers Erich Bethe, erklärte, was man vorhat: „Die Stiftung stellt im Rahmen einer Spendenverdoppelungs-Aktion bis zu 60 000 Euro zur Verfügung.
Acht Menschen in sieben Wohnungen
Die Aktion ist auf drei Monate befristet. Dabei werden von der Stiftung Einzelspenden bis zu 2000 Euro verdoppelt. Das Geld wird ausschließlich für die Anschubfinanzierung von Wohnungen für Housing First Köln genutzt.“ Kai Hauprich und Emely Adamer vom Vringstreff betreuen derzeit acht Menschen im Housing-First-Projekt in sieben Wohnungen. Zwei hat der Vringstreff gekauft.
Kölner Obdachlosenhilfe: Verschiedene Geldgeber
Das Geld dafür stammt vom Düsseldorfer Verein Fiftyfifty/Asphalt. Auch Maler Gerhard Richter hat dem Verein einige Werke gestiftet. Damit zahlt der Vringstreff den für einen Kredit notwendigen Eigenanteil, den Rest des Kaufpreises finanzieren die Banken. Die Kredite werden bedient mit dem Wohngeld, das die Mieter von der Stadt bekommen. Fünf Wohnungen stellt die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft zur Verfügung.
Private Vermieter gesucht
„Bei uns geht es nicht darum, sich eine Wohnung zu erdienen. Etwa mit Abstinenz. Housing First bedeutet im Kern, dass die Menschen die Art und Weise selbst bestimmen, wie ihnen geholfen wird. Jeder ist selbst der beste Experte für seine Lebensführung“, beschreibt Hauprich das Konzept. Er ist seit kurzem als stellvertretender Geschäftsführer im Vringstreff für Housing First zuständig.
Jetzt sei das nächste Ziel, auch private Vermieter zu gewinnen. Vringstreff-Geschäftsführerin Jutta Eggeling erläutert das weitere Vorgehen: „Mit Mariele Millowitsch, Ex-Innenminister Gerhard Baum und Kasalla-Sänger Basti Campmann haben wir prominente Unterstützer. Und dank Cornel Wachters Kontakten zu Stroer werden wir auch öffentlich Plakate kleben können.“